WRESTLE X PAINT - HENDRIK ZIMMER

Das Reißen und Graben ist eine Art des Suchens nach der Malerei und ihres Stellenwerts, sagt Hendrik Zimmer über seine oft raumhohen Collagen aus vorgefundenen Plakaten. Der Städelschulabsolvent und Meisterschüler von Tobias Rehberger konzipiert Bilder, mit denen er die Bedingungen von Malerei grundlegend hinterfragt. Auch mit den Mitteln der Bildhauerei. Galeristin Heike Strelow sprach mit dem Künstler über sein Ringen um das Bild.

Wenn man dein Atelier betritt, stößt man auch auf Berge von Papier, Plakaten und anderen Druckerzeugnissen sowie größere und kleinere hölzerne Druckstöcke. Wie sehr bist du eigentlich Bildhauer, wenn du Bilder machst?

Momentan verwende ich oft die alte Holzschnitt-Technik. Schon das Aussägen und Freischnitzen der Druckstöcke ist reine Bildhauerarbeit. Ich mische die Disziplinen sehr aufmerksam und gerne. Die Papierschichten und die Farbschichten werden einzeln in Ebenen übereinander gelegt. Dieser Aufbau kommt schon eher aus der Bildhauerei. Die Motive spielen oft zusätzlich mit dem Thema Ebene und Raum. Ich fand es schon immer interessant, die Dinge zu benennen und dann etwas ganz anderes damit zu machen.

Ich fand es schon immer interessant, die Dinge zu benennen und dann etwas ganz anderes damit zu machen. Hendrik Zimmer
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Auch wenn es einige Arbeiten von dir in schwarz-weiß gibt, verbinde ich deine Bilder vor allem mit Farbe, dem vielleicht wesentlichsten Mittel der Malerei. Welche Rolle spielt sie in deinen Bildern?

Farbe spielt eine große Rolle. Sie erzeugt die verschiedenen Klänge eines Bildes, wie die Töne in der Musik. Die Oberflächen, Formen und Farben sind die Instrumente. Ich benutze auch Abrisse und Fragmente von Postern als Farbe. Die Bilder sind immer auch Kompositionen, die das transportieren, was ich vermitteln möchte und im besten Fall das Ganze beim Betrachter zum Klingen bringen.

In deinen Arbeiten vom letzten Jahr sind eindeutige Bezüge zu Bildern von Max Beckmann und Ludwig Hohlwein zu erkennen. Wie sehr siehst du dich eigentlich selbst in der Geschichte der Kunst verankert?

Wir sind die Gegenwart und die Kunstgeschichte von morgen. Meine Zeitgenossen und ich arbeiten jeden Tag daran, etwas Neues in die Welt zu stellen. Während des Kunststudiums gibt es Künstler, die einen besonders faszinieren. Bei mir waren es zu der Zeit vor allem auch viele Künstlerinnen wie Jenny Holzer, Louise Lawler oder Isa Genzken. Im Moment schlägt mein Herz mal wieder für alte Maler wie Max Pechstein, Ernst Ludwig Kirchner oder Karl Schmidt-Rottluff. Künstlerinnen und Künstler, deren Werk ich schätze, tauchen immer wieder als Zitat oder Hommage in meinen Arbeiten auf.

Gerade im Kontext der letzten Ausstellung "Morgen und Felder" wurde noch einmal deutlich, wie wichtig dir das tägliche Arbeiten im Atelier ist. Damit verbunden ist ein ganz anderes Konzept von Zeit und Raum als das der digitalen Welt. Wie sehr gehört dies zu deiner Suche nach der Malerei?

Es ist eine stetige Art zu arbeiten. Meist alleine mit dem Material im Atelier. Es gibt eine gute Stereoanlage und das Handy ist aus. Es entstehen Unikate, die, in dieser Art und Weise, nur ich machen kann. Ich denke, das ist eine Qualität die durch nichts zu ersetzen ist. Ein Mensch hat etwas gesehen oder erlebt oder hat einen außergewöhnlichen Gedanken und möchte das teilen. Tut er das mit eine Kunstwerk von hoher Qualität, haben andere Menschen die Möglichkeit, nicht nur das Erzählte aufzunehmen, sondern es direkt mitzufühlen. Kunst ist für den Betrachter der schnellste und bewegendste Weg seinen Horizont zu erweitern.

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Wir hoffen alle, dass zumindest ab dem Frühsommer auch wieder Ausstellungen und Messen möglich sind, was sind deine Pläne?

Im Juni findet eine Ausstellung in einer Madrider Galerie statt. Zudem zeige ich auch Werke auf der Volta Basel mit deiner Galerie - eine Messe, die nun statt im Juni im September stattfinden wird.