Mit ihren grünen Hügeln, Zypressenalleen und historischen Dörfern wirken die Landschaften der Toskana oft wie gemalt. THE FRANKFURTER ging auf eine Genuss- und Aktivreise nach Lucca und Barga, zwei traditionsreiche Städtchen mit ganz besonderem Charme. Zwei historische Luxushotels versüßen den toskanischen Traum.
Film ab! Der Palazzo aus dem 16. Jahrhundert, heute das Luxushotel Grand Universe Lucca, präsentiert das, was man ein filmreifes Ambiente nennt. Im herrschaftlichen Hideaway inmitten der Altstadt von Lucca, einer der bezauberndsten Orte der Toskana, könnte man Historienfilme drehen, ohne viel am Interieur verändern zu müssen. Trotz einer umfassenden Renovierung in den vergangenen Jahren ist noch viel edles Patina aus den verschiedenen Jahrhunderten im Boutiquehotel erhalten, in seinem Keller finden sich sogar Mauerfundamente aus römischer Zeit und Überreste eines antiken Glasbläserbrunnens. Seit 1857 ist der einst private Palazzo eine Nobelherberge, inzwischen gehört er zum Portfolio der Autograph Collection Hotels von Marriott International.
Weltberühmte Gäste gingen hier ein und aus, darunter Musikvirtuose Giacomo Puccini, der in Lucca geboren wurde. Selbstredend ist seine Suite heute nach ihm benannt. Wir empfehlen eine der neun großzügigen Suiten, die alle nach Dichtern und Komponisten benannt sind, zu buchen, um die Raffinesse des Interieurs in vollen Zügen genießen zu können. Auffallend sind die vielen Seidentextilien, die von der Seidenproduktion zeugen, die in Lucca eine lange Tradition hat. Von Traubenrot über Tannengrün bis hin zum toskanischen Sonnengelb strahlen die traditionellen Farben im ganzen Haus um die Wette. Hinzu kommen Wandteppiche, die als Motiv die Weinberge der Region aufgreifen und die filigranen Glas-Pendelleuchten aus den toskanischen Glasbläsermanufakturen.
LUCCA: SECRET PEARL OF TUSCANY
Über Pisa geht es für uns bequem mit dem Shuttle nach Lucca am Fuß der Apuanischen Alpen. Berühmt als die Stadt der 101 Kirchen war Lucca bereits im Mittelalter ein beliebtes Reise- und Pilgerziel, vor allem wegen der romanischen Kathedrale San Martino mit ihrer weltberühmten, bis heute hochverehrten Reliquie („das wahre Gesicht Christi“). Tipp: Vom begehbaren Glockenturm (Campanile) aus präsentiert sich die Stadt wie ein prächtiger Teppich. Die Lage unseres Hotels mit einem tollen Suitenblick auf die prächtige Piazza Grande und die Piazza Giglio – und auch die Kathedrale ist nur wenige Schritte entfernt – eignen sich ideal, um die Altstadt mit all ihren architektonischen Meisterwerken zu erkunden. Dazu locken an jeder Ecke Cafés, Eisdielen, süße Restaurants und Boutiquen. Alles ist fußläufig und in wenigen Gehminuten erreichbar. Für etwas weitere Strecken leihen wir uns im Hotel Fahrräder. Das zentrale Grand Universe Lucca Hotel ist unser Ruhepol und zwischendurch der Stopp für einen fantastischen Espresso aus einer dieser noch ganz traditionellen Kaffeemaschinen.
Gesehen haben muss man die Via Fillungo, eine mittelalterliche Gasse quer durch die Altstadt, wo es hinter bezaubernden Fassaden Schmuck, Fashion, Antiquitäten, Delikatessen und vieles mehr zu kaufen gibt. Romantisch ist auch der Spaziergang im Schatten hoher Bäume entlang der über vier Kilometer langen Wallmauer, welche die sehr gut erhaltene Altstadt komplett umschließt. Alle paar hundert Meter kann man vom Wall hinunter in die Stadt steigen und immer wieder Neues entdecken.
MOON OVER LUCCA
Wir haben das Glück eines Vollmonds über Lucca. Doppeltes Glück, da wir ihn von der Rooftop-„Champagneria Sommità“ unseres Hotels erleben können. Allein der Blick über die abendliche Altstadt und ihre einzigartige Schönheit ist bereits magisch, das Mondlicht taucht Lucca in eine fast unwirkliche Atmosphäre. Die Champagner- und Cocktail-Terrasse über den roten Ziegeldächern der Stadt bietet ein maßgeschneidertes Verkostungsmenü mit vier Cuvées und ein ausgewähltes Menü mit kulinarischen Kombinationen, die die Champagner aus dem Hause Martin Orsyn noch besser zur Geltung bringen. Auf der Karte stehen unter anderem Austern, Rindertartar mit schwarzem Trüffel, mit Brandy flambierte Garnelen und handgeschnittener spanischer Iberia Pata Negra-Schinken. Da diese wunderschöne Terrasse auch für das externe Publikum zugänglich ist, sollte man reservieren. Toskanische Cucina auf hohem Niveau bietet das Hotelrestaurant „Legacy“, unsere kulinarische Station nach einem weiteren Tag voller Besichtigungen und Shopping-Erlebnissen in Lucca.
BARGA: GREAT VALLEY VIEWS
Nach einigen Sonnentagen des feinen Müßiggangs in Lucca zieht es uns zu sportlicheren Taten. Und auch in dieser Hinsicht hat die traumhafte Region einiges zu bieten. Mit dem hoteleigenen Shuttle (Alternativ: Viareggio an der Küste) wechseln wir in weniger als einer Stunde zum Renaissance Tuscany II Ciocco Resort & Spa nach Barga, in einer ebenfalls entzückenden mittelalterlichen Stadt in der Provinz Lucca. Im mittleren Serchiotal gelegen, verteilen sich hier elf Ortsteile in einer größtenteils unberührt gebliebenen Naturlandschaft aus sanften Hügeln und Bergen. Wir wollen in Barga einige der vielen Naturwanderwege durch üppige Kastanien- und Eichenwälder und Weinberge erlaufen und ganz abseits vom Massentourismus – nichts gegen die mondänen Metropolen Pisa und Florenz! – eine luxuriöse Auszeit erleben. Herrschaftlich wie ein Schloss schmiegt sich die Resort-Perle an den Hügel über dem unberührten Serchiotal. Das ehemalige Privatanwesen wurde in ein Luxushotel mit 180 stilvollen Zimmern umgewandelt. Seine Lage ist mit einem Wort: Wow! Die Aussicht vom Balkon unserer Suite auf Barga und die Umgebung: nochmals Wow! Prominente sind in solchen etwas abgelegenen Luxushotels in der smaragdgrünen Toskana keine Seltenheit, und tatsächlich wurden auf diesem „Gipfel des Luxus“ schon Robbie Williams und Justin Bieber beherbergt.
THE „DEVIL“ IN THE FOREST
Bereits in der glamourösen Lobby entfaltet sich die toskanische Eleganz mit schmeichelnden Terrakotta-Farben, Kronleuchter-Decken und raffinierten Schnitzdesigns. Höhepunkt: die Penthouse- und Presidental-Suiten und ihre Valley Views der Superlative. Im Well Being Spa (erreichbar über den hoteleigenen Sky Walk), an den Innen- und Außenpools oder in einer der türkischen Badesuiten könnte es mit dem Faulenzen weitergehen, doch uns ruft der Wald! Vielmehr, der „Teufelssprung“, wie eine mittelschwere, fünfstündige Wandertour – nomen est omen – heißt (für schwerere Touren ist alpine Erfahrung notwendig!). Richtig märchenhaft sind die Wälder um Barga und entlang der ausgeschilderten Rund-Tour (Start/Ende Parkplatz Piazzale Pompeo Biondi) kann einem der „Teufel“ in Form von bizarren Steinformationen, heiklen Biegungen und knorrigen alten Bäumen begegnen. Eine tolle Herausforderung, aber nichts für Unsportliche. Ausgepowert und glücklich zurück lassen wir es uns auf der Terrasse des hoteleigenen Terrassen-Restaurants „La Verenda gutgehen. Serviert werden uns eine Reihe regionaler Pasta-Köstlichkeiten sowie Tagliatelle mit toskanischer Wurst und Trüffel. Für Neugierige: ausnahmslos fast roh kredenzt werden hier die typischen florentinischen Steaks. Vorbildlich: weit über das normale Maß hinaus wird auf bestehende Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten Rücksicht genommen.
FOR THIS YOU NEED COURAGE
Die Toskana bietet mehr als nur beschauliches Berg- und Alpinwandern. Beim Rafting und Flusstrekking in der malerischen Natur wird es gefühlt um Längen abenteuerlicher. Und auch wir nehmen uns eine Strecke mit vielen Adrenalin-Spots am Fluss Serchio vor – und stellen uns damit einer echten Challenge aus Konzentration und Körperbeherrschung. Watch out: Rafting sollte in dieser urwüchsigen Region nur planen, wer Stromschnellen, Untiefen und Strudel unterm Schlauchboot mit angenehmer Gänsehaut verbindet. Belohnt wird man dafür in den Canyons mit einer wilden, einzigartigen Flora und Fauna – und natürlich dem wohligen Gefühl, den eigenen Mut noch mehr herausgekitzelt zu haben. Es gibt organisierte Rafting- und Flusstrekking-Touren mit einem Guide.
„MOST BEAUTIFUL VILLAGE IN ITALY“
Dass einst die berühmte Medici-Familie ein großes wirtschaftliches Interesse an Barga und seiner Umgebung hegte (sie gaben der Bevölkerung Privilegien und Steuervorteile, um die regionale Wirtschaft anzukurbeln) ist bis heute in der 10.000 Seelen-Gemeinde sichtbar. Etliche der Villen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert sind erhalten, darunter der Palazzo Bertacchi, in dem die Großherzöge der Toskana residierten. Administrativ war Barga bis 1849 ein Teil von Florenz, was sich noch immer an der Florenz-nahen Sprache bemerkbar macht, die sich von anderen Orten in der Umgebung unterscheidet. Uns zieht es – auch wegen der grandiosen Aussicht – auf den Vorplatz des kleinen mittelalterlichen Doms San Cristofero, der das Dorf auf dem Hochplateau beherrscht. Von dort hat man einen atemberaubenden Blick auf die Berge der Toskana. Darunter die theatralischen Apuanischen Alpen und der Apennin. Sightseeing ist natürlich auch in der gepflegten Altstadt von Barga Pflicht: Sie steht wegen ihrer reichen Kunstschätze und malerischen Ursprünglichkeit auf der Liste der „schönsten Dörfer Italiens“. Fun Fact: Da in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts viele Menschen aus Barga nach Schottland auswanderten, trägt das Dorf heute außerdem den Beinamen „The most Scottish town in Italy“.
Ein gelungener Abschluss nach einer Woche auf kontrastreichen Wegen in der Toskana. Zuerst das quirlige Lucca, dann die landschaftliche Urgewalt von Barga. Es lohnt sich, mehr als Florenz und Pisa auf der Bullet List zu haben, auch die kulturellen Kleinode und landschaftlichen Perlen haben ihren großen Reiz.