Besondere Umstände erfordern besondere Ideen. Und da dieses Frühjahr an die für unseren FOOD-Autor Michael Wanhoff übliche schwelgerisch-genussvolle Recherche inklusive Töpfegucken und Küchentalk nicht zu denken war, hat er aus seiner Erfahrung geschöpft und empfiehlt diesmal drei Restaurants, die schon vor geraumer Zeit seinen Gaumen und sein Herz erobert haben.
Es waren entsagungsreiche Wochen, kulinarisch jedenfalls. Als erstes mussten sie schließen, so ziemlich an letzter Stelle standen sie auf der Öffnungsliste: unsere geliebten Restaurants. Und da der Urlaub von nicht wenigen eher in Deutschland verbracht werden wird, empfehlen wir in dieser Ausgabe Restaurants, die eine Reise wert sind. Oder deren Produkte man sich nach Hause liefern lassen kann, um mit Freunden daheim zu genießen.
SARAH HENKE, ANDERNACH
Unser erster Ausflug führt uns an den Rhein: Knapp 130 Kilometer von Frankfurt entfernt liegt Andernach. Das kleine Städtchen nahe Koblenz bezeichnet sich als „Essbare Stadt“, weil dort Grünflächen mit Pflanzen wie Mandeln, Pfirsich und Mispeln bepflanzt werden, die von der Bevölkerung frei geerntet werden können.
Mehr als nur essbar im Sinne unserer Empfehlung sind allerdings die Kreationen, die Sarah Henke in ihrem Restaurant YOSO zaubert. Die in Seoul geborene und in Deutschland aufgewachsene Sterneköchin hat mit ihrem Mann Christian Eckhardt (der sich mit seinem Restaurant PURS im gleichen Ort aus dem Stand zwei Michelin-Sterne erkocht hat) Andernach zum kulinarischen Hot-Spot gemacht. Ihre „Aromenküche“ besteht aus den vier Elementen, nämlich Feuer, Wasser, Erde, Luft – auf Koreanisch YOSO.
Sarah Henke spielt auf eine spannende und angenehme Weise mit ihrer Herkunft, ihre harmonischen Gerichte sind unterschiedlich in Geschmack und Textur, stets immer verbunden durch die Aromenvielfalt Asiens. Schon allein das YOSO ist einen Ausflug nach Andernach wert, meine Empfehlung lautet jedoch: Plant lieber gleich eine Übernachtung ein (am liebsten im Hotel Am Ochsentor) und genießt erst die Küche von Sarah Henke und am nächsten Tag die 2-Sterne-Künste ihres Mannes Christian Eckhardt im PURS.
REZEPT
CHRISTIAN STURM-WILMS, BONN
Wir befinden uns noch immer am Rhein, allerdings 35 Kilometer flussabwärts auf der rechten Rheinseite. In einem Stadtteil von Bonn liegt das Kameha Grand Hotel, der Name Kameha ist auch ein Teil der Frankfurter Gastronomiegeschichte und geht auf den Unternehmer Carsten K. Rath zurück. 2009 eröffnete der damalige Hotelier und heutige Managementberater das einzigartige Hotel am Bonner Bogen, das damals wie heute Maßstäbe setzt. Nicht nur die Architektur macht dieses Haus besonders, sondern auch seine herrliche Lage, Rheinblick und Bergpanorama inklusive.
Der SPA-Bereich des Kameha ist legendär, besonders Reden macht aber seit einigen Jahren Christian Sturm-Wilms von sich. Der junge, hochgewachsene „Koch des Jahres 2013“ überzeugt mit seiner Kombination aus japanischer und mediterraner Küche und wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
Passend zu seinen Gerichten findet sich im YUNICO eines der umfangreichsten Sake-Angebote Deutschlands. Besonders schön ist die familiäre Atmosphäre, der Service wird von Melanie Hetzel geleitet, der Lebensgefährtin des Küchenchefs. Bei beiden merkt man, dass der Beruf auch Berufung ist, beide leben für die Gastronomie. Ein perfekter Ort zum Genießen und Ausspannen!
REZEPT
JENS RITTMEYER, BUXTEHUDE
Zugegeben, Buxtehude ist kein Tagestrip. Rund 500 Kilometer von Frankfurt ist der Ort entfernt, an dem Hase und Igel um die Wette liefen. Dort, im „Alten Land am Elbstrom“, kocht Jens Rittmeyer. Sylt-Liebhabern wird er ein Begriff sein, schließlich verantwortete er lange die Küche des KAI 3 im Hotel Budersand. In seinem mit einem Michelinstern ausgezeichneten Restaurant No. 4 im Hotel Navigare hat Rittmeyer einen raffinierten, nordischen Küchestil etabliert und machte mit seinem Farm-to-Table-Konzept auf sich aufmerksam.
Noch größere Aufmerksamkeit erlangte Rittmeyer, der früher bei Dieter Müller (3 Sterne) und Dieter Koschina (2 Sterne) kochte, mit seinen Soßen. Mittlerweile sind sie sein zweites Standbein, er vertreibt sie im eigenen Onlineshop und sie dürften in ihrer Herstellung und Qualität einzigartig in Deutschland sein. Nicht ohne Grund gilt der gebürtige Hallenser als „Soßengott“. Unsere Empfehlung: Holen Sie sich Jens Rittmeyers Küche einfach nach Hause, in seinem Onlineshop gibt es ausschließlich aufwändig, handwerklich hergestellte Soßen.