RESTAURANT ZUM GOLDENEN STERN

Als Klaus Vogt 1975 nach Steinbach im Taunus kam, um als Koch im Gasthaus Zum Goldenen Stern zu arbeiten, wollte er eigentlich bereits nach kurzer Zeit wieder weiterziehen. 48 Jahre später steht er immer noch am Herd des Restaurants und begeistert seine Gäste mit zeitloser Küche und der für viele besten Gans im Großraum Frankfurt. Was das Playboy Magazin zum Erfolg beitrug, verriet er THE FRANKFURTER.

HISTORIC PLACE

Dort, wo Klaus Vogt Töpfe und Pfannen schwingt, werden Hungrige und Durstige bereits seit Jahrhunderten bewirtet: 1551 wurde der Goldene Stern erstmals urkundlich als „Billisches Haus“ erwähnt. Auch im Inneren des Fachwerkhauses im alten Ortskern von Steinbach scheint die Zeit still zu stehen. Holzgetäfelte Wände, Lampen mit Fransenschirmen, perfekt gestärkte weiße Tischdecken und Servietten prägen das Bild. Wer etwas über den Koch Klaus Vogt erfahren will, muss nur einen näheren Blick auf die gerahmten Speisekarten an den Wänden des Gastraums werfen – prägende Erinnerungen an Restaurantbesuche bei Legenden wie Paul Bocuse, Harald Wohlfahrt und Dieter und Jörg Müller.

„I COOKED WHEREVER SOMETHING WAS GOING ON“

Als Vogt in den 1960er-Jahren seine Ausbildung in Dortmund absolvierte, steckte die Kunst der feinen Küche in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Doch er hatte Glück: „Das war ein sehr guter Lehrbetrieb, das Aushängeschild der Thier-Brauerei. Mit einer eigenen Metzgerei und der Besitzer hat selbst gejagt.“ Im Anschluss verfeinerte Vogt seine Fertigkeiten in einem der ersten deutschen Sternerestaurants: „Selbst Blätterteig mussten wir selbst machen. Heutzutage fast unvorstellbar.“ Nach weiteren Stationen in Hotels an der Ostsee und in Garmisch-Partenkirchen („Ich habe überall gekocht, wo was los war.“) und einer kurzen Zeit als Leistungs-Schachspieler heuerte er schließlich im Gasthaus Zum Goldenen Stern an. „Das war damals ein reines Apfelweinlokal, mit Rippchen und Kraut. Nach einem Jahr habe ich gekündigt – ich wollte nicht mehr“, erinnert sich Klaus Vogt. Doch als ihm der damalige Eigentümer daraufhin anbot, das Restaurant zu übernehmen, ergriff er die Gelegenheit.

HONORED BY PLAYBOY MAGAZINE

Der Einstieg in die Selbständigkeit war zunächst schwer: „Ich habe am Anfang vielleicht 40 Mark Umsatz am Tag gemacht und dann beschlossen, mal etwas anderes zu machen.“ Die Idee, an bestimmten Abenden ein Wild-Menü anzubieten, brachte den Durchbruch: „Schon am zweiten Donnerstag war es hier gerammelt voll. Alle wollten Wild essen.“ Zusammen mit seinem Bruder Max, der in München Theaterwissenschaft und Germanistik studiert hatte und ihn dann in Küche und Service unterstützte, erkochte Klaus Vogt sich mit immer anspruchsvolleren Gerichten eine stetig wachsende Stammkundschaft, die nicht mehr nur aus Steinbach und der unmittelbaren Umgebung stammte. Mitte der 1980er-Jahre machte schließlich eine Empfehlung in der deutschen Ausgabe des Playboy-Magazins das Gasthaus vollends überregional bekannt: „Das war damals besser als jeder Michelin-Führer. In einer Rubrik mit Tipps für Gourmets stand: ‚an der Autobahnabfahrt Eschborn kochen zwei Brüder aus Steinbach‘. Dann ging voll die Post ab. Wir haben damals um 17 Uhr geöffnet, und um 17.30 Uhr waren hier schon 70 Gäste.“

GOOSE HYPE

Was seine Art zu kochen angeht, ist Klaus Vogt sich immer treu geblieben und serviert bis heute klassische, französisch-deutsche Gerichte wie Hummersalat, Rehrücken mit Pilzen und ganze Seeteufel mit Tomaten: „Das haben auch andere schon gekocht. Aber du musst natürlich die Produkte perfekt einsetzen und auf den Punkt garen. Wir machen alles à la minute.“ Wichtig ist ihm auch, dass seine Gäste wählen können: „Viele Lokale bieten nur noch ein Menü an. Das machen wir nicht. Wir haben eine normale Speisekarte. Das war früher eine Tradition und ist heute fast ausgestorben.“ Eine Spezialität des Hauses entstand aus der Anfrage eines Gastes, für ihn eine Gans zuzubereiten. „Urplötzlich haben wir im November und Dezember nur noch Gans gekocht.“ Bis zum heutigen Tag sind bereits Monate im Voraus einige Abende schon ausgebucht und Gäste reisen aus Städten wie München an, um in Steinbach Gans zu essen.

Die Idee, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet zu werden, die gab es nie. Aber die Produkte waren und sind immer sternewürdig. Klaus Vogt, Zum Goldenen Stern

Noch heute fährt Klaus Vogt jeden Morgen persönlich in den Großmarkt, um Waren bester Qualität einzukaufen: „Die Idee, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet zu werden, die gab es nie. Aber die Produkte waren und sind immer sternewürdig.“ Eine Leidenschaft, die seine zahlreichen Stammgäste, die ihm teilweise seit Jahrzehnten die Treue halten, zu schätzen wissen und die einer der Gründe ist, warum die Beliebtheit des Gasthofs Zum Goldenen Stern auch im fünften Jahrzehnt unter Klaus Vogts Leitung ungebrochen ist.