Die Corona-Pandemie hat die Gastronomie in die Knie gezwungen. Das, was man weltweit zum "Neuen Normal" erklärte, wird das Konsumverhalten und damit das gastronomische Angebot nachhaltig prägen, ist unsere Food-Expertin Heike Katharina Klauer überzeugt. Auch in Frankfurt legten Gastronomen ideenreichen den Turbo ein.
SUSTAINABILITY
Astrid Schmidt hat sich getraut. Die Inhaberin von Gudrun eröffnete Ende April in der Gutleutstraße ihre dritte Filiale und damit ihr erstes Ladenlokal. Die beiden vorherigen Gudrun Standorte in Eschborn und Schöneck sind Food Trucks. Mitten in der Krise ihr erstes Restaurant. Ihr Erfolgsgeheimnis? "Qualität, Freundlichkeit, Atmosphäre und genug Wechselgeld", sagt sie sind alles, was sie benötigt. Dazu kommen eine große Portion Herzlichkeit, Authentizität und das nötige Know-how. Bei Gudrun gibt es Suppen und Eintöpfe aus aller Welt. Salate und Bowls folgen. Astrid Schmidt verkauft ihre Produkte ausschließlich in nachhaltigen Weckgläschen und verzichtet auf Plastik. Sie setzt dabei ein klares Statement für Zero Waste - also Müll erst gar nicht erst anfallen zu lassen.
Zero Waste also auch beim Catering. Ein globaler Trend. In New York betreibt die Oberon Group mit der Rhodora Wine Bar seit Ende 2019 die erste Zero Waste-Weinbar inklusive Catering in den USA. Aber auch in Berlin sind Jasmin und David Suchy bereits 2018 angetreten, mit dem Frea ihr Motto "Zero Waste. Full Taste." zu leben. Bislang - trotz Corona - mit Erfolg. Gerade erst haben Sie ein Buch zu dem Thema herausgebracht.
FLEXIBILITY
VEGAN FUTURE
Nir Rosenfeld hat während des Lockdowns gleich zwei neue Restaurants eröffnet. Auf dem Grüneburgweg betreibt er jetzt mit Dominion Food Revolution sein drittes veganes Lokal nach Zeil Kitchen und Kuli Alma. Hier gibt es israelische Gerichte und Hamburger - vorerst als Take-away. Rosenfelds kleinen Vegan-Imbiss Moby auf der Zeil gibt es seit dem Frühjahr.
Ebenfalls in veganer Mission unterwegs ist Jane Tichy-Wullems. die Ernährungsberaterin, die mit "Lovely Dinner"-Events den Gastro Nomaden Trend nach Frankfurt brachte, veranstaltet unter dem Namen Jane's Kitchen vegane Koch-Workshops und bietet Catering ohne die Verwendung tierischer Produkte. Die veranstaltungsfreie Zeit innerhalb des letzten Jahres nutzte sie, um an der Rezeptur und Herstellung schmackhafter veganer Käse zu arbeiten. Mit Erfolg. Ihre Varianten, die sie als "Jane's Cheeze" auf den Markt gebracht hat, werden in guten Käsefachhandlungen angeboten. Grundzutaten der Cheezes sind Nüsse, vorwiegend Cashews, Pinienkerne und Mandeln. Es gibt frische und gereifte Sorten, die unter anderem mit Blütenmischungen, Kräutern und Holzasche verfeinert werden.
Eine Entwicklung, die sich bereits vor Corona abzeichnete, hat den Turbo eingelegt. Akteure in der Gastronomie sind flexibler geworden, die Kunden anspruchsvoller. Die neue Küche ist gesünder. Dabei spielen Transparenz und Nachhaltigkeit eine sehr viel größere Rolle als vor der Pandemie. Das alles setzt voraus, dass die Verbraucher bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Aber wer einen Sommer lang Tomaten auf dem eigenen Balkon angebaut und ihnen beim Wachsen zugeschaut hat, blickt ohnehin mit veränderter Wertschätzung auf Lebensmittel.