THE NEW BATH - EXPLORING SENSES

Das Badezimmer rückt in die Aufmerksamkeit unseres Zuhauses. Es bietet Entspannung vom anstrengenden Alltag und zunehmend ganzheitliche Gesundheitsfürsorge. Durch wohnliche Ausstattungen wird es zum Ort für gemeinschaftliche Treffen. THE FRANKFURTER zeigt die neuesten Trends - von Mini-Spas, Dusch-WCs bis zu Lichtduschen.

Bis in die 1980er-Jahre hinein galt das Badezimmer als "Nasszelle", wohin man sich voller Scham zurückgezogen hat. Seitdem ist viel passiert. Bad und Toilette sind immer weniger mit Tabus belegt und rücken durch gesellschaftliche Strömungen wie Wellness sowie Körper- und Schönheitskult in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das Bad wird neben Körperpflege vor allem zur Entspannung genutzt, aber zunehmend auch für die Gesundheitsvorsorge - und nicht zuletzt, um sich zu treffen. Laut einer Umfrage des Armaturen-Herstellers Grohe aus dem Jahr 2020 wünschen sich 63 Prozent der Deutschen ein Bad, das ihrem persönlichen Geschmack entspricht. Was zeigt, dass das Bad nicht mehr nur ein nüchterner, weißgefliester Raum bleiben sollte. Auch wenn die Deutschen im Schnitt über nur knapp acht Quadratmeter verfügen, durch geschicktes Interior Design können Bäder auf kleinstem Raum zu Erholungsoasen werden.

SOPHISTICATED SERENITY

Hochwertige Materialien, extravagante Designs und Wellness-Features bieten kompakten Luxus inmitten urbaner Hektik. Die "AXOR One"-Handbrause des Designerduos Barber Osgerby ist in der Oberfläche mit Gold-Optik veredelt (1). Edel und zeitlos zitieren die Badezimmerfliesen "Prestigio Onyx" von Ceramiche Refin den luxuriösesten aller Natursteine, den Onyx (2). Das Ceresio 7 Gym & Spa in Mailand stattete Dornbracht mit "Comfort Shower" und "Leg Shower ATT" in gebürstetem Messing aus (3). Papierspender "RS2" und Müllbehälter "RS1" von Vola fügen sich harmonisch in die Wand ein (4). Zum 100-jährigen Jubiläum hat Zucchetti den preisgekrönten Designer Alberto Meda samt Sohn Francesco eingeladen, die Armaturenlinie "Medameda" zu gestalten (5). Für "BettePond" mit einem Durchmesser von großzügigen 150 Zentimetern aus Titanstahl hat sich Designer Dominik Tesseraux am klassischen Badezuber orientiert (6). "Nexsys" von Kaldewei ist nicht nur mit dem bodengleichen eleganten Duschrinnenablauf ein Blickfang, sondern durch ein vormontiertes System sofort installationsbereit (7).
Qualität ist per se nachhaltig. Henry Walther

Drei Fragen an Henry Walther, Mitgeschäftsführer Decor Walther, Frankfurt. Sohn der Firmenmitbegründerin und Designerin Maiken Walther. Das 1973 gegründete Unternehmen zählt zu den führenden Anbietern im Segment hochwertiges Badzubehör.

Auf welche Bad-Accessoires sollte man nicht verzichten?

"Auf einen guten Kosmetikspiegel. Der macht zwar nicht schöner, ist aber immer ehrlich."

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Bad-Planung?

"Eine wesentliche. Qualitativ und formal ästhetisch. Denn Qualität in Materialität, Verarbeitung und Gestaltung, die überdauert, ist per se nachhaltig."

Welcher Typ sind Sie: Duschen oder Baden?

"Ganz ehrlich: Warmduscher."

TOTAL BLACK

Nach Autos und Küche wird nun auch das Bad schwarz: Kaum ein Hersteller, der nicht Waschtische, Badewannen oder Armaturen in der Farbe der Nacht anbietet. Schon seit längerem arbeiten der italienische Möbelhersteller Kartell und der Schweizer Badkeramik-Hersteller Laufen zusammen. Der kantige Waschtisch ist aus einem Stück und verfügt über einen extrem dünnwandigen Keramikkörper (1). Die Armaturen und Ausläufe von "Sailing", der neuen Linie von Yabu Pushelberg für Fantini, sind eine Neuinterpretation von Bootsklampen (2). Der Interior Designer Lex de Gooijer hat für ein Privathaus in Rotterdam die Armatur "VAIA" in schwarzem "Platinum" Mattfinish gewählt (3). Gumdesign hat den Waschtisch "Fonte" für Antoniolupi aus einzelnen Carrara-Marmor-Stücken geformt und mit Harz verbunden, sodass dieses spezielle Design entsteht (4). Spiegel von Ceramica Globo.

IT'S OH SO QUIET...NOT

Schon lange sind Bad und Toilette kein "stilles Örtchen" mehr. Im Bad wird heutzutage Musik gehört, telefoniert oder im Internet gesurft, ferngesehen, Sport gemacht - und auch Sex. Hier trifft sich die Familie, und vielleicht auch schon bald Freunde, wenn man zusammen abends nicht mehr im Wohnzimmer, sondern am Rand der Whirlpool-Badewanne sitzt. Die skandinavischen Länder machen es mit ihrer Saunakultur vor, wo gemeinsames Schwitzen selbst bei einem Geschäftsmeeting dazugehört. Was spricht also dagegen, das Bad als kleines, urbanes Spa einzurichten und so die Anstrengungen des Alltags hinter sich zu lassen? Oder es zum Wohnzimmer hin zu öffnen, so wie einst die Küche zum Essraum, so dass Familie und Freunde teilhaben können?

LIVING COLORS

Seit den 1980er-Jahren war das Bad schon lange nicht mehr so bunt wie heute. Wer sich nicht an eine farbige Keramik traut, der kann auch nur den Hintergrund farbig streichen oder mit speziellen Tapeten arbeiten. Burgbad ist spezialisiert auf Badmöbel, bietet mittlerweile aber auch die dazugehörigen Waschtische wie hier die Serie "Lavo" an (1). Auch Pflegebäder können gut aussehen, wie Hewi es mit der Linie "LifeSystem" mit sensorgesteuerten Armaturen vormacht (2). Badmöbel "Bob" von Ceramica Globo sind aus Dekton und Stahl (3). Mit der Badkeramiklinie "Sonar" hat Laufen einen großen Wurf gemacht: Die dafür verwendete Saphirkeramik ist extrem fein und robust. Das Design von Patricia Urquiola ist inspiriert von Schallwellen, die sich im Wasser ausbreiten (4).

SMART GADGETS

Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich außerdem noch einmal mehr unser Bedürfnis nach Gesundheit und Hygiene verstärkt. Das Bad ist das Zentrum dafür und entsprechend wird es mit smarten Gadgets ausgestattet. In öffentlichen Toiletten sind es etwa sensorgesteuerte Armaturen oder WCs, um nicht die Oberflächen berühren zu müssen. Im Privaten kommen elektrische Zahnbürsten hinzu, die uns über die Putzqualität informieren. Smarte Spiegel schalten fürs seelische Wohlbefinden das richtige Stimmungslicht und die passende Musik ein. Manche Zukunftsforscher glauben außerdem, dass die mit dem Arzt über das Internet kommunizierende Toilette bald in unser Bad einzieht. Noch ist das Zukunftsmusik, allerdings findet das Dusch-WC - einst Liebling der Japaner - immer öfter hierzulande Anklang. Es verspricht angenehme Reinlichkeit - und nicht zuletzt auch ein besonderes Erlebnis.

DIGITAL HEALTH

Smarte Gadgets im Bad bieten Entspannung, Vitalisierung und unterstützen zunehmend die Gesundheitsvorsorge. Hansgrohe kreiert mit "Raintunes" ein multisensorisches Erlebnis, das musikalischen Genuss unter der Dusche mit olfaktorischen und visuellen Stimuli verbindet (1). Es lassen sich individuelle Duschszenarien programmieren. Mit "Touchfree" bietet Dornbracht alle seine Waschtischarmaturen mit einer berührungslosen Steuerung an, die auf der Hochfrequenztechnologie basiert (2). Mit "SensoWash Starck f" präsentieren Duravit und Design-Ikone Philippe Starck ein Dusch-WC, das die gesamte Technik "unsichtbar" im Keramikkörper versteckt (3). Ein besonderes Duscherlebnis bietet die Lichtdusche von Keuco (4).

Smartes Design unmerklich integrieren. Dominik Wolf

Drei Fragen an Dominik Wolf, Geschäftsführer raumstation Interior Design, Frankfurt.

Alles bunt oder doch besser in Weiß?

"Ein zeitgemäßes Badezimmer-Design sollte sich an den Wünschen des Kunden orientieren. Es gilt, Lebensgewohnheiten und Rituale in ein stimmiges Konzept aus feinsten Materialien, harmonischem Lichtdesign und modernem Smart-Home-Komfort zu übersetzen."

Wie viel Smartness im Bad darf's denn sein?

"Die smarte Steuerung kann ein elementarer Bestandteil sein, aber niemals kompliziert und aufdringlich."

Ihr persönlicher Tipp für ein Entspannungsbad?

"Die positive, gesundheitsfördernde Kraft des Wassers in den Mittelpunkt rücken und das Bad zu einem wahren Erlebnis mit Spa-Charakter machen."

WONDER WOOD

Durch Versiegelung und spezielle Behandlung ist Holz im Bad mittlerweile kein No-Go mehr. "Rigo" heißt die Waschtischserie, die Patricia Urquiola für Agape gestaltet hat (1). Die Armatur "HV 10" von Vola wurde schon mehrfach kopiert, das Design des dänischen Architekten Arne Jacobsen bleibt seit über 50 Jahren unerreicht - hier in gebürstetem Edelstahl. Eiche oder Räuchereiche können durch ihr geringes Schwindverhalten auch im Bad verlegt werden, wie Bauwerk Parkett empfiehlt (2). Für die "Edition Lignatur" hat sich der Badspezialist Keuco mit dem österreichischen Naturholzmöbelhersteller Team7 zusammengetan (3).