Tourismus-Chef Thomas Feda ist mit Leib und Seele Weltreisender für die Marke Frankfurt. Beim Lunch im Thurn 'N' Taxis Palais ist diese Begeisterung absolut spürbar. Nur, dass er nicht mehr nach Riccione will, überraschte unsere Autorin Dr. Jutta Failing dann doch.
Mittagshitze, Autos hupen, der normale Rummel zwischen Zeil und Eschenheimer Tor. Draußen zieht Blaulicht vorbei. Thomas Feda schmunzelt: "Als ich vor bald 20 Jahren von Franken nach Frankfurt ging, gab mir mein Schwiegervater Pfefferspray mit, zu meiner Sicherheit. Der Ruf Frankfurts war damals nicht der beste." Gebraucht habe er das Spray nie. Selbst im raueren Bahnhofsviertel nicht, wo sein Büro ist.
CITY OF HOTELS
Thomas Feda kann gut reden. Und man hört ihm gerne zu, denn er baut Vertrauen auf. Etwas, das man in seinem Job besonders braucht. Schnell sind wir im urbanen Idyll des Palaishofs entflammt von den Bildern und Visionen des Chef-Touristikers: "In den nächsten drei Jahren kommen weitere 19 Hotels nach Frankfurt, meist Boutique- und Designhotels. Es geht etwas weg von der Kettenhotellerie. Die Neuzugänge bedeuten, dass bis zu 6.000 Zimmer gefüllt werden müssen.
TWO FACES
Zander mit jungem Spinat, "bitte ohne Kartoffeln". Der, der den ganzen Globus bereist, um Frankfurt und die Region Rhein-Main für Reiseanbieter und Kongressveranstalter schmackhaft zu machen und dabei auch mal in landestypische Kuriositäten wie "schwarze Käfer in Gelee" beißen muss, mag es kulinarisch "nicht zu kompliziert". Am liebsten esse er Karpfen. Thomas Feda sagt das mit fränkischer Heimatmelodie und Bodenständigkeit.
Als er einst überlegte, sich beruflich zu verändern und offen war, Frankfurt zu verlassen, lief er bei seiner Familie gegen eine Wand. "Frankfurt ist für sie jetzt das Zuhause." Dabei lebt die Familie gar nicht in der City, sondern auf dem Land, "mit zwei Pferden, drei Hunden, einer Katze und Schildkröten". Sonntags wird gemeinsam gegessen, das hat Tradition. Er sportelt viel und "hasst Rechtschreibfehler". Da mag der Offizier durchschimmern, der er bei der Bundeswehr war. Dass er außerdem ins Goethe-Kostüm schlüpft, sich auf der Dippemess aufs Kinderkarussell setzt und selbst bei Dauerregen charmante Miene macht, ist sicher seinem Sternzeichen Zwilling zu verdanken - unter diesem findet man nämlich keine Mauerblümchen.
TASTE OF RICCIONE
Rückblende. Thomas Feda ist Teenager - und er rebelliert. Nie wieder Riccione. "16 Jahre ging es in den Sommerferien dorthin. Jedes Jahr. Und immer mit mindestens zehn Familien aus unserem Dorf. In den Pfingstferien nur mit den Eltern nach Jesolo. Auch jedes Jahr." Der junge Mann aus Franken ging eigene Urlaubswege, inzwischen kennt er die Welt. In Riccione war er später mit seiner Frau, erlebte nochmal vertraute Straßen und erfuhr, dass die alte Pensionswirtin verstorben war. Noch in den 1970er Jahren eine der ersten Adressen an der Adria, die sich auch Arbeiter leisten konnten, ist der Teutonengrill inzwischen merklich abgekühlt. Da half auch eine echte Altstadt nicht. Was ihm früher gefiel, setzt Thomas Feda moderner um: "In diesem Jahr reisen wir mit den Pferden auf die Nordseeinsel Texel. Mit dabei sind befreundete Familien, insgesamt 25 Personen. So eine Gemeinschaft war in Riccione immer toll."
SKY WALK
Was kommt, Herr Feda? "Die E-Roller! Ich bin schon ganz heiß darauf! Da ich viel in der Stadt unterwegs bin, wäre ein Dienst-Roller klasse." Wünsche? Die Skyline könnte erlebbarer sein - das "Wolkenkratzerfestival" war eine der erfolgreichsten Veranstaltungen überhaupt. Wenn Touristen die Chance hätten, wie in New York auf einigen Hochhäusern zu stehen, wäre das eine fantastische Sache. Solche Plattformen müssten im Vorfeld bei der Bebauungsplanung berücksichtigt werden. Ich träume außerdem von einem festen Musical-Haus."
Könnte es da in Zukunft nicht eng werden auf den Bürgersteigen bei den angepeilten Superlativen? "Wir brauchen starke Partner aus der Region, um nicht alles geballt in Frankfurt zu haben." Ökonomisch denken, ökonomisch lenken, heißt das. Kurz, die Touristen weglocken von den Hotspots und die "zweite Reihe" attraktiver machen. Andere europäische Metropolen versuchen es schon so.