THE END OF BORING NOTEBOOKS - NUUNA & BRANDBOOK

brandbook entwickelt seit 25 Jahren individuelle Notizbücher für Unternehmen. Für die eigene Marke nuuna kooperiert das von Frauen geprägte Team mit bekannten Designer:innen und Künstler:innen. Ihre Bücher sind eine Hommage ans Schreiben auf Papier, findet nicht nur THE FRANKFURTER.

Seit dem Aufkommen digitaler Medien wird das gedruckte Buch totgesagt: Print is dead. In Frankfurt-Sachsenhausen tritt ein engagiertes und kreatives Team den Beweis an, dass dem nicht so ist. Brandbook feiert dieses Jahr 25-jähriges Jubiläum – und damit mehrere Millionen Notizbücher, die das Unternehmen in dieser Zeit für Marken weltweit produziert hat. Vor zehn Jahren kam dann die eigene Marke dazu: Unter nuuna präsentiert das von Frauen geprägte Unternehmen eigene Notizbuch-Designs für den Endkunden, die extrem frisch und zeitgeistig wirken.

GEN Z LOVES PAPER

Gerade weil so vieles digital passiert, erlebt das Schreiben auf Papier als Gegentrend eine Renaissance. Vor allem die Gen Z entdeckt das Notizbuch oder das Bullet Journal wieder für sich. Die eigenen Gedanken formulieren, Träume und Wünsche skizzieren, Souvenirs aufkleben – haptisch erlebbar auf Papier. Wer in ein Notizbuch schreibt, der gibt dort die Essenz seines Seins und Werdens, oder einfach nur die Essenz des Tages hinein. So wird das Buch, indem sich zunächst unbeschriebene Seiten aneinanderreihen, zu einem ständigen Begleiter, zu einem Freund, mit dem man das Intimste teilt.

MADE IN GERMANY

Ende der 1990er-Jahre, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte, sollten die Werber Sabine Kochendörfer und Bernd Griese für einen internationalen IT-Kunden ein Werbegeschenk entwickeln. Die beiden Geschäftspartner, die auch privat ein Paar waren, schlugen ein Notizbuch vor, das im individuellen Look der Marke gestaltet werden sollte. Das Notizbuch wurde ein Erfolg und brandbook war geboren. Griese und Kochendörfer waren so begeistert von der Idee, dass sie nach einiger Zeit die klassische Werbung verließen und sich nur noch aufs Notizbuchmachen konzentrierten. Während Griese für alles Kreative und die Produktentwicklung verantwortlich war, kümmerte sich Kochendörfer um die Produktion und den Vertrieb. Mit der Zeit baute sich das Team in Deutschland ein Netzwerk an Druckereien, Papierherstellern und Buchbindereien auf, von dem es heute noch profitiert. Denn eins ist bei brandbook gesetzt: Made in Germany. „Da gibt es nichts dran zu rütteln“, so Sabine Kochendörfer. Und auch, wenn die Preise für die individuellen Markenbücher im Vergleich zu Produktionen in Asien teurer wären – Kunden wie Aston Martin, Breitling, Cartier, Google, Kempinski oder Yves Saint Laurent gingen diesen Weg mit. Qualität hat ihren Preis.

OUTSTANDING MATERIALS

Es ist die besondere Kreativität, mit der das Team um Kochendörfer an die Projekte herangeht, die die Kund:innen schätzen. Dabei scheinen der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Ob spezielle Einbände, Prägungen, Papierveredelungen, schöne Lesebändchen, bedruckte Innenseiten, farbige und illustrierte Buchschnitte. Typisch brandbook sind Buch-untypische Materialien für den Einband – etwa Polsterstoffe für die Notizbücher von dem Möbelhersteller Freifrau. Oder die Safety-Cards in Flugzeugen für Notizbücher für Lufthansa. Nachhaltigkeit ist in diesem Zusammenhang ein Riesenthema: Etwa recycelte Papiere, bei denen man durch Einschlüsse von Fasern oder alten Kaffeebechern auch das Recycling sähe.

Jedes Notizbuch hat eine eigene Persönlichkeit. Julie Cordier und Sabine Kochendörfer

Vor fünf Jahren dann ereilte das Unternehmen ein Schicksalsschlag: Bernd Griese stirbt unerwartet. Damit hatte brandbook und nuuna seinen kreativen Kopf verloren. Sabine Kochendörfer entschied, weiterzumachen. Und holte sich mit Julie Cordier eine langjährige freie Mitarbeiterin an die Spitze von nuuna, die dort nun die Creative Direktion betreute. Die beiden sind ein Frauen-Power-Team und verstehen sich auch privat sehr gut. „Wir haben alle an das Projekt geglaubt“, so Kochendörfer.

FANCY DESIGNS

Nuuna ist das Aushängeschild von brandbook, wobei die Unternehmens-Notizbücher den größten Umsatzanteil ausmachen. Die Designs von nuuna stechen aus der Breite von klassischen Notizbüchern heraus: Sie sind extrem farbenfroh, haben prägnante Designs und setzen dadurch starke Statements. Die Kollektion wird jährlich aufgefrischt, neben eigenen Designs, die unter anderem von der Frankfurter Designerin Sandra Doeller gestaltet werden, kooperiert nuuna auch mit Illustrator:innen und Künstler:innen. In der neuen Kollektion etwa findet sich eine Linie von Kristina Supernova, die mit ihren Tier-Characters Alltägliches mit Witz verbindet. Oder von Künstler Jan Paul Müller mit seinen Wimmelbildern. Bestseller bleiben auch schon mal länger im Programm wie die Serie „Milky Way“ – ein Sternenhimmel auf schwarzem Untergrund – oder „YES – NO“, bei dem die Wörter dick auf Vorder- und Rückseite prangen und so die täglichen Entscheidungskonflikte kommentieren.

KLINGSPOR MUSEUM OFFENBACH

Ein glücklicher Zufall war es, dass das Klingspor Museum in Offenbach, das auf Buch- und Schriftkunst spezialisiert ist, genau dieses Jahr mit „Achtung: enthält Leben“ eine Ausstellung zum Thema Notizbuch plante. Brandbook und nuuna waren daran beteiligt – und statteten auch zwei eigene Räume aus. In der Schau sah man viele persönliche Notizbücher, Bullet Journals und Tagebücher, die durch einen Aufruf den Weg ins Museum fanden. „Wir hatten wahnsinnig Respekt vor der Aufgabe“, erzählt Julie Cordier – das eigene Werk im Museum zu sehen sei doch etwas anderes als in Museums- und Stationary-Shops weltweit.

THE GOOD NOTEBOOK

Natürlich schreiben die Macherinnen selbst in Notizbücher. Während Kochendörfer gerne ihre Gedanken zu besonderen Ereignissen formuliert, verwendet Cordier sie vor allem für Moodboards. Und natürlich werden diese nie weggeschmissen, sondern immer aufgehoben. Was denn ein gutes Notizbuch ausmache? „Die Haptik, die Optik, die Proportion, das Papier, das richtige Raster, das Aufschlageverhalten“, antworten beide unisono – und lachen dabei, so oft wie sie diesen Slogan schon von sich gegeben haben. „Es gibt nichts Schlimmeres, als ein Notizbuch, das man auseinanderdrücken muss“, so die Expertinnen. „Ein gutes Notizbuch muss plan liegen, um darin komfortabel schreiben zu können.“