SWEET FAMILY

Mellow Yellow – dahinter steckt neben süßem Handwerk ein Family-Business der herzlichen Art. Das charmante Café auf der Berger Straße zieht Veggies und Veganer an und macht auch sonst Fans von Superfood Cakes und orientalischem Frühstück glücklich. Unserem Style-Experten Chris fiel es nie leichter, Kalorien zu vergessen.

Ich glaube, ich bin im Film. Das in kräftige Wand­ und Möbelfarben getauchte Interieur mit seinen vielen liebe­vollen Details erinnert mich ein bisschen an ein Filmset, irgendwo in Paris à la „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Es könnte auch in Istanbul oder Tel Aviv sein, wo es solche lässig­-stylischen Locations für Kaffeespezialitäten und Snacks oft gibt. Eine gewisse Berühmtheit genießt das Mellow Yellow Café für seine glutenfreien und veganen Kuchen. Auch das orientalisch angehauchte Frühstück, die Böreks und die ausgefallenen Latte-Kreationen mit Safran, Matcha und Co. sind Magneten. Alles ist hand-­ und haus­gemacht, was hier wesentlich zum Gefühl beiträgt, zu Gast bei einer Familie zu sein.

ORIENT MEETS OCCIDENT

Der Name für das Café sei aus Zufall entstanden, er­zählt mir Belgin Bekar, Gründerin und Seele des Hauses: „Während einer Paris-­Reise kam ein Lied im Radio, in dem es hieß: ‚Welcome Mellow Yellow‘. Sofort habe ich im Internet danach gesucht und die Bedeutung traf mei­ne Pläne für ein Café wie die Faust aufs Auge – gechillt, entspannt und relaxed.“ Klar stand ihr die Idee vor Augen, es sollte eine Mischung sein – Orient meets Okzident – kulinarisch wie menschlich. „Die unternehmerische Ge­nauigkeit und auch die Zielstrebigkeit meiner ganzen Fa­milie haben wir von den Deutschen“, ist sich die herzliche Türkin sicher. Ihre Eltern kamen vor über einem halben Jahrhundert nach Deutschland, „sie waren keine Gastar­beiter, sondern schon immer international unterwegs“. Tochter Belgin wird in Frankfurt geboren, studiert hier Jura. Als Studentin wohnt sie unweit der Freßgass und erlebt so die Gastronomieszene hautnah. Impulse und Er­fahrungen, die sie zunächst zurücksteckt als sie Karriere macht im Management eines internationalen Kosmetik­ Konzerns. Dann passiert etwas, was ihr Leben völlig auf den Kopf stellt: bei einem Verkehrsunfall wird sie schwer verletzt. Zurück im Berufsalltag, entscheidet sie sich für einen neuen Weg – sie will ihre eigene Chefin sein.

BLESSING IN DISGUISE

Superstar Michael Jackson „hilft“ beim Neustart. 2009 eröffnet Belgin Bekar mit ihrem Mann den „Billie Jean – Michael Jackson Fanshop“ und einen Second Hand Vintage­-Verkauf. Als nebenan ein Laden frei wird, rückt für die Visionärin der Traum von einem Snack­ und Coffee-­Shop näher. Während eines Türkei-Urlaubs tüf­telt sie mit ihrem Bruder an der Idee für einen Gözleme­ Imbiss, den es so in Frankfurt noch nicht gibt. Schnell sind zwei türkische Frauen gefunden, die alles origi­nalgetreu herstellen sollen. Doch einen Tag vor der Eröffnung springen die Frauen ab – und Belgin Bekar muss quasi über Nacht ihr Konzept ändern, was sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellt. „Noch am glei­chen Abend habe ich angefangen, veganen Kuchen und Böreks zu backen“, erinnert sie sich. Die Idee, aus der Not heraus geboren, kommt bei den Gästen an. 2018 wird das Café vergrößert und aus dem Fanshop wird der eigene Home Decor-Store.

WE ARE FAMILY

Ich bin ein guter Leader. Belgin Bekar, Gründerin Mellow Yellow Café
Das Mellow Yellow ist Familiensache. Mittlerweile hat Tochter Ajda, studierte Informatikerin, das Management des Cafés übernommen. Sohn Tarkan, der gerade sein Abitur macht, ist für Marketing und Social Media zuständig. Wie seine Schwester sieht man auch ihn die Gäste bedienen. Nicht nur an den Wochenenden brummt das Café und jede freie Hand wird gebraucht. Mutter Belgin kümmert sich im Hintergrund weiter um die Organi­sation. „Ich bin ein guter Leader“, sagt sie von sich. Das glaubt man ihr gern, denn sie weiß, worauf es für den Erfolg ankommt: Genauigkeit und zielführende Herzenswärme, gepaart mit einer zündenden Idee, die alle anspricht. „Wenn ich sehe, dass bei uns auch die älteren Leute am Sonntag frühstücken, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe.“

SUGAR ACROSS THE WORLD

Stellte Belgin Bekar anfangs alle Backwaren selbst her, übernimmt das heute ein erfahrenes Mitarbeiterteam. Ideengeberin ist sie weiterhin: „Für neue Kreationen lasse ich mich oft auf Reisen inspirieren. Egal, wo ich bin, ob in London, Paris, in den USA oder in Australien, ich kaufe Koch­ und Backbücher. Jedes Land hat einen anderen Gau­men, was Zucker angeht. Ich probiere überall Kuchen und überlege mir, wie ich die Rezepte für unser Café und den Frankfurter Geschmack modifizieren kann.“ Natürlich pro­biere ich sehr gern, was mich in den Vitrinen des Mellow Yellow Cafés so anlacht. Belgin Bekar ruft ihre Familie zusammen, alle schauen gespannt, wie mir der Kuchen schmeckt. Und, wie könnte es anders sein: mein höchst zufriedenes Gesicht, macht auch Belgin Bekar und ihre Liebsten höchst zufrieden.

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