STORYTELLING FRAGRANCES

Das Dufthaus MEMO Paris wurde 2007 von Clara Molloy und ihrem Mann John gegründet und ist mittlerweile in fast 60 Ländern vertreten. THE FRANKFURTER traf die Gründer der Luxusmarke.

FRAGRANT WORLD TOUR

Die Unisex-Düfte von MEMO geben uns das Gefühl, auf magische Reisen zu gehen, deren Destinationen immer wieder neue Welten und Geschichten offenbaren. Einige sind mysteriös und geheimnisvoll wie die Wälder aus altbekannten Märchen. Andere sind warm wie die afrikanische Sonne und wieder andere sind blumig, stark und doch zart wie Blütenblätter.

Getreu ihrem Credo "Der Weg ist das Ziel" vertritt MEMO eine Vision von Schönheit, die von Orten, erlebten Emotionen und der Reise dorthin inspiriert ist. Entsprechend dieser Vision schaffen sie eine einzigartige “olfaktorische Weltkarte”. Im Interview nahmen uns die beiden MEMO-Gründer mit auf eine Reise durch ihre Welt der Düfte.

Wenn man ein Parfüm trägt, ist das ein Akt des Vertrauens – es ist intim. Clara Molloy, Gründerin MEMO Paris

THE FRANKFURTER: Herzlich willkommen in Frankfurt. Ihr erstes Mal? Wie gefällt Ihnen die Stadt?

John Molloy: “Lassen Sie uns zunächst über Deutschland sprechen, bevor wir uns Frankfurt näher ansehen. Deutschland ist für uns sehr wichtig, weil die deutschen Kunden immer nach wirklich guten Qualitätsprodukten Ausschau halten und eine Wertschätzung und ein Verständnis sowie eine wunderbare Neugier für sie haben. Ich kann mir vorstellen, dass es von dem Know-how herrührt, dass die Leute eine gewisse Qualität erwarten. Wir waren von Anfang an in Deutschland vertreten und sind im Laufe der Jahre stetig gewachsen.

Nun zu Frankfurt. Wir waren noch nicht so oft hier, um ehrlich zu sein. Bisher waren wir eher in Wiesbaden, um das Büro der NOBILIS Group, unserem Distributionspartner in Deutschland, zu besuchen. Dies ist das erste Wochenende, an dem wir auch für ein Event in Frankfurt sind. Wir übernachten jedoch im Schlosshotel Kronberg, weil wir den Wald in der Umgebung verstehen und erleben wollten. Wenn ich in der Vergangenheit mit dem Flugzeug ankam, habe ich immer diese wunderbaren Wälder gesehen. Wenn man Frankfurt von außen betrachtet, denkt man immer zuerst an das Finanz- und Geschäftszentrum und ahnt nicht, dass es auch eine ganz andere Seite gibt.

Frankfurt hat einige großartige Parfümerien, die von Anfang an die Entwicklung der Nische vorangetrieben haben, so beispielsweise die Parfümerie Albrecht. Wir haben hier schon seit langem Partner."

Wir von THE FRANKFURTER reisen auch sehr gern und haben schon viele wunderbare Orte besucht und unseren Leser:innen vorgestellt. Ihre Vision ist es, eine "olfaktorische Weltkarte" zu erstellen. Wie wählen Sie Ihre Reiseziele aus?

Clara Molloy: “Es ist eher so, dass die Reiseziele uns wählen. Bei MEMO kann man sagen, dass einige Orte dich rufen. Es geht darum, seinen Lieblingsort zu finden, einen Ort, der einen offenbart, einen Ort, der Geheimnisse birgt. Für manche Orte muss man sich das Privileg verdienen, sie besuchen zu dürfen. Denn während einige Orte nicht allzu weit entfernt sind, muss man sich für andere auf die Reise machen. Auch die Namen der Düfte selbst sind wichtig. Bei ‘Sherwood‘ zum Beispiel, ist der Name sehr mystisch. Wir alle haben Erinnerungen an Märchen, und Sherwood als Ort war bereits in unseren Köpfen, also ist es eine schöne Anspielung auf diese Erinnerungen. Und so ist es auch mit den anderen Namen. Der Klang von ‘Lalibela‘ etwa ist bereits sehr harmonisch - man glaubt ihn bereits zu riechen, bevor man es tatsächlich tut. Das ist es, wonach wir suchen – Orte mit Namen, die unsere Fantasie anregen. Wir verbinden sie mit Geschichten über ein besonderes Gefühl – etwas ganz Konkretes – einen Moment an diesem Ort, den man mit anderen teilen möchte, weil er so starke Emotionen auslöst, dass man denkt, man könne sie weitergeben.”

Stimmt es, dass Ihr neuer Duft "Sherwood" an den Sherwood Forest in England, den fiktiven Schauplatz von Robin Hood, erinnert?

Clara Molloy: “Nun, Sherwood Forest gibt es wirklich und die Erzählung von Robin Hood natürlich auch. Aber ich sage immer – und wir haben es auch als Notiz an unserem Kühlschrank –, dass "Vorstellungskraft wichtiger ist als Wissen", wie Konfuzius einmal sagte. Man muss also die Geschichte von Sherwood finden, die man erzählen will. Der Name selbst ist so schön, dass wir tausend Geschichten darüber erzählen könnten. Für uns war es eine Liebesgeschichte. Auf dem Flakon von ‘Sherwood’ ist ein Pfeil abgebildet, der jemanden im Wald aufhalten soll. Wir hatten die Vorstellung, dass man, anstatt wie Robin Hood Geld oder Waren zu stehlen, jemandem die Liebe stehlen würde.

MEMO Düfte sind gleichermaßen für Männer und für Frauen. Es gibt kein Geschlecht. Zwischen dem Namen, der mit einem Mann verbunden ist, und der Sanftheit und Zärtlichkeit des Parfüms gibt es also beide Seiten.

Wälder sind in Europa beispielsweise seit jeher ein Symbol der Weiblichkeit, des Geheimnisvollen und Rätselhaften. Die Frage: Wird das Licht durchkommen oder wird es verlorengehen? Es ist wie ein Versteckspiel. Wir wollten mit dem Duft selbst Verstecken spielen.”

Wie kreiert man einen solchen Storytelling-Duft?

Clara Molloy: “Der Star ist natürlich das Parfüm selbst, begleitet von dem Namen und dem Ort. Von diesem Punkt aus arbeite ich mit den Parfümeur:innen und oft auch mit Künstler:innen zusammen. Wir ließen Mosaike und Illustrationen kreieren und ein französischer Autor schrieb einen Text über Sherwood und hat dem Duft seine eigene Geschichte gegeben. Da Düfte unsichtbar und abstrakt sind, versuchen wir, viele Talente zu finden, die sich mit dem Duft und dem Ort beschäftigen, um das damit verbundene Gefühl zu vermitteln. Sherwood versprüht unter anderem ein Gefühl von Kindheit und das wollten wir beibehalten.”

Sherwood ist Teil der Kollektion "Graines Vagabondes" - eine von drei Kollektionen. Können Sie mir ein wenig mehr über die Kollektionen erzählen und welche Merkmale sie einzigartig machen?

Clara Molloy: “‘Graines Vagabondes‘ bedeutet ‘wandernde Samen‘. Samen sind ein schönes Symbol für das Leben – damit sie überleben, müssen sie reisen. Das passt sehr gut zu dem Markenkern von MEMO, denn bei uns dreht sich alles um Reisen und Orte. Für diese kleinen Samen ist es die Essenz des Lebens, daher war dies eine der Inspirationen für die Kollektion.

Die Lederkollektion 'Cuirs Nomades' ist ebenfalls vom Reisen geprägt, da Leder schon früher als wichtiges Reisematerial genutzt wurde. Zudem wurde Leder schon immer mit Parfüm in Verbindung gebracht, weil man damals seine Lederkleidung parfümieren ließ. Wir wollten etwas Frisches und Junges erfinden, nicht formell, um der Ledernote einen frischen Wind hinzuzufügen und sie als Ingredienz eines Duftes neu zu erfinden. Es war eine sehr starke Kollektion für uns – einer unserer größten Erfolge.

Die Kollektion ‘Fleurs Bohèmes‘ verkörpert meine romantische Seite. Seit ich Alice im Wunderland kenne, habe ich mir vorgestellt, dass Blumen singen können. Deshalb interpretieren wir die Bewegung der Blumen als eine Kommunikation zwischen ihnen. Es sind geheimnisvolle Düfte, wenn man so will – unsere archaischste Kollektion.

Man vergisst oft, wie wichtig Düfte sind. Man denkt darüber nach, wie man sich kleidet und wie man auf einem Foto aussieht, aber der Duft bleibt für immer in den Köpfen anderer hängen. Jemand könnte vorbeigehen, und sein Duft würde Sie an jemand ganz anderen erinnern.”

John Molloy: “Daher kommt auch unser Name 'MEMO' – olfaktorische Erinnerung – wegen des Gedächtnisses aller unserer Sinne. Der wichtigste Sinn ist der Geruchssinn, weil er das beste Gedächtnis hat. Wenn man jemanden sieht, kann man sein Gesicht schnell vergessen, aber eine Erinnerung, die mit einem Duft verbunden ist, vergisst man nie. Wir versuchen, diese Erinnerungen an Orte zu sammeln, die Emotionen auslösen, die magnetische Orte sind –genau darum geht es bei der ganzen Marke.”

Worauf sollte man bei der Auswahl eines Duftes achten?

Clara Molloy: “Wenn man ein Parfüm trägt, ist das ein Akt des Vertrauens – es ist intim. Es ist sehr wichtig, dass man gut auswählt, was man von sich preisgeben möchte, und dass man bei Düften auf die Qualität der Produkte achtet, die man trägt. Man muss der Marke, ihrer Qualität und ihrem Know-how vertrauen. Wenn man sich die MEMO-Verpackung ansieht, sieht man diese Karte mit all den Emotionen und Orten. Dorthin wollen wir die Menschen mitnehmen – um ihre Emotionen ausdrücken zu können und ihre Neugierde auf die Welt zu entwickeln. Das kann manchmal eine echte Überraschung sein. Zum Beispiel, wenn schüchterne Menschen etwas sehr Gewagtes tragen. Parfüm ist auch Teil von Freiheit. Es gibt keine Grenzen und man kann frei wählen, was man für sich selbst bevorzugt.”

Auf welche Kriterien achten Sie bei der Auswahl der Ingredienzien für einen neuen Duft?

Clara Molloy: “Ich versuche, nicht zu viele Kriterien zu haben. Es ist wie bei der Suche nach jemandem im Leben – sei es ein Freund oder ein Partner –, wenn man nach einer Liste vorgeht, ist es sehr langweilig. Man muss sich selbst überraschen lassen. Ein wahres Kunstwerk ist immer eine Überraschung. Es ergreift einen und man weiß nicht wirklich, warum – es bewegt einen einfach. Es kann so simpel sein, wie ein Buch zu lesen und über ein Wort zu stolpern oder durch ein anderes Land zu reisen und ein Wort aufzuschnappen. Es ist, als würde man auf den Markt gehen und Wörter und Orte finden. Bei den Düften ist es einfacher, weil wir Orte finden wollen und diese uns in gewisser Weise sagen, was wir tun sollen. Die Natur ist so schön und man kann nur sehr bescheiden mit ihr arbeiten. Es geht darum, den Ort, den man mit dem Duft einfangen will, genau zu betrachten und seine eigene Geschichte darin zu suchen.”

Wohin wird Ihre nächste olfaktorische Reise führen?

John Molloy: “Das wissen wir nie so genau. Wir wissen nur, dass es irgendwo auf der Welt ist. Unsere Kreativität liegt in der Freiheit und es ist wichtig, dass wir das auch so beibehalten. Dafür arbeiten wir in einem freien Schöpfungsprozess. Wir haben keine festgelegte Agenda, aber wir haben einen Duft, der im September herauskommt, was uns sehr freut.”