RICH AND SEXY

Frankfurt kann Kultur, findet Claudio Montanini. Und das auch aufgrund seiner Clubhistorie, die zahlreiche kreative Avantgarden zutage gefördert hat. Unsere Stadt ist sexy und anziehend, und das wird sie, setzt man auch weiter auf gute Ideen, immer sein.

Kultur steckt im Beutel. Und in der Petrischale. Kultiviert reden hört sich gut an, meint aber meist weniger als man denkt. Handfester ist das Kulturgut vom Acker. Oder die Esskultur mit ihren Tafelfreuden. Auch Hoch- und Subkultur haben ihre Reize und ihre Relevanz. Schwieriger ist es mit der Leitkultur – wollen wir uns wirklich derart reduzieren? Kultur ist, was der Mensch selbstgestaltend hervorbringt – im Unterschied zur Natur.

Demnach hat Frankfurt viel an Kultur zu bieten. Die kleinste Metropole der Welt erfindet sich durch seine Bewohner regelmäßig neu. Mit einer Dynamik, einer Innovationskraft und einer Heterogenität, die hierzulande einzigartig ist. Einen großen Anteil daran hat die Kreativ- und Kulturszene, die ein symbiotisches Verhältnis zur Geldwirtschaft pflegt. Beides prägt und belebt sich gegenseitig. Kreativität treibt Kommerz – und vice versa. Auch deshalb können Londoner Banker und ausländische Fußballtalente sich gut vorstellen, an den Main umzusiedeln. Denn Frankfurt ist reich und sexy.

Neben dem arrivierten Museumsufer, den internationalen Kreativmessen, den städtischen Bühnen von Weltruf und der Perspektive auf Kultur vom Feinsten in den Wallanlagen von der Alten Oper bis zum Nizza am Main, hat Frankfurt sich zu einem Nährboden der Clubkultur und einem Hotspot der Kreativen entwickelt. Im Schatten der Skyline gedeiht diese eigenwillige Melange aus Clubs, Szene- und Eventgastronomie, Pop- Up-Art, Local und Metropol Style. War es dieses spezielle Frankfurt Flair, das die Fashion Week gereizt hat? Diese hybride Multi-Kultur, die die adoleszente Hauptstadt-Berlin nicht oder nicht mehr zu bieten hat? Arm und nicht mehr sexy?

Frankfurt kann Wirtschaft. Frankfurt kann Kreativ. Frankfurt kann Kultur. Mit Wurzeln, die zurückreichen in die Werbehochburg der 70er und das Zeitalter der legendären Clubs der 80er/90er. Mit und durch Corona wird sich vieles ändern. Es sind Ideen gefragt, neue Konzepte, aber auch Mut und Kapital. Beides ist in Frankfurt zu finden. Die Stadt durchläuft mal wieder eine Metamorphose. Gut so.