RAS AL KHAIMAH - SWEETHEART OF THE ORIENT

Noch ist das kleine, aber feine arabische Emirat Ras Al Khaimah ein Geheimtipp. Luxuriöse Resorts, Sandstrände mit Wassertemperaturen bis zu 25 Grad Celsius und eine imposante Bergwelt machen dieses vielfältige Paradies zu einem echten Traumziel. Der Wüstenstaat ist das entspanntere Pendant zu Dubai, aber was Action und Kultur angeht, ein Diamant, den es sich zu erkunden lohnt. Auch THE FRANKFURTER-Herausgeber Robin Zabler ließ sich überraschen.

Wenn Dubai oder Abu Dhabi Giganten sind, so ist Ras Al Khaimah so etwas wie ihr charmanter kleinerer Bruder. Gemütlicher und familiärer, aber dank einer vielfältigeren Naturkulisse, die viel Raum für Wassersport, Jeep-Safaris und Klettertouren bietet, ungleich abenteuerlicher. Hier die terrakottafarbenen Sanddünen, dort ein fast 2.000 Meter hohes Gebirgsmassiv. Dazwischen Golfplätze auf internationalem Spitzenniveau und Vier- bis Fünf-Sterneresorts, die oft Palästen der arabischen Welt ähneln und an den schönsten Stränden des Nahen Ostens liegen. Das Preisniveau ist hier etwas niedriger als in Dubai, man bekommt also einfach mehr für sein Geld, was Komfort, Kulinarik, Fun und sportliche Herausforderungen angeht. Gerade ist die neue Sommerrodelbahn „Jais Sledder“ im eigenen Adventure-Park eröffnet worden. Gut acht Minuten bin ich damit vom höchsten Berg durch das Hajar-Gebirge gerast, 1.885 Meter mit Haarnadelkurven, Hügeln und Blick auf diese atemberaubende Berglandschaft. Tickets gibt es ab umgerechnet 10 Euro, wie ich finde, ein sensationeller Preis für dieses rasante Erlebnis.

GUEST IN A PALACE

Ankunft Dubai. Vom Flughafen geht es eine knappe Autostunde nach Ras Al Khaimah. Jenseits des Highways und gut versteckt hinter hohen Sanddünen und modernen Strandvillen, erscheint diese kleine Stadt plötzlich wie eine Fata Morgana vor mir. „Spitze des Zeltes“ bedeutet ihr Name, was sich auf die Lage von Ras Al Khaimah im nördlichsten Teil der zeltförmig angeordneten VAE bezieht. Wir halten vor tausendundeiner Pracht: das 2013 eröffnete Waldorf Astoria Ras Al Khaimah ist unverkennbar einem orientalischen Palast nachempfunden und fügt sich daher trotz seiner imposanten Größe harmonisch in die Umgebung. Umflossen wird diese Superlative vom azurblauen Arabischen Meer, einem großen Privatstrand und dem 18-Loch-Championship Golf Course Al Hamra. Innen ist die weite Lobby Auftakt für viel Ultrafeines – der Markenname „Waldorf Astoria“ verpflichtet. Acht Restaurants für den gehobenen Geschmack, von der frischen Landesküche über internationale Grill- und Steakrestaurants bis hin zur japanischen Küche mit Teppanyaki und Sushi, verwöhnen die Gäste (mein Favorit: Lexington Grill & Bar).

Auch der preisgekrönte Spa- und Gym-Bereich (mit Tennis-plätzen!), für mich immer ein besonderes Qualitätskriterium, lässt keine Wünsche offen. Nicht nur, dass der große Spa wirklich tolle Signature-Behandlungen offeriert (mit dabei die für das Waldorf Astoria typische Kräutersauna sowie Dampfbäder für Männer und Frauen), auch das ganze Ambiente stimmt. Das stilvolle Innendesign ist hier von Unterwasserwelten inspiriert, was etwa blaue Seidenwände und originelle Lichtobjekte vermitteln. Man fühlt sich wie an einem Ort der Ruhe unter dem Meer, absolut entspannend. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass unsere Suite mit Meerblick dem Luxus ebenso frönt. Zimmer ohne Meerblick bieten übrigens die Aussicht auf den herrlichen Golfplatz, was diese keineswegs abwertet.

PEARL FISHERS & FIRST SETTLERS

Tag zwei führt mich zu den Perlenfischern. Bis vor einhundert Jahren war das Tauchen nach Perlen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor am Arabischen Golf. Die einzige Farm zu besuchen, die noch heute dieser alten Tradition nachgeht, ist schon etwas Besonders. Sawaidi heißt die bekannte Pearl Farm, wo man nicht nur viel über die Historie erfährt, sondern auch selbst sein „Glück“ versuchen kann. Wir fahren morgens mit einem Boot raus zur Farm, die in der Bucht von Al Rams liegt. Alles wird detailreich erklärt. Manchmal dauere es Jahre, erzählt der Guide, bis man die Anzahl von Perlen einer Größe und Qualitätsstufe ernte, die eine Kette vervollständigen. Ich darf aus einem Bassin eine Auster fischen, die dann fachkundig geöffnet wird. Ein Gefühl wie an der Losbude. Meine Chancen, eine Perle zu finden, liegen bei 60 Prozent. Leider Pech. Das größere Glück liegt für mich darin, dieses Handwerk so hautnah kennengelernt zu haben. Und schöne Perlen gibt es im Shop der Farm ohnehin reichlich zu kaufen.

Weiter geht es an diesem Tag mit dem Shuttle zum Dhayah Fort. Diese kegelförmige Anhöhe am Rande von Palmengärten und am Fuße der dramatischen Berge ist eine feste Größe unter den archäologischen Sehenswürdigkeiten der Region. Schon vor 3.000 Jahren lebten ringsum Menschen und bewirtschafteten das fruchtbare Land. Im 19. Jahrhundert baute man auf älteren Fundamenten eine Festung, die damals bei Kämpfen zwischen Einheimischen und britischen Streitkräften eine wichtige Rolle spielte. Durch seine geo-graphische und exponierte Lage galt das umkämpfte Fort seit jeher als die Eingangspforte zu den Emiraten. Zugegeben, die Anlage ist alles andere als gewaltig, aber der Blick von dort auf die Berge und die gegenüberliegende Küste ist überwältigend. Die am Berg von Archäologen gemachten Funde erwarten mich am nächsten Tag im National Museum von Ras Al Khaimah. Der steile Aufstieg zur markanten Bergkuppe lohnt sich. Für Durstige gibt es unten am Parkplatz ein Rest House.

HERITAGE VILLAGE & FINE ARTS

Wie das Leben in der Region war, bevor man in den Arabischen Emiraten Öl fand, lässt sich im National Museum im Westteil von Ras Al Khaimah-Stadt in einem umgebauten Herrscherpalast jüngeren Datums studieren: Perlenfischerei, Fischfang, Dattelanbau und verschiedene Handwerkskünste. Archäologische Funde zeigen die frühen Zeugnisse dieser Kultur. Was beim Blick in die Vergangenheit auffällt, ist, dass das Museum sowie auch sämtliche traditionellen Häuser in der Altstadt von Ras Al Khaimah aus Korallenstein gebaut sind, einem fossilen Baumaterial, das eine ganz eigentümliche Optik besitzt.

Nach einem Lunch-Stopp im Waldorf Astoria geht es weiter zu einem Ort, an dem es Geister geben soll. Nein, im Ernst: in der alten Geisterstadt Al Jazirah Al Hamra lebt einfach keiner mehr. Wie eine Westernstadt nach dem Goldrausch. Wohnhäuser, Moschee, das windschiefe Minarett, alles verlassen. Gut 100 Bauten. „Rote Insel“ heißt dieser Küstenort übersetzt. Bei Flut waren die Häuser einst vom Meer umspült und machten die Siedlung zeitweise zur Insel. Heute ist Al Jazirah Al Hamra die letzte authentische und traditionelle Stadt, die es in den Vereinigten Arabischen Emiraten noch gibt. „Was ist mit den Einwohnern passiert“, frage ich unseren Guide beim Gang durch die leeren Gassen. Der Boden übersät mit Korallengestein. Ein Lost Place vom Feinsten. Die Menschen wurden in den 1970er-Jahren umgesiedelt in moderne Häuser auf einer aufgeschütteten Lagune. Inzwischen hat das Emirat das touristische Potenzial dieses Spots erkannt und vermarktet ihn entsprechend. Seit 2013 findet hier alljährlich das Fine Art Festival statt, was diesen verlassenen Ort für einige Wochen ziemlich lebendig macht. Bei meinem Aufenthalt trifft es sich, dass ich das Festival mit über 150 lokalen und internationalen Künstler:innen erleben kann. Die Häuser und Ruinen des Heritage Village bilden dabei eine Art Labyrinth von Ausstellungsgängen im Freien. Eine außergewöhnliche Kulisse für Kunst, die „Geisterstadt“ als temporäre Galerie.

LUXURY DESERT CAMP

In alten Spielfilmen sieht man so etwas manchmal. Fürstlich speisen inmitten der scheinbar endlosen Wüste. Genau diesem Erlebnis widmet sich das jüngst neu eröffnete Sonara Camp in der Al Wadi-Wüste, das ich am Tag drei besuche. Das Wüstencamp ist weit mehr als ein Fine Dining-Restaurant inmitten einer überwältigenden Landschaft – in der kleinen, hochexklusiven Anlage gibt es viel Action und Entertainment: Sandboarding, Falken-Flugshows und Sternenbeobachtung, um nur einiges zu nennen.

Bei Shisha und Aperitif „lauschen“ wir der Wüste und beobachten die Sterne, wie sie bei Sonnenuntergang langsam zu einem riesigen Meer aufgehen. Wo viel Weite ist, ist auch viel Himmel, und ein Gefühl entsteht, eins mit allem zu sein. Als dann im Camp noch eine Feuer-Darbietung beginnt, fühlen wir uns völlig verzaubert. Abgerundet wird dies von einem großartigen Sunset Lounge-Menü, das regionale und westliche Einflüsse gekonnt vereint.

THRILLING MOUNTAIN ACTION

image

Ich sage, zum perfekten Urlaub gehört die richtige Action, je mehr, desto besser. An meinem letzten Tag in Ras Al Khaimah werde ich am Berg Jebel Jais – dem höchsten der Vereinigten Arabischen Emirate nahe der Osmanischen Grenze – mächtig herausgefordert in Sachen Höhe und Geschwindigkeit. Gewissermaßen zum Aufwärmen geht es zunächst auf eine zweistündige geführte Wanderung durch eine schroffe Bergwelt mit Aussichten, die ständig nach der Kamera rufen. Dann wird es ernst: Ich stehe am Zipline Center „Jebel Jais Flight“. Die „Leine“ ist 2.830 Meter lang (Guiness-Buch Rekord!) und man kann auf ihr Geschwindigkeiten von 120 bis 150 Stundenkilometer erreichen. Natürlich habe ich Lust auf den Thrill und ich „stürze“ mich über die Gebirgsschlucht in die Tiefe. Ich fliege, so ist mein Gefühl. Die reinste Adrenalin-Pumpe, genial. Ich rate hier zu einer gesunden körperlichen Konstitution, um den Flash auszuhalten. Etwas, aber nur etwas, gemütlicher wird es beim „Jais Sledder“, besagter Sommerrodelbahn. Man kann selbst die Geschwindigkeit steuern und gerade für Kinder, die ein Elternteil hier mit an Bord haben, ist die Bahn mit ihren Zweisitzern aufregend. Wer sich dennoch nicht traut oder einen Lunch-Stopp plant – oder aber einfach nur die gigantische Aussicht genießen will, ist auf der Café-Terrasse des stylischen Bergrestaurants „1484 by Puro“ am Jebel Jais Welcome Center bestens aufgehoben (Tipp: als Starter Wasabi Shrimps und danach Vegan Poke Bowl). Mit 1.484 Höhenmetern ist der Spot gleichzeitig das höchste Restaurant in den Emiraten.

„BEAR" GRYLLS SURVIVAL ACADEMY

In dieser herausfordernden Bergwelt ist es einfach, seine eigenen Limits auszuloten. Dass Schluchten und raue Höhen – wenn man sie auf eigene Faust durchkämmt – nicht ganz ungefährlich sind, schärft uns auch ein Ausbilder der „Bear Grylls Explorers Academy“ in Ras Al Khaimah ein. Die Anlage, autorisiert vom britischen Abenteurer, Dokumentarfilmer und TV-Moderator Edward Michael „Bear“ Grylls, macht Männer und Frauen fit für jede Art Wildnis. Grylls ist weltweit eines der bekanntesten Gesichter für Survival- und Outdoor-Erlebnisse – und war übrigens einer der jüngsten Kletterer des Mount Everest. Wir schnuppern bei unserem Besuch in extreme Überlebenstechniken rein, die „The Bear“ perfektioniert hat und in einigen wenigen Ländern in „seinen“ Survival-Camps unterrichtet. Für Gäste, die neben einem Badeurlaub auch mal einige Stunden oder zwei Tage in die menschenleere Natur abtauchen wollen, bietet man hier „Wildnis-Camps“ und „die anspruchs-vollsten Überlebenskurse der Welt“ an (auch für Familien gibt es Angebote). Diese Kurse sollte man bereits vor Anreise buchen.

DOUBLE STARS

Dubai oder Ras Al Khaimah? THE FRANKFURTER sagt: beides! Die kurze Distanz zwischen diesen sonnensicheren Zielen ermöglicht ein ganzheitliches Urlaubserlebnis: Ein paar Tage am Strand relaxen, sensationelle Shopping-Malls erleben, Sightseeing, Kultur, Fun und Action. Ras Al Khaimah ist für mich das Sweetheart des Orients. Hier kann man noch das „ursprünglichere“ Arabien erleben. Es gibt die traditionellen Dörfer, die „Souks“ genannt werden, mit ihren farbenfrohen Märkten und Basaren. Außerdem locken im tierreichen Naturreservat, in der malerischen Wüste und in der Bergwelt, neben zahlreichen sportlichen Outdoor-Aktivitäten, interessante archäologische Stätten und so Wohltuendes wie die berühmten heißen Thermalquellen im Dattelanbau-Dorf Khatt am Fuße des Hadschar-Gebirges. Ich bin sicher, ein Geheimtipp wird Ras Al Khaimah nicht mehr lange bleiben.

RAS AL KHAIMAH

UPCOMING ACTION ATTRACTIONS 2022

Jais Wings

Gleitschirmflug vom Gipfel des Jebel Jais

Base-Jump

Plattform Wingsuit Diving

Jais Swing

Instagrammable Riesenschaukel für atemberaubende Aussichten

Cloud7 Camp AlSawan

Luxuriöses Öko-Glamping-Erlebnis