POWER COUPLES IN FASHION

Schon immer haben sich in der Kunstwelt Menschen gegenseitig inspiriert, motiviert und beflügelt - auch in der Mode, einer Branche, die notorisch unter dem Verdacht steht, niemandem etwas zu gönnen und Erfolg und Ruhm niemals teilen zu wollen. Unsere Fashion-Expertin Alessandra Frank schaut auf einige prominente Power Couples.

Die Modebranche hat nicht gerade den Ruf, besonders tiefgründige und langlebige Freundschaften hervorzubringen. Stattdessen sagt man ihr nach, missgünstig, neidisch, unfreundlich und feindselig zu sein. Freundschaften seien oberflächlich und vergänglich, vor allem hätten sie nur so lange Bestand, wie man sich gegenseitig von Nutzen ist. Tatsächlich - das Business ist hart und die Konkurrenz groß: Umso schwieriger ist es da, ohne gegenseitige Unterstützung dem Druck Stand zu halten, ohne Partnerschaften und Kollaborationen Erfolg zu haben. Auf eine Partnerin oder einen Partner bauen zu können, ist essenziell - gerade dann, wenn die eigene Kollektion verrissen wird oder in den Regalen liegen bleibt. Ebenso unerlässlich für den kreativen Schaffensprozess ist es, Freude und Erfolge teilen zu können.

Modemacher, Musen und Kreative gingen eigentlich schon immer enge Business- und Design-Partnerschaften ein, die oft den Stellenwert einer familiären Bindung bekamen. Hier meine Auswahl der Paare, die mit ihren Geschichten die Modewelt nachhaltig geprägt haben.

LEARN FROM THE BEST

Da gibt es zunächst einmal Duos, deren Partnerschaft im Studium begann und sich zu einer langjährigen und erfolgreichen künstlerischen Zusammenarbeit entwickelte. Das amerikanische Designduo Jack McCollough und Lazaro Hernandez vom Label Proenza Schouler lernte sich an der amerikanischen Parsons School of Design kennen und arbeitete bereits an ihrer Senior Thesis zusammen - die dann prompt vom New Yorker Luxus-Kaufhaus Barneys zur Gänze aufgekauft wurde. Erfolgreich kreieren sie bereits seit 2002 Womenswear, Schuhe, Taschen und Accessoires.

LET THEM WEAR COUTURE!

Mode-Partnerschaften sind jedoch kein Phänomen der letzten Jahrzehnte. Schon Marie-Antoinette, die letzte Königin Frankreichs, hatte eine enge Beziehung zu ihrer Schneiderin. Rose Bertin lernte die junge Herrscherin nach ihrer Krönung 1774 kennen und wurde zu ihrer persönlichen Stylistin. Zweimal wöchentlich traf sie die Königin und stellte ihr ihre neuesten, extravaganten und zur damaligen Zeit horrend teuren Kreationen vor. Rose Bertin wurde dadurch zur ruhmreichen und gefeierten Modeschöpferin, eine der ersten in Frankreich. Sie setzte Trends und beeinflusste mit ihren Kreationen die Mode in ganz Europa.

TODAY'S POWER COUPLES

Jahrhunderte später haben wir Yves Saint Laurent, einer der wichtigsten Modemacher nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Franzose lernte 1958 Pierre Bergé kennen. Die beiden Männer wurden ein Paar und gründeten bereits drei Jahre später das Yves Saint Laurent Couture House. Obwohl sie sich 1976 trennten, blieb Bergé Zeit seines Lebens einer der wichtigsten Unterstützer und Beschützer des sensiblen Modemachers und bis zu dessen Tod 2008 sein Business-Partner.

FROM GALLIANO TO CHANEL

Die Britin Amanda Harlech, damals Fashion Editor beim Modemagazin Harper's & Queen, sah 1984 die Abschluss-Kollektion des Designstudenten John Galliano. So sehr war sie von seinem Talent überzeugt, dass sie bei der Zeitschrift kündigte und beim Modemacher zu arbeiten anfing. Harlech half dem aufkommenden Designer bei allen Schritten des kreativen Prozesses. Zwölf Jahre lang war sie seine rechte Hand. Galliano, inzwischen einer der erfolgreichsten und berühmtesten Designer weltweit, setzte sich bei seinem Wechsel 1996 vom Modehaus Givenchy zu Dior nicht für seine langjährige Unterstützerin und Muse ein - sie bekam keinen Vertrag bei Dior und wurde von Galliano fallengelassen. Karl Lagerfeld, den sie Jahre zuvor auf einer Party kennengelernt hatte, bot ihr einen Job bei Chanel an. Sie nahm ihn an und half dem deutschen Designer über 20 Jahre lang bei seinem kreativen Schaffen.

DROPPED BY A GENIUS

Die britische Stylistin und Modejournalistin Isabella Blow lernte am Central Saint Martins College of Art and Design Alexander McQueen kennen, der damals an der renommierten Designschule sein Masters of Arts-Studium beendete. So begeistert war sie vom damals noch völlig unbekannten Nachwuchsdesigner, dass sie prompt seine gesamte Abschluss-Kollektion aufkaufte. Jahrelang war sie seine Muse und Mentorin, unterstützte ihn moralisch wie auch finanziell und stand ihm beratend zur Seite. Doch als er 1996 Chefdesigner bei Givenchy wurde, bot er ihr keine Position beim neuen Label an. Von diesem Verrat an ihrer engen Freundschaft erholte sie sich nicht mehr. 2007, an Krebs erkrankt, beruflich und privat am Kämpfen, beging sie schließlich Suizid.

A CASE OF THE TWO HEPBURNS

1954 besuchte eine damals noch unbekannte Audrey Hepburn während der Dreharbeiten zu ihrem Film "Sabrina" das Atelier des französischen Designers Hubert de Givenchy. Er sollte die Kostüme für den Film entwerfen. De Givenchy erwartete zu dem Meeting die damals wesentlich berühmtere Katherine Hepburn und lehnte es zunächst ab, mit der Nachwuchsschauspielerin zu arbeiten. Sie ließ sich aber nicht entmutigen und lud den Modemacher zum Dinner ein. Ihr Charme und ihr Charisma überzeugten den Designer - und damit begann eine jahrzehntelange kreative Freundschaft, während der Hepburn de Givenchy als Muse und Inspiration diente, und die bis zum Tod der Schauspielerin 1993 anhielt.

BETTER TOGETHER

Wie man sieht, ist die Modebranche voll von erfolgreichen Partnerschaften und Duos - es gäbe noch unzählige weitere, über die man berichten könnte. Sie sind unerlässlich für das Schaffen der Kreativen und oftmals auch für das finanzielle Überleben eines Labels. Wie sagt man so schön? Kein Mensch ist eine Insel - auch in der Mode nicht!