Laura J. Padgett (* 1958) begleitete zwischen 2010 und 2012 fotografisch den Neu- und Umbau des Städel Museums. Nur eines von zahlreichen namhaften Projekten der US-Amerikanerin, die seit 1983 in Frankfurt lebt. Ihre Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen, sie schreibt und lehrt über Film, Kunst und ästhetische Theorie. Heike Strelow sprach mit der Künstlerin, die Zwischenräume, Übergänge und Verluste thematisiert.
Seit Laura J. Padgett vor bald 40 Jahren nach Frankfurt kam, ist sie fest in der kulturellen Szene der Mainmetropole verankert. Nach ihrem Studium der Malerei am Pratt Institute in Brooklyn, New York, studierte sie an der Städelschule und Kunstgeschichte an der Goethe-Universität. In Frankfurt und international kennt man sie als Fotografin, Filmemacherin und Dozentin. Charakteristisch sind ihre sensiblen Beobachtungen von Flüchtigkeit und von Verlusten, die oft unvermeidlich sind, wenn Neues entsteht.
Laura, auch wenn du deine künstlerischen Gegenstände oftmals auf deinen Reisen in andere Länder und Kulturkreise findest, greifst du doch auch Themen auf, die eng mit der Stadt verbunden sind, in der du seit vielen Jahren lebst. Wer jetzt jedoch an Fotografien der Skyline oder der neuen Altstadt denkt, liegt falsch. Du suchst vielmehr nach dem, was hinter dem Augenscheinlichen liegt. Was sind das für Themen, die dich künstlerisch reizen?
„Mich interessiert unsere Geschichte und wie wir uns als Kultur verstehen. Was sagt ein Ort über uns aus? Wie stehen wir zu unserer Geschichte? Können wir als Menschen agieren ohne Geschichte, in einer ständigen Gegenwart? Ich bin der Auffassung, dass wir Geschichte notwendigerweise in unserem Alltag wahrnehmen müssen. Die Geschichte gehört zu uns, genauso wie wir Teil der Geschichte sind. Also, es gibt Spuren, Überlagerungen, Dinge im Werden und auch Verluste. Das sind Überbegriffe, die ich nennen kann, um einige Themen meiner Arbeit zu kennzeichnen.“
Was sagt ein Ort über uns aus? Laura J. Padgett
Du hast den Neu- und Umbau des Städel Museums begleitet. Ein Prozess, der zu einem erweiterten Ausstellungsort geführt hat. Was bedeuten diese Transformationsprozesse für dich in fotografischer Hinsicht?
Das Moment der Spurensuche zieht sich wie ein roter Faden durch dein Werk, dabei deckst du immer wieder aufs Neue auf, wie sehr die Orte durch ihre Geschichte und ihren „Spirit“ geprägt wurden. Dies gilt auch für die Frankfurter Westend-Synagoge, die du fotografisch erforscht hast. Worum ging es dir bei diesem Projekt?
„Die Fotografien, die über einen Zeitraum von zwei Jahren in der Westend-Synagoge entstanden, sind eine Weiterführung meiner Arbeit. Aber sie stellen auch eine Art Wendepunkt dar. Ich habe öfters versucht, das Allgemeine durch das Lokale in meinen Fotografien einzubauen und zu artikulieren. Bei der Westend Synagoge habe ich die Geschichte einer Kultur angetroffen, die sich in einem Gebäude verdichtet und zum Ausdruck kommt. Es ist eine sehr spezifische, jedoch auch eine sehr allgemein übergreifende Geschichte. Alles Beiläufige ist weggefallen. Es ist eine konzentrierte Erzählung über das Überdauern und feiert die Resilienz, die wir als Menschen aufweisen.“