Paris sollte bei jedem Gourmet ganz oben auf der Liste stehen, denn zahlreiche Spitzenrestaurants beiderseits der Seine locken mit Schlemmen de Luxe und machen die französische Hauptstadt zu einem Zentrum des eleganten Essens. Paris-Kennerin Nadja Bühler verrät ihre Genuss-Favoriten, für die sich jede Reise lohnt.
Oft reicht schon ein kurzer Aufenthalt in einer inspirierenden Stadt, um mal abzuschalten. Mein Tipp ist Paris! Ich kenne diese wunderschöne Kultur- und Kunstmetropole sehr gut und bin oft und mit ganzem Herzen dort. Sehenswürdigkeiten wie den Arc de Triomphe, die Champs-Élysée, zahlreiche Museen, Luxushotels und edle Fashion-Boutiquen sind jeden Besuch wert. Vieles ist zentral gelegen und mit der recht günstigen Metro bestens erreichbar. Legendär sind die Gourmet-Restaurants von Paris – sie krönen einen sommerlichen Ausflug in die Stadt der Liebe!
LES 110 DE TAILLEVENT
Im luxuriösen 8. Arrondissement und nur wenige Gehminuten vom Arc de Triomphe entfernt, befindet sich das „Les 110 de Taillevent“. Sein stilvolles Interieur ist ein Entwurf des Innenarchitekten Pierre-Yves Rochon, der sich ganz auf Luxushotels und gehobene Restaurants spezialisiert hat. Inspiriert hat ihn hier das Thema Wein, das sich als roter Faden sowohl im Gastraum als auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite im hauseigenen Weinhandel "Les Caves de Taillevent" wiederfindet. Letzterer hat eine für Paris und auch weltweit berühmte Weinauswahl.
Im „les 110 de Taillevent“ werden 110 offene Weine angeboten, die mit 30 saisonalen Gerichten kombiniert werden; das ist das besondere Konzept. Zu jedem Gericht bieten die Sommeliers eine Auswahl von vier Weinen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Die Weinkarte ist für Pariser Verhältnisse erstaunlich fair. Die Menüs schlagen – wiederum zu einem sagenhaften Preis-Leistungsverhältnis – mit etwa 50 Euro zu Buche. Selbstverständlich kann man auch à la carte ordern. Mein Favorit: Jakobsmuscheln mit Granny Smith-Äpfeln und Maronen-Püree, was wirklich purer Genuss ist.
LE BISTROT D’À CôTE FLAUBERT
Auch abseits der Touristenmagnete findet man in Paris noch unentdeckte Gourmet-Schätze. Ein solcher ist das „Bistrot d‘À Côté Flaubert“ in der namensgebenden Rue Gustave Flaubert. Es empfängt seine Gäste in einem nostalgischen Pariser Ambiente, das mich immer an alte französische Filme erinnert. Jetzt im Sommer genießt man Lunch und Dinner am liebsten auf der kleinen Terrasse.
Flavio Lucarini, neuer Chef de Cuisine, arbeitete zuvor in renommierten Sterne-Häusern. Im „Bistrot d‘À Côté Flaubert“ überzeugt er mit einer kreativen, von der regionalen Küche beeinflussten Autorenküche. Ergebnis ist eine harmonische Mischung aus verschiedenen Stilen und Geschmäckern, die technisch und handwerklich perfekt umgesetzt sind. Die Pâtisserie wird geführt von Konditorin Aurora Storari, die bereits einige Auszeichnungen gewann. Mit viel Detailliebe kreiert die Italienerin wunderschöne und sehr ausgefallene Desserts. Fazit: Wir gingen in ein Bistro und kamen aus einem Sterne-Restaurant. Formidable!
BRACH PARIS
Im Herzen des eleganten 16. Arrondissements und unweit des Eiffelturms residiert, umgeben von den prächtigen Haussmann-Fassaden des 19. Jahrhunderts, das Fünf-Sterne-Hotel „Brach Paris“. Originell: Das Gebäude aus den 1970er-Jahren war früher ein Postsortierzentrum. 2018 beauftragte man den berühmten französischen Designer Philippe Starck, den Zweckbau in ein extravagantes Hotel mit Restaurant im surrealistischen Stil von 1930 zu verwandeln.
Im „Brach“ gibt es 52 individuell eingerichtete Zimmer und Suiten sowie einen Sportclub mit einem tollen 22 Meter-Pool zum Bahnenschwimmen, einer Himalaya-Salzgrotte und einer Boxschule im Stil der 1930er-Jahre. Nach Wellness und Sightseeing lädt abends das hauseigene Gourmet-Restaurant „Brach“ im Erdgeschoss Hotelgäste sowie Besucher:innen ein, sich kulinarisch verwöhnen zu lassen. Ich erlebe es stets wie eine Eingangspforte in die typische Brach-Welt: Bauhaus-Architektur trifft auf Modernismus, Dada und Surrealisten. Auch die Cocktailbar und die Brasserie besitzen diesen künstlerischen Stil, der durch große, abstrakte Deckengemälde – ein Werk von Starcks Tochter Ara, einer Pariser Malerin – unterstrichen wird.
Den Part der Pâtisserie übernimmt der mehrfach ausgezeichnete und vom Gault Millau als einer der „111 besten Konditoren Frankreichs“ gekürte Yann Brys. Seine Desserts sind wirklich wahre Kunstwerke! Vieles, wie Kräuter und Gemüse, was für die tägliche Küche benötigt wird, kommt vom hoteleigenen Rooftop Garden. Dort werden auch Hühner (!) für die Frühstückseier gehalten. Von oben hat man einen fantastischen Panoramablick über die Dächer von Paris bis hin zum Eiffelturm. Bei schönem Wetter sollte man auf jeden Fall rechtzeitig einen Lunch-Tisch reservieren!
CAIUS
Von der Station „Charles de Gaulle-Étoile“ (Metro 1, 2 oder 6) ist es nicht weit zum „Caius“. In einer ruhigen Seitenstraße der Rue d‘Armaillé gelegen, etwas abseits vom Tourismus, ist das kleine Restaurant mein Tipp für Liebhaber:innen der traditionellen Marktküche Frankreichs.
Küchenchef Jean-Marc Notelet stammt aus einer Familie von Gastwirten und Metzgern und kam schon in frühen Jahren mit verschiedensten Produkten in Berührung. Hauptsächlich ist er auf den benachbarten Märkten unterwegs, um Saisonales von regionalen Bauern zu kaufen. Meeresfrüchte bezieht Notelet von einer nachhaltigen Fischerei. Auch die Weine kommen aus der Region. Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut (Menüs um die 50 Euro). Auf der Karte stehen moderne Klassiker wie Foie Gras, Kaninchen-Terrine und Schottischer Lachs mit Weizenkörnern, Grapefruit und Oliven.
À bientôt à Paris! Wer spätestens jetzt Lust auf eine Genuss-Reise nach Paris bekommen hat, sollte unbedingt beachten, dass die meisten Restaurants samstags und sonntags geschlossen haben. Die Franzosen und Französinnen gehen nämlich hauptsächlich werktags essen und dann meist zum Lunch, da hier die Menüs relativ günstig sind.