Auch nach 20 Jahren intensiven Schaffens und internationaler Ausstellungen ist Florian Heinke Frankfurt treu geblieben. Seine schwarz-weißen Gemälde sind weltweit einzigartig, und sie entstehen hier. Heike Strelow führte ein Gespräch mit dem Künstler.

Du hattest bereits verschiedenste Ausstellungen weltweit, vorzugsweise in den USA, Großbritannien und der Schweiz. Warum arbeitest du nicht dort?
Mir gefällt es hier. Enge Freunde leben hier. Zudem ist Frankfurt mit seinem internationalen Flughafen gut erreichbar für meine Sammler. Muss ich mal weg, dann ist es ebenso ideal. Es gibt viele andere Städte, in denen ich gerne leben würde... mal schauen.
Was bedeutet eigentlich Paradise Overdosed, ein Begriff, der sich wie ein roter Faden durch dein Werk zieht?
Paradise Overdosed ist seit Anbeginn das Grundmotto meines Werkes. Es ist gleichzeitig eine Kurzbeschreibung des Inhalts meiner Bilder sowie der Name meiner Firma und Marke. Paradise Overdosed bedeutet das Scheitern des Menschen am Menschsein.
Paradise Overdosed bedeutet das Scheitern des Menschen am Menschsein. Florian Heinke
Besonders in aktuelleren Werken beschäftigst du dich viel mit Natur und ruhigen Rückzugsorten. Welchen Einfluss hat die Stadt als Lebensraum auf dich?
Mir fehlt natürlich dauerhaft das Meer oder auch weite Natur. Alles gibt es eben nicht. Durch Bildelemente kann ich hier und da diese Orte zu mir holen. Bin ich mal in der Natur zieht es mich recht bald wieder in die Stadt. Und umgekehrt.
Wie erlebst du die Corona-Krise? Gab es trotz des eher unabhängigen Marktes wirtschaftliche Einschränkungen für dich?
Zum Schutz geliebter Menschen im sehr engen Kreis, die der Risikogruppe angehören, war Rückzug und Vorsicht schon Anfang des Jahres angesagt. Bis heute. Insgesamt ist die Corona-Situation jedoch, was die sozialen Einschränkungen angeht, kein Schock gewesen. Ohnehin brauche ich die Zurückgezogenheit für die Entstehung der Bilder. Was die wirtschaftlichen Einschränkungen betrifft: Natürlich gab und gibt es die. Kunstmessen und Ausstellungen fielen aus und somit auch Verkaufs- und Präsentationschancen. In meinem Fall gab es keine gravierenden Einschnitte, aufgrund eines stabilen Sammlerkreises. Ich denke, Kunstkauf ab einem gewissen Preisniveau läuft weitestgehend unabhängig von wirtschaftlichen Veränderungen ab. Gerade in einer solchen, sowohl wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen Krise, hilft Kunst den Menschen, mit ihren Gefühlen und Spannung umzugehen.
Hatte die Krise auch Einfluss auf das Werk?
Nein. Das Werk läuft unabhängig davon. Der Inhalt meiner Bilder beschäftigt sich mit krisenunabhängigen Themen. Eine Krise dieser Art befeuert es nur, und manche Punkte treten deutlicher hervor.
Wie sieht es bei der Preisgestaltung aus? Hat die Krise darauf Einfluss genommen?
Nein. Wie gesagt, es gibt eine stabile Sammlerschaft. Preisliches Entgegenkommen passiert immer mal, natürlich. Je nach Beziehung zum Sammler. Bei zeitgenössischer Kunst den preis zu drücken, ist extrem schädlich für den Künstler. Der grundsätzliche Wunsch vieler Sammler nach einer Wertsteigerung dieser "Aktie" wird dadurch zerstört. Jeder einzelne Kunstkäufer trägt langfristig seinen Teil dazu bei. Die meisten meiner Sammler wissen das und handeln entsprechend. Aber die Preise sind noch weit entfernt von der Anhäufung von Kapital. Der Erlös wird direkt in die weiter Produktion von Bildern investiert.
Erinnerst du dich noch an dein erstes Bild?
Lange her. Die erste Zeichnung, an die ich mich bewusst erinnern kann, ist meiner "When time sleeps"-Serie sehr ähnlich. Es war ein Haus unter der Erde mit Eingang durch eine Luke im Rasen. Damals gab es schon Tiere im Bild, meine ich. Nur eben mit sechs Jahren gezeichnet und dementsprechend... nun ja. Kinderzeichnungen sehen ja im Grunde alle gleich aus. Am Inhalt kann man aber sehen, ob es um äußere oder innere Dinge geht - und somit eine Tendenz zur Kunst erkennen.
Wie war deine Reaktion auf dein erstes verkauftes Bild?
Es bestätigte mich in der Entscheidung, von und mit der Kunst zu leben. Egal was kommen mag. Meine Eltern waren zuerst nicht begeistert von meinem Weg. Kennt man ja. Später standen sie dahinter. Ich habe von ihnen gelernt, dass Geld nicht das Wichtigste ist, wenn auch notwendig. Mein Vater war Kaufmann, und mir war es immer wichtig, ihn und meine Mutter nicht zu enttäuschen. Bevor er diese Welt verließ, sprachen wir noch einmal darüber, und er bestärkte mich darin, weiterzumachen, ungeachtet von Erfolg oder Nichterfolg.
Was hast du für Pläne für die kommende Zeit?
In den nächsten ein bis zwei Jahren Buch Nummer 3 mit meinem Freund Joachim Unseld im Unseld-Verlag. Zudem viele Bilder, Ausstellungen und hoffentlich auch bald wieder internationale Messen.