ON THE WAY TO TOKYO - ALEXANDER WIECZERZAK

Der Countdown für Alexander Wieczerzak läuft: Diesen Sommer hat der zweimalige Weltmeister im Judo die Chance, seiner erfolgreichen Laufbahn die Krone aufzusetzen. Wenn es nach ihm geht, natürlich die goldene! Wir sprachen mit dem sympathischen Sportler aus Frankfurt über seine Erwartungen für die Olympischen Spiele in Tokyo, über Triumphe und Niederlagen und die Bedeutung von Familie und Freunden.

Ganz gleich ob im Trainingsanzug oder im Smoking – Alexander Wieczerzak ist ein Kerl, nach dem sich umgedreht wird. So ist es auch, als wir ihn im Roomers in Frankfurt treffen. Während eine Gruppe junger Frauen in der Lobby sich ganz offensichtlich fragen, wer der attraktive Blonde ist, der da ein Interview zu geben scheint, sieht das in Japan und anderen asiatischen Ländern, in denen Judo quasi Volkssport ist, ganz anders aus. „Ja, das ist schon lustig. Dort werde ich auf der Straße erkannt, gebe Autogramme und mache Selfies mit Fans“, lacht Alexander ein wenig verschämt.

THINK BIG!

Als Olympiade werden oft fälschlicherweise die Wettbewerbe selbst bezeichnet, dabei handelt es sich um den Zeitraum zwischen den Olympischen Spielen. Und wie hart diese vier Jahre sind, das weiß Alexander Wieczerzak nur zu gut. Er ist Hoffnungsträger des Nationalteams. Und nicht nur sein Kader hat hohe Erwartungen an den Sportsoldaten und BWL-Studenten, der seit 2012 zur Nationalmannschaft zählt: „Ich selbst bin mein härtester Coach und Kritiker“, erklärt er. „Ich glaube, das ist bei jedem Sportler gleich. Die wichtigsten Kämpfe beschreitet man stets mit sich selbst. Das klingt zwar nach diesen typischen Motivationsfloskeln, wer Leistungssport betreibt, wird es aber nachvollziehen können. Dabei ist die Challenge gerade in erfolgreichen Zeiten hart. Denn dann musst du beweisen, dass das noch nicht alles war.“ Immer höher, immer weiter also? „Wenn’s gut läuft, ja. Der Spruch ‚Dabeisein ist alles‘, der ist in unserem Fall wirklich nur eine Floskel. Ich will in Tokyo natürlich Gold!“

Gerade in erfolgreichen Zeiten musst du beweisen, dass das noch nicht alles war. Alexander Wieczerzak

STAY REAL!

Alexander Wieczerzak befindet sich auf seinem bisherigen Höhepunkt. Nicht nur sportlich. Er ist Testimonial der Uhrenmarke Hublot, lächelt mit eigenem limitiertem Chronographen von Plakaten in Luxusmalls in Dubai, und ist in seiner Sportart längst ein gefeierter internationaler Star. Das macht ihn glücklich, stolz, aber vor allem dankbar und auch ein wenig demütig, räumt er ein: „Ich bin kein Profifußballer. Leichtathleten, Judoka, Fechter und viele andere Sportler können sich glücklich schätzen, wenn sie sich voll und ganz dem Sport widmen können, ohne, wie so viele, noch nebenher einen normalen Job ausüben zu müssen. Das muss man positiv nutzen und sich vor Höhenflügen hüten.“

Das klingt ziemlich weise für einen jungen Mann von nicht einmal 30. „Ich weiß nicht, ob das weise ist. Es ist die Erkenntnis aus einer ganz schön langen Zeit. Immerhin habe ich mit sieben Jahren mit dem Judo angefangen. Und ich habe nicht nur Erfolge gefeiert, sondern auch viele Niederlagen erlebt und verletzungsbedingt hohe Hürden überwinden müssen.“ Stets an seiner Seite waren dabei Familie und Freunde, erinnert sich Alexander. „Sie haben mich immer unterstützt. Aber eben nicht um jeden Preis. Man muss auch Menschen um sich herumhaben, die einem sagen, wenn man gerade falsch liegt. Auch wenn es im Sport das wichtigste zu sein scheint, seine Ziele stets im Auge zu behalten, muss man doch wissen, dass nicht jeder Weg der richtige ist.“