“Wo der Schnee zuhause ist“, wirbt Obertauern. Die Skiwelt im Salzburger Land bietet 100 Pistenkilometer und Schneesicherheit von November bis Mai. Und das alles inmitten eines grandiosen Bergpanoramas. THE FRANKFURTER-Herausgeber Robin Zabler zog es in den Pulverschnee, wo er den legendären Mix aus Sportlichkeit, uriger Geselligkeit und Nightlife genoss.
Stahlblauer Himmel, die Sonne lacht. Schöner könnte unsere Ankunft im Skigebiet, das schneereichste in ganz Österreich, nicht sein. Dessen Schneesicherheit über Monate ist berühmt und auf die besondere Lage von Obertauern auf bis zu 1.740 Meter zurückzuführen. Hier muss nicht mit Schneekanonen nachgeholfen werden, hier gibt es mehr als genug echten Schnee. Folglich blüht der Skitourismus und mit ihm eine schillernde und doch auch gemütliche Welt, die viele Alpen-Fans anzieht. Obertauern wirkt magnetisch auf Partygänger:innen. Allein 25 Berghütten gibt es, wo der Après-Ski Spaß urigen Raum findet, aufgeheizt bis in die frühen Morgenstunden von spektakulären Liveacts und bekannten DJs. Tagsüber haben Sportliche die Auswahl unter 26 modernen Seilbahn- und Liftanlagen. Wer’s nicht kann, lernt es: Sieben Ski- und Snowboardschulen machen Erwachsene und Kinder fit für die Piste. Nicht-Skifahrer:innen können unter vielen Aktiv-Angeboten wählen, beispielsweise der „Ritt“ auf einer 6,5 Kilometer langen Rodelbahn oder – sehr romantisch – Pferdeschlittenfahrten und – durchaus fordernde – Schneeschuhwanderungen. Beliebt sind ebenfalls die Berg-Yoga-Angebote, ganzheitliche Bewegungen umgeben von den mächtigen Gipfeln der Radstädter Tauern, morgens oder im Hotel als entspannter Ausklang eines Skitages.
ALL OBERTAUERN HOTELS ON THE SLOPES
Obertauern empfängt mich mit offenen Armen. Und macht schon beim ersten Erkunden anschaulich, wofür der Ort berühmt ist. Von jedem Hotel aus kann man sich direkt ins Skivergnügen stürzen und die Lifte sind so angelegt, dass es möglich ist, entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn sämtliche Pisten abzufahren, bis man wieder am Startpunkt ankommt. Gebucht habe ich im familiengeführten Vier-Sterne-Superior Hotel Schneider, mitten im Skigebiet mit Ski-in und Ski-out in ruhiger Lage, abseits der Hauptstraße, jedoch im Zentrum von Obertauern. Skischule, Sportgeschäfte und Einkaufsmöglichkeiten sind nur einen Katzensprung entfernt. Tiefgarage und ein unterirdischer Gang von der rustikal-eleganten Turmbar des Hotels, direkt an der Piste, neben der 6er-Sesselbahn Gamsleiten I, durch den man trockenen Fußes ins Hotel gelangt, sind weitere Annehmlichkeiten. Familie Schneider bewirtschaftet in Radstadt-Obertauern einen großen Grünlandbetrieb mit Viehzucht und Milchwirtschaft. Die hervorragende Qualität des fein marmorierten Pinzgauer Almochsenfleisches aus dem Betrieb der Schneiders können Gäste im Hotel genießen. Schlummer-Tipp: Die Penthouse Suite auf zwei Etagen mit herrlichem Bergblick und großen Balkonen. Jede Etage verfügt über ein hochwertiges Doppelbett, dazu Sauna und zwei Badezimmer – ein perfekter Luxus für Family & Friends.
ALPINE HUTS HOPPING
Quick Lunch auf der Flubachalm, von Fans liebevoll „die Flu“ genannt. Auf der Karte Best-of gehobene Hütten-Kulinarik. Am nächsten Tag Stopp auf der Kringsalm. Dann geht’s Tag für Tag weiter zur Lürzer-Alm, Mankei-Alm und zur Achenrain Hütte, letztere ist Obertauerns älteste Skihütte. Das Almhütten-Hopping an den Pisten hat in Obertauern Tradition, überall ist Gaudi, Après-Ski-Sound und es kommen regionale Spezialitäten auf den Tisch. Ein Höhepunkt ist das zünftige Fondue auf der Gnadenalm, nach einem fulminanten Flutlicht-Rodeln auf der Natur-Rodelbahn der Gnadenalm (geöffnet bis 21 Uhr). Mit dem 140 PS-„Skidoo“-Motorschlitten-Taxi geht es den Berg hinauf, runter mit dem Rodelschlitten. Durchgefroren, aber glücklich genießen wir nach der Rückkehr einen kuscheligen Hüttenabend im Restaurant der Gnadenalm. Fondue, saftige Spare Ribs, selbstgebrannte Edelbrände und hausgemachte Liköre versüßen die gemütlichen Stunden.
CHEERS, OBERTAUERN!
Apropos Schnaps. Am Nachmittag des zweiten Tages besuche ich die Alte Alm, Österreichs höchstgelegene Schaubrennerei. Die kleine Destillerie der Familie Kirchgasser befindet sich direkt neben der Gaststube der Alten Alm und gibt einen interessanten Einblick, wie aus regionalem Obst Hochprozentiges entsteht. Hier erlebt man echtes Hüttenfeeling mit eleganten Edelbränden und Likören. Mir gefallen die modern designten Flaschen, zum Beispiel die des leckeren Rhabarberlikörs, der – ohne Farb- und Aromastoffe - fein rosa durchs Glas schimmert. Im Genussladen der Alten Alm kann man noch viele weitere regionale Produkte kaufen. Wieder zurück in Obertauern kehre ich im Fine Dining Restaurant Herzenslust ein, ein relativ neues Haus mit sehr gutem Ruf. Nach dem Dinner – köstlich, Edelragout vom Tauernhirsch und Kaiserschmarrn – locken hausgemachte Edelbrände und Gins. Die gute Auswahl an österreichischen Weinen lässt sich ebenfalls sehen.
Gourmets werden außerdem im Restaurant Abstraktum im Fünf-Sterne-Hotel Das Seekarhaus – ehemals eine Unterkunft der Bergleute, die hier Silber und Kupfer schürften – glücklich gemacht. Natürlich schaue ich auch dort vorbei – und bin nicht nur von exzellenten Salzburger Nockerl von Haubenkoch-Youngster Stefan Fischer begeistert. Gekonnt führt der gebürtige Oberösterreicher französische Kochtechniken mit skandinavischen Elementen zusammen, ohne aber Bewährtes seiner Heimat zu vernachlässigen. Immer von Mai bis Oktober kehrt er dem Berg den Rücken und kocht in St. Gilgen am Wolfgangsee im eigenen Atelier. Der Kreativ-Allrounder töpfert sogar Geschirr und hat damit auch handgemachte Tableware für seine Gäste.
MOONLIGHT & MOUNTAIN GOAT MILK
Zurück auf die Piste. Diesmal geht es zum Snowkiten neben der Edelweiss-Piste. Die Windverhältnisse sind prima und die Abfahrt ein absoluter Renner. Als am späten Nachmittag das Sonnenlicht langsam schwindet, fahre ich mit dem Taxi zur Skischule Koch. Diese Institution in Obertauern, geführt von dem Guinessbuch-Weltrekordhalter (2013: Snowbike – 33 Skigebiete in drei Tagen), Skilehrer, Diplom Mental-Coach und „Abenteurer“ Hermann Koch, hat eine „Snowbike Moonlight Tour“ organisiert. Nach einer kurzen Einweisung geht es für die Gruppe mit der letzten Bergfahrt der Zehnerkarbahn hoch zur Skihütte Gamsmilchbar. Oben angekommen verkosten wir erst einmal die „Original Gamsmilch“. Ein kultiges Milchgetränk mit Alkohol, ohne echte Gamsmilch allerdings, das Gamsspitzl, die Bergspitze vor der Bergstation der Zehnerkarbahn war Namensgeber. Betriebsleiter Walter Fötschl (ehemals Weltmeister im Rückwärts-Skifahren!) hat es erfunden, die Rezeptur ist ein streng gehütetes Geheimnis. Die Milch schmeckt – naja, besonders. In der ruhigen Abenddämmerung schauen wir hinunter auf Obertauerns Lichtermeer, ein Gänsehautmoment. Dann geht es endlich auf Moonlight Tour, angeführt vom sympathischen Hermann Koch. Mit dem Snowbike „pfeift“ man sehr rasant die Piste runter, so wird das hier genannt. Ein cooles Erlebnis, für das man sehr gute Ski-Erfahrung haben sollte.
UNDER THE STARRY SKY
In Obertauern ist die Nacht nicht nur zum Feiern (und Schlafen) da, sondern auch zum Skifahren. Ob Nachtskilauf oder die Moonlight Tour. Vormerken: „Wendeln unterm Sternenhimmel“, jeden Montag und Donnerstag an der Edelweiß 4-Sesselbahn (von 19 bis 22 Uhr). Eine Flutlichtanlage beleuchtet die etwa 1,5 Kilometer lange Piste der Edelweißbahn. Wichtig: Alle Liftkarten aus den Skipools Obertauern und Lungo (Skiregion Lungau) mit einer Gültigkeit ab 1,5 Tagen sind für den Nachtskibetrieb gültig. Abendkarten für Tagesgäste sind an der Talstation der Edelweißbahn erhältlich.
POWER, PARTY & SKI-PARADIES
War Obertauern vor einhundert Jahren noch eine Ansammlung von Dörfern als die ersten Skifahrer:innen kamen, ist die Region heute ein riesiges Ski-Resort der Extraklasse. Pünktlich wie ein Uhrwerk beginnt meist Mitte November die Wintersaison. Die massiven Schneeschichten sorgen fast immer dafür, dass man seine Spuren so frei wie möglich ziehen kann. Bestens präpariert und erstaunlich breit präsentieren sich die Pisten. Racer dürfen sich auf sieben schwarze Pisten freuen. Anfänger:innen und Freestyler fühlen sich auf den Pisten unterschiedlicher Grade gleichermaßen wohl. Jagatee, Pommes oder Gourmet – die Hütten haben für jeden Stopp und Geschmack etwas. Nicht wenige fahren gezielt zum Feiern nach Obertauern, das Nightlife ist heiß, sehr heiß. Nach einem Pisten-Tag strömen tausende Nachtschwärmer:innen aus in Clubs, Bars und die angesagtesten Hütten. Wer das nicht täglich möchte, findet unzählige ruhige Plätze zum Entspannen, am offenen, knisternden Kamin etwa, am schönsten bei einem „Glaserl“ Wein und leckeren Schmankerln. Erst im Mai, wenn die turbulente Wintersaison vorbei ist und Obertauern sein Schneekleid abgelegt hat, verändert sich die Atmosphäre. Dann kommen die Wander:innen und Bergsteiger:innen.