Wenn Ende Januar 2022 die Messe Paperworld alle Trends und Neuheiten rund um Papier, Bürobedarf und Schreibwaren präsentiert, finden auch Origami-Enthusiasten die frischesten und ungewöhnlichsten Natur- und Feinstpapiere für die hohe Kunst des Faltens. Origami erlebt einen neuen Boom – und selbst beim Wohndesign mischen Faltobjekte jetzt mit.
Zu Beginn war Origami nur den höheren Ständen Japans vorbehalten, denn Papier war kostbar. Revolutioniert wurde das Brauchtum erst durch den Großmeister Akira Yoshizawa (19112005) – der Begründer des modernen Origami schuf abertausende neue, teils hochkomplexe Modelle und führte gedruckte Falt-Diagramme ein, nach dem heutige Origami-Anleitungen verfasst werden. Auch die Erfindung des „Nassfaltens“ (Wet-Folding) geht auf sein Konto. Hierbei wird das Papier vor dem Falten angefeuchtet, wodurch runde und skulpturale Formen möglich sind.
OFTEN WEEKS OF WORK
Origami hat sich zur modernen Kunstform entwickelt und Galerien rund um den Globus stellen spektakuläre Faltkreationen aus. Als unangefochtene „Königin“ aus dem Heimatland des Origami gilt die Papierkünstlerin Tomoku Fuse. Ihr Ziel bestehe nie darin, erklärte sie einmal, einem Papier eine Form aufzuzwingen, sondern eher das Gegenteil, nämlich die erstaunliche Form zu entdecken, die durch ihr Falten entsteht.
Die Dimensionen der dreidimensionalen Kunstobjekte können enorm sein, von lebensgroßen Kranichen und Nashörnern bis hin zu raumfüllenden Installationen. Gerade junge Origami-Künstler wie der Schweizer Sipho Mabona loten hier meisterhaft die Möglichkeiten der uralten Technik aus. Für Aufsehen sorgen Mabonas riesige Tiere, etwa „The White Elephant“ – gefaltet aus einem 30 Quadratmeter großen Stück Papier. Vier Wochen dauerte es, bis der Koloss vollendet war.
FRANKFURT PAPERWORLD
Unter dem Titel „Together“ präsentieren sich die Leitmessen Paperworld und Christmasworld auch in 2022 gemeinsam in den Frankfurter Messehallen (28.01./29.01.01.02.). Die Paperworld bietet das weltweit größte Sortiment für den gewerblichen Bürobedarf und den privaten Papier und Schreibwarenbedarf. Die Christmasworld ist die weltweit größte Trend und Orderplattform der internationalen Deko und Festschmuck-Branche.
Origami ist ein weites Feld. Spannend ist der Einzug der Falttechnik ins Wohn- und Alltagsdesign. Haben Sie Favoriten?
Stilbüro bora. herke. palmisano: „Ein Projekt, das wir in unseren Paperworld Trends vorstellen, ist das ‚BAUX Pulp Panel Origami Pulse by Form Us With Love for BAUX‘. Hier wird eine Brücke zwischen Kunst, Natur, Wissenschaft und Technologie geschlagen – mit dem Ziel, umweltfreundliche Materialsysteme zu schaffen. ‚Acoustic Pulp‘ ist inspiriert von der Technik des Papierfaltens, um eine akustisch perfekte Umgebung zu erzeugen. Die Oberfläche der Platten ist mit einer innovativen Lasertechnik nanoperforiert. Dadurch dringen Schallwellen in diese Waben-Kammern ein und werden dort eingefangen. Anstelle von Farbstoffen, werden die Paneele mit gentechnikfreier Weizenkleie eingefärbt. Auf Wandflächen installiert, bietet das Material eine erholsame Akustik in Gemeinschaftsbereichen wie Büros, Restaurants oder Schulen. Der Werkstoff besteht zu 83 Prozent aus Holzfasern – einem Nebenprodukt aus der industriellen Holzverarbeitung.
Ein weiteres Projekt, das uns sehr beeindruckt, basiert ebenfalls auf der Kunst des Papierfaltens, die in Japan eine lange Tradition hat. Dasselbe gilt für das Bento, eine Mahlzeit zum Mitnehmen. Heute bestehen Bento-Verpackungen zumeist aus Kunststoff und sind, man kennt es hierzulande von Sushi zum Mitnehmen, mit einem transparenten Deckel versehen. Diese Bento-Box aus Papier lässt sich – bevor sie weggeworfen wird – auf eine kompakte Größe zusammenfalten. Die Box kommt zu einer Zeit, in der Essen zum Mitnehmen und Liefern aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie, beliebter ist denn je. Die Boxen sind aus funktionalem, gegen Wasser und Fett beständigem Karton hergestellt und so gestaltet, dass sie aus einem einzigen Blatt gefaltet sind – ohne Einschnitte. So kann nichts aus der Box herauslaufen. Hat man aufgegessen, lässt sich das Behältnis dank entsprechender Linien auf dem Karton so klein zusammenfalten, dass es in den Deckel passt, der als Etui dient. Essstäbchen können ebenfalls in eine dafür vorgesehene Tasche gesteckt werden. Ken’ya Hara, von ihm stammt der Entwurf, ist einer der einflussreichsten japanischen Designer und Graphiker und er betont die Einfachheit und Schlichtheit bei Dingen des täglichen Gebrauchs.“
Welche Neuheiten werden wir bei der Paperworld sehen?
„Der Trend der Naturpapiere geht weiter, wir erwarten eine neue Welle handgefertigter Produkte, handwerklicher Verzierungen, charakteristischer Details und handwerklicher Herstellung. Gerade beim Papier setzen wir auf Handwerk und Taktilität sowie auf handwerkliche Naturpapiere mit hohen Recyclinganteilen. Dabei ist der sichtbare Charakter von Naturpapieren gewünscht. Unserer Meinung nach, geht kein Weg an umweltschonend produziertem Papier sowie umweltfreundlichen Feinstpapieren vorbei. Im Trend liegen ungestrichenes Papier, das eine matte ungekünstelte Haptik hat, naturweiße Oberflächen, die ohne optische Aufheller auskommen, und Büttenpapiere mit typischem Büttenrand, weicher Haptik und unverkennbarer Struktur. Die Qualität der Papiere bleibt hochwertig, im Zuge der Digitalisierung achten wir bei Papier auf hochwertige Druck- und Papierqualitäten, Offsetdruckverfahren für hochwertige Druckerzeugnisse, gerne mit dezenten Wasserzeichen – auch bei Inkjet und Laserdruck.
Darüber hinaus setzen wir auf traditionelle handwerklich erstellte Papiere – wie die Nepalpapiere, die aus der inneren Rinde des Lokta-Strauchs handgefertigt werden. Da sie schnell nachwächst, stellt es eine erneuerbare Ressource für die Kunsthandwerker dar, die für ihren Lebensunterhalt auf das fragile Ökosystem Nepals angewiesen sind. Der Erlös aus dem Verkauf der Papiere fließt an die Kooperativen zurück, die das Papier herstellen und unterstützt so direkt die Arbeiter in den ländlichen und städtischen Gebieten Nepals.“