Eine edle Mischung aus Neoklassizismus, glänzenden Oberflächen, Gemälden und Gastfreundlichkeit – willkommen im Zuhause einer Frankfurter Familie mit ukrainischen Wurzeln. THE FRANKFURTER zu Besuch in einem Haus, so elegant wie ein Spitzentanz, so gemütlich wie ein Nest.
König Salomon stolziert das mondäne Treppenhaus hinunter. Der rote Maincoon-Kater mit dem wohl vornehmsten Mähnenkopf nickt kurz unseren Besuch ab und lässt sich die nächsten Stunden nicht mehr blicken. Sein Hofnarr, die quirlige, hochbetagte Yorkshire-Dame Julietta, übernimmt statt seiner das Protokoll. Hofstaat ist hier eine Familie mit zwei schon erwachsenen Kindern. Eine Tochter ist gerade aus London zu Besuch und saugt im dritten Stock ihr altes Jugendzimmer im Hotel Mama.
SOLID AS A ROCK
Das Haus täuscht aufs Feinste. Die Fassade ist täuschend echt einer kleinen spätklassizistischen Villa nachempfunden, innen setzt das erst 16 Jahre alte Gebäude den Anspruch auf modernes und luxuriöses Interieur um. Hochglänzende Oberflächen dominieren: fein gemasertes Anthrazit im großzügigen Kaminwohnzimmer oder das helle Ocker der breiten, über drei Stockwerke gehenden Wendeltreppe, in dessen zentraler Spindel eine maßangefertigte Leuchten-Skulptur ein warmes Licht abgibt. Doch auch dies ist eine Täuschung, wiederum eine exzellente: Statt Marmor sind es tatsächlich großflächige, polierte Feinsteinzeug-Fliesen, sprich Manufaktur-Keramik, ein robustes High End-Material, das die Pracht von wertvollem Marmor in Erinnerung ruft. Weit über Frankfurt hinaus ist das ein Markenzeichen des Interior Design-Spezialisten Hermitage, der auch das Innenleben dieses Hauses mit Maßanfertigungen, Tapeten, Leuchten und hochwertigen Fliesen konzipiert und ausgestattet hat.
CHANGE IS CHANGE
Das recht junge Gebäude hat bereits eine Häutung hinter sich. Das Paar, das von der guten und familiären Seele seines Zuhauses schwärmt, hat Mobiliar, Bodenbeläge und Tapeten praktisch komplett austauschen lassen. „Mein Haus muss mich jeden Tag inspirieren“, sagt der Hausherr entschieden. „Kunstvolles Handwerk, Texturen, Fashion und auch Gemälde – wir leben mit Werken der Nonkonformisten – sind für uns ein wichtiger Teil dessen. Veränderung ist die Konsequenz, Moden ändern sich.“ Was andere radikal nennen würden, war für das Paar, beide sind Anfang 50, ein notwendiger Stilwechsel, um sich wohlzufühlen. Sehnsüchtig warten sie noch auf den Höhepunkt der Stil-Verjüngung: Eine runde Deckenleuchte aus Kristallglas von Castro Lighting. Natürlich auch das eine Maßanfertigung, wie der Hausherr erklärt: „Die Leuchte, die wir für das Wohnzimmer wollten, gab es nicht in der Größe, die wir hier benötigen, und jetzt wird sie eigens für uns mit 1,20 Meter Durchmesser gefertigt.“ Bis das herrschaftliche Stück geliefert wird, soll der alte Muranoglas-Lüster die Stellung halten.
HOSPITALITY IS THE HEART
Stahl, Glas und Messing: eine Kombination, welche die zum Essbereich hin offene Küche beherrscht. Spiegelelemente, verlegt wie ein Mosaik, vergrößern die Nische optisch. Blitzsauber ist diese Küche bis wir versehentlich in den Futternapf von Julietta hineintreten. Unkompliziert wird das kleine Malheur aufgewischt, gelacht und die Hausherrin erzählt, während sie uns Tee und einen selbstgebackenen Apfelkuchen serviert, von den vielen Gästen, oft die Cliquen der Kinder, die hier zu Besuch sind, auch wenn Sohn und Tochter längst flügge sind. „So bin ich aufgewachsen. Und auch meinen Kindern habe ich diese Gastfreundschaft weitergegeben“, sagt sie und betont das, was die gute Seele eines Wohnhauses ausmacht: „Unser Haus ist ein Nest für die Familie und offen für liebe Menschen.“
BLACK MASTER BATH
Da wir bei Hausbesuchen immer gern einen Blick in die Kellerräume werfen, führt uns der Hausherr bereitwillig die Stufen hinunter. Unten ist die inzwischen leerstehende Wohnung für die Haushälterin, die jahrelang Teil der Familie war. Nebenan ein Fitness-Raum mit einigen Geräten und der Wirtschaftsraum. So klein das Gebäude von außen scheint, eingepasst in eine historische Häuserzeile, so überraschend geräumig ist es auf jeder Etage, so auch im Keller. Hundedame Julietta bellt uns nach oben. In ihrem Protokoll steht jetzt die Besichtigung eines großen Ankleidezimmers – allein für den Hausherrn und Ergebnis des letzten Umbaus, bei dem hier aus einem Büro eine großzügige Garderobe wurde – gleich neben der Eingangstür ist das luxuriöse schwarze Masterbad mit Möbeln im Armani Roca-Design. Überall präsente Hingucker sind die wunderschönen Strukturtapeten des belgischen Herstellers Arte, die zu klassischem Interieur ebenso gut passen wie zu minimalistisch-avantgardistischer Einrichtung, wie wir finden. Warum Kenner hier oft von Kunst statt Tapeten sprechen, wird bei diesem raffiniert gestalteten Wandpapier deutlich.
„ART IS ALWAYS DOMINANT“
„Die einzige Herausforderung war die Kunst. Wir sammeln leidenschaftlich Kunst, vor allem Gemälde. Und Kunst ist immer dominant und man muss sich entscheiden, was im Vordergrund stehen soll: die Kunst oder das Interieur?“, beschreibt der Hausherr das süße Dilemma. Durch eine durchdachte Beleuchtung, kein ganz unwichtiger Teil des Gesamtkonzepts, wirkt die dichte Hängung trotz allem luftig. „Unser Ziel war es, für das Haus eine Mitte zu finden, das heißt, aus klassischer Formensprache und heutigen Ansprüchen an Design, Kunstpräsentation und Komfort. Die neoklassische Architektur, so war auch beim Umbau der Plan, sollte auf jeden Fall mit dem Innenleben harmonieren, alles andere würde nicht zu uns passen.“
Der echte Neoklassizismus war der Beginn der Moderne. Beide Stilsprachen führt unser Haus in zeitgenössischer Weise harmonisch zusammen.
Natürlich, Julietta hat das letzte Wort. Ihren Lieblingsplatz zeigt sie uns – ganz die quirlige Fellkugel – am Ende des Rundgangs. Die Sonnenterrasse, die alles bietet, was ihr Hofstaat sonst noch so liebt: Grillen, Chillen und viel Platz für Family & Friends.