MILANESE HIGH "LIGHTS“

Ob Lounge Chairs, Sitzgruppen oder multifunktionale Arbeitstische, ob persisch anmutende ­Stoffe,­ mundgeblasene Tisch- ­oder ­sternenförmige­ Deckenleuchten: Auf der Salone del Mobile 2022 in Mailand­ feierten ­Möbel ­und­ Leuchten ­ihr Debüt. Design-Expertin Martina Metzner stellt einige Highlights ­für ­zeitgenössisches­ Wohnen­ vor.

Bei der Mailänder Möbelmesse Salone del Mobile trifft sich das Who is Who der Branche. Hier zeigen Designer:innen und Hersteller nicht nur Neuheiten, sondern auch Trends und wichtige Strömungen. Nach zwei Jahren Pause und einer stark reduzierten Version ging im Juni die wichtigste Möbelmesse der Welt in ihrer 60. Ausgabe an den Start. Wieder gab es in den Messehallen viele spannende Newcomer und Überraschungen auch am Leuchtenhimmel zu sehen. Insgesamt war zu entdecken, dass die Designer:innen mit hochwertigen Materialien spielen. Kaum ein Möbelhersteller ließ es sich nehmen, Nachhaltigkeit weit voranzustellen. Wir zeigen einige Lieblingsdesigns mit der größten Anziehungskraft.

FLEXIBLE, SIMPLE, NATURAL

Johannes Choe, Designabsolvent der Kunsthochschule Kassel, hat mit „Active Desk“ einen Schreibtisch entwickelt, der fast allen Arbeitssituationen – mobil, hybrid, digital – gerecht wird. Er kann überall flexibel montiert werden, sogar im Freien. In Zeiten, in denen sich Lebens- und Arbeitssituationen rasant ändern, sollten sich auch die Möbel modifizieren lassen und dem Trend zum Baukastensystem gerecht werden.

Im Rahmen der neu initiierten Zusammenarbeit von Knoll mit Antonio Citterio ist dieses Jahr eine Kollektion entstanden, die sich durch ihre zeitgemäße Sprache auszeichnet und gleichzeitig einen klaren Bezug zur klassischen Designsprache von Knoll aufweist.

Gestaltet von dem in Finnland geborenen Designer Jonas Lutz zeigt sich „Ilma“ für e15 schlicht und stark. Der Rahmen aus massiver Eiche oder Walnuss tritt in Kontext zum Leder in hell, brandy oder schwarz. „Ich war immer von Stühlen ohne Polster fasziniert und schaute nach komfortablen Alternativen. Der Zweck von Ilma ist, den Körper in der Schwebe zu halten“, sagt Jonas Lutz.

Bild 1: "Active Desk" von Johannes Choe
Bild 2: "Raiz" von Studio Ilse für Ames
Bild 3: "Hug" von Giulio Iacchetti für Fantin

Mit der Tischserie „Hug“ nach einem Design von Giulio Iacchetti finden Rundrohre ihren Weg in das Produktportfolio von Fantin. Die originelle Lösung an den Verbindungspunkten der Tische spiegelt die Identität des Metallspezialisten aus Norditalien, die in funktionellen Produkten von absoluter formaler Sauberkeit ihren Ausdruck findet, in harmonischer Weise wider.

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Bild: Tisch von Antonio Citterio für Knoll

ALLROUNDER „119“ BY SEBASTIAN

Klassische Materialien wie Bugholz und Rohrgeflecht, die Form aufs Wesentliche reduziert: Der neue Sessel „119“ von Sebastian Herkner ist ein typisches Thonet-Produkt. Ob als Solitär oder paarweise im Wohnzimmer als elegante Ergänzung zu einem komfortablen Sofa, in Hotellobbys oder Loungebereichen in New-Work-Situationen: Der „119“ setzt in unterschiedlichsten Szenarien Akzente.

Minimalistische Ästhetik, opulenter Komfort: Der aus fließenden Linien gezeichnete Polstersessel „Fame“ ist eine Hommage an alle Qualitäten Wittmanns: zeitloses Design, Komfort und Langlebigkeit. Im Entwicklungsprozess war es Christophe Pillet wichtig, so nah wie möglich an den Wurzeln und Werten Wittmanns zu sein.

Das Designerpaar Neri&Hu mag das Spiel mit Gegensätzen und schätzt zeitgemäße Produkte, die eine Verbindung zur Tradition haben. Ihre Polstermöbelserie „Blocks“ für Wittmann nimmt diesen Gestaltungsansatz auf: Organisch und geometrisch zugleich, ermöglichen die einzelnen bodennahen Module eine immense Vielfalt an Kombinationen.

Bild 1: "119" von Sebastian Herkner für Thonet
Bild 2: "Fame" von Christopher Pillet für Wittmann
Bild 3: "Blocks" von Neri&Hu für Wittmann

LET IT SHINE: THE BEAUTY OF PERSIA & COLOMBIA

Die Schönheit Persiens in eindringlich atmosphärischen Stoffen: Der Textiléditeur Christian Fischbacher und der Architekt und Designer Hadi Teherani haben mit „Contemporary Persia“ erstmalig eine gemeinsame Textil-Kollektion entworfen, die zum Salone del Mobile der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Nach der Markteinführung im letzten Herbst stellt Ames eine neue Version des Raumtrenners „Andinas“ mit einem kunstvollen Gewebe aus geschmeidigen Lederfäden vor. Der von Mae Engelgeer entworfene Paravent spiegelt in seiner organischen Form die vielfältigen Landschaften Kolumbiens wider. „Raiz“ markiert den Beginn eines neuen Kapitels für Ames: Es ist nicht nur die erste Beleuchtungsserie der kolumbianischen Marke, sondern auch das erste Produkt, das Ames in Zusammenarbeit mit Studio Ilse entwickelt hat.

Bild 1: "Constellation" von David Rockwell für Lasvit
Bild 2: "Quotes" von Kvadrat
Bild 3: "Andinas" von Mae Engelgeer für Ames

Die Stoff-Kollektion „Quotes“ von Kvadrat (Abbildung nächste Seite) entwickelt diese Idee und zitiert aus urbanen und natürlichen Erfahrungen. Ausdrucksstarke Grafiken treten in Dialog mit Materialdimensionen und lebendigen Farbkontrasten.

Der Nachthimmel von New York City und die Landschaft, die auf dem ikonischen Deckengemälde im Grand Central Terminal abgebildet ist, inspirierten David Rockwell zu seiner neuen Leuchtenkollektion für Lasvit. Die „Constellation“-Serie besteht aus drei Leuchtenmodellen. „Sluhach“ bedeutet „Zuhörer“ auf Ukrainisch, und Lasvit hat sich mit der Architektin und Designerin Victoria Yakusha zusammengetan, um eine Serie skurriler, animistischer Leuchten mit ohrenähnlichen Elementen zu entwerfen.

Bild 1: "Metropolis" von Vittorio Bottin für Pulpo
Bild 2: "Sluhach" von Victoria Yakusha für Lasvit

MEMPHIS IS A STYLE

Lodes, das italienische Unternehmen für zeitgenössische Beleuchtung, hat in Zusammenarbeit mit dem multidisziplinären französischen Designer Patrick Norguet „Flar“, eine minimalistische und zugleich skulpturale Steh- und Tischleuchte aus mundgeblasenem Glas, herausgebracht. Außerdem hat Lodes in Zusammenarbeit mit dem italienischen Architekten Vittorio Massimo die Pendelleuchte „Ivy“ entwickelt. Sie ist ein minimalistisches, geometrisches Beleuchtungsobjekt, das aus einem Ring und einer Kabelaufhängung besteht, über die das maßgefertigte LED-Modul im Ring mit Strom versorgt wird. Natascha Madeiskis keramische Leuchtenserie „flaming stars“ für Pulpo ist eine lebendige Mischung aus Memphis-Design und Memphis-Musik - daher die Produktnamen von Elvis‘ größten Hits.
Bild: Patrick Norguets "Flar" für Lodes

Die von dem Lichtdesigner Valerio Bottin entworfene Glasarbeit für Pulpo ist fast mehr eine Lichtskulptur. Der innere Zylinder aus Borosilikatglas formt das Licht vom Stahlsockel bis zur farbigen Kuppel zu einem Lichtschwert.