MILAN DESIGN WEEK 2024

Wer Anfang April zur Milan Design Week nach Mailand kommt, kann erleben, wo der Puls des Designs aktuell schlägt. THE FRANKFURTER zeigt die stärksten Trends – von anything goes, über Remix bis zu analoger Sinnsuche.

RED RED WINE

Dass man in Mailand immer wieder auf ein beruhigendes Bordeaux stieß, war nicht überraschend, wenn man sich die aktuelle Farbpalette der Mode anschaut. Ob Yves Saint Laurent, Hermès oder Bottega Veneta – sie alle propagieren Bordeaux, gern mal in ungewöhnlichen Farb-Kombinationen wie zu azidem Grün. Der Rotwein-Ton passt auch zu den formalen Anklängen an die 1970er-Jahre wie halbrunde Sitzinseln und Sofas mit viel Knautschzone, die man allenthalben in Mailand sah.

PLAYTIME

Wie aus der Zuckerbäckerfabrik zeigen sich Leuchten, Teppiche oder ganze Interiors, die teils auch zum Spielen auffordern sollen. Denn Design soll letztendlich nicht nur gut funktionieren, sondern auch Spaß machen. Ein willkommener Gegenpol zur momentanen Weltlage – das Abtauchen in eine schöne, bunte Welt voller Fantasie ohne jegliche Krisen und Probleme. Träumen darf ja erlaubt sein.

COOL INDUSTRY

Chrome steht für die industriell geprägte Gegenwart, für die harte Realität, mit der wir uns jeden Tag auseinandersetzen müssen. Diese kühle Ästhetik wird bereits seit einigen Jahren vom deutschen Architekten-Duo Gonzalez Haase für die Stores von Balenciaga propagiert. In Mailand war besonders viel Chrom als exzentrisches und weniger alltagstaugliches collectible Design zu sehen – also als Sammlerstücke und Unikate, die wie Kunst gehandelt werden.

MORPHOLOGY

Schon seit ein paar Jahren wagen sich experimentelle Designer:innen an Formen, die aussehen, als hätte man gerade die erste Töpferstunde hinter sich. Mut zur Deformation und bisweilen sogar Hässlichkeit scheint hier die Attitüde. Vielleicht ist es auch die Suche nach dem Urzustand der Dinge. Sicher aber ist, es bricht unsere Seh- und Nutzgewohnheiten. Das ist ja schon mal ein Anfang.