LOFT LIVING

Von wegen oldschool! Ein Unternehmerpaar baute im Nordend eine ehemalige Schule in eine coole Loft-Perle um. Wir trafen zwei Menschen, die sich mit Loft und Liebe einen einzigartigen Open Space verwirklicht haben.

Das Gebäude scheint auf die Richtigen gewartet zu haben. Sieben Jahre stand es leer, bevor eine Frankfurter Familie sein Potenzial erkannte. Zwei Jahre Planung und Umbau haben aus der Immobilie ein minimalistisches Luxus-Lofthaus gemacht. Das Paar lebt auf 250 Quadratmeter, die mittlerweile flügge gewordenen Kinder bewohnten bis vor kurzem eine eigene Etage darunter. Einige Details aus der Schul-Ära, wie die unverputzten Backsteinwände, wurden authentisch ergänzt. Fensterfronten schaffen viel Transparenz, und auch auf der gemütlichen Terrasse mit Blick auf Gründerzeit-Hinterhöfe kann man Freiheit spüren. „Nachbarn nennen unseren Loft ‚das Aquarium‘, allerdings können wir uns komplett mit Jalousien abschotten, auch die Terrasse“, lacht der Hausherr.

image

Rock the house

Berufsschüler und Lehrer durften im engen Treppenhaus qualmen, die Zigarettenablage im alten Geländer spricht noch Bände. Heute macht ein meterhohes Pop-Art-Graffiti gute Laune zwischen den Stockwerken. Mit präzisen Vorstellungen ging das Paar an die Neugestaltung des Hauses, maximaler Freiraum ohne einengende Wände und ein großes Stück Geborgenheit waren das Ziel. Man könnte hier Rollschuhlaufen, fast kein Hindernis auf dem edlen Pandomo-Zementboden würde stören. „Wir haben bewusst nur ganz wenige Möbelstücke, und was wir haben, muss praktisch sein. Unser Stil ist puristisch, also findet man auch keinerlei Schnickschnack“, ist sich das Paar einig. Ein Eames-Chair hier, schöne Maßanfertigungen da. An dem Wenigen lässt sich dennoch viel ablesen: Familiensinn, Geselligkeit und der Spaßfaktor. Allein auf der Kuschelcouch aus Wasserbüffelleder finden mehr als zehn Personen Platz. Und ein DJ-Pult deutet nicht auf Kaffeekränzchen hin.

image

Smart home

„Niemand, der mich draußen kennt, würde denken, dass ich so wohne“, sagt der erfolgreiche Unternehmer. Sein Tattoo gleicht dem Brustschild eines Kämpfers. Raue Schale. Einer, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Seine Partnerin lebt die Stärke ohne Rüstung. Beide tun viel für ihren Körper, was eine eindrucksvolle Kraftstation zwischen Badewanne und Bett demonstriert. Vis-à-vis geht die Fitness in der kleinen Sauna und auf einer zweiten Terrasse weiter. „Den Fernseher können wir drehen, auch zur Dusche hin“, lässt das sympathische Paar seine Begeisterung für ein vernetztes Zuhause durchblicken. Praktisch alles kann hier zentral oder über das Handy gesteuert werden, natürlich auch die Wärme der Fußbodenheizung und der steinernen Handtuchablage, welche die Doppelbadewanne einrahmt.

image

Black mirror

Unsere Idylle ahnt keiner, wenn er das Haus von außen sieht.
Solche schwarzen Spiegelflächen kennen wir doch. Tatsächlich hat das Paar den noblen Effekt zuerst im Roomers Hotel Frankfurt gesehen: „Das wollten wir auch, und mit der Spiegelbeleuchtung wie im Designhotel. So wirkt der Raum größer.“ Ein Luxus, der nicht aufgeladen wirkt, sondern eher die Designliebhaber offenbart. Eitelkeit fördern dunkle Spiegelwände jedenfalls kaum, denn zum Schminken oder Rasieren sind sie ungeeignet. Aus Bergen von Design- und Architekturmagazinen schöpfte das Paar seine Ideen für den Umbau, ein Frankfurter Architektenbüro übernahm Generalplanung und Projektmanagement. Für den Innenausbau gab es eine Maxime: „Alles echt. Kein Plastik, kein Fake. Wir sind haptische Menschen und wollen Holz, Naturstein und Leder fühlen.“

Hidden treasures

Bücher? Souvenirs? Keine zu sehen. „Nochmal. Kein Firlefanz und keine Staubfänger.“ Bücher werden digital verschlungen, Familienfotos hängen in den versteckten Ankleiden. Vorräte stapeln sich diskret in einem schmalen Gang hinter der Küchenzeile. „Hier ist doch etwas“, ruft der Hausherr: „Das Automodell gehörte meinem Opa. Eigentlich ist es ein Radio.“ Staub muss er von dem netten Andenken nicht wegblasen, denn in diesem Haushalt wird pingelig auf Sauberkeit geachtet. In einer Zwei-Zimmerwohnung sei er aufgewachsen, „mit meiner Schwester teilte ich mir ein Zimmer“. Heute lebt der Selfmademan den Gegenentwurf. Seinen Namen will er nicht lesen. Deutschland sei eine Neidgesellschaft, anders in Amerika, wo er einige Zeit gelebt hat. Pläne? „Ein Haus hört nie auf. Wenn wir das Erdgeschoss ausgebaut haben, wird dort das schönste Loft Frankfurts sein, mit einem 100 Quadratmeter großen, grünen Innenhof.“ Klingt ganz nach einem „ziemlich geilen“ Mietobjekt.

image