LIVE WHAT YOU LOVE

Dass Guido Maria Kretschmer nicht nur Mode kann, beweist er immer wieder mit Kollektionen in anderen Design-Genres von Schmuck bis Interieur. Nun präsentierte er auf der Messe Heimtextil auch wieder eine Tapeten-Linie für den Gummersbacher Hersteller P+S. Und weil an die Wände des beliebten Shopping-Queen-Moderators auch stets Kunst gehört, trafen wir ihn jenseits der Messehallen zum exklusiven Interview im Atelier des Frankfurter Künstlers Mike Kuhlmann, wo er mit uns über seine Philosophie von Design und liebenswerte Lebenswelten sprach.

Lieber Guido, du machst ja ein bisschen von allem...

Ja, ich mach unheimlich viel, weil es so viele Dinge gibt, die für mich zusammengehören.

Wie Mode und Interior Design?

Im Grunde ja. Beides bestimmt doch, wie wir uns fühlen. In einem Outfit, in dem ich mich attraktiv fühle, kann ich meine besten Seiten zeigen. Und in einem Umfeld, das mir Geborgenheit gibt und mich inspiriert, lebt und arbeitet es sich erst wirklich gut.

Wie kamst Du auf Tapeten-Design?

Das war für mich ein Muss. Ich bin so scharf auf Interior Design. Schöne Wände gehören für mich dazu. Sie können darüber entscheiden, ob Räume richtig zur Geltung kommen. Und sie bilden die Kulisse für Möbel und Accessoires.

Nun ist ja deine Kollektion extrem erfolgreich. Und das, obwohl du mit deinen Tapeten schon konsequent auf Muster und Farben setzt. Was ja für viele nach wie vor ein Wagnis ist.

Ja, es ist erstaunlich. Und es freut mich irrsinnig. Denn es bedeutet, dass die Designs die Menschen erreichen. Und dass ich damit vielleicht all jenen, die sonst nicht so souverän im Umgang mit Design und Trends sind, Möglichkeiten eröffne, etwas Besonderes aus ihren Räumen zu machen.

Und wie sieht's mit deinen Räumen aus? Wie wohnst Du?

Ganz unterschiedlich. Ich habe ja das große Glück, verschiedene Plätze zu haben, weil ich so viel unterwegs bin. Ich lebe zum Beispiel gern „landhausig“, aber sehr geradlinig und reduziert, fast gustavianisch. Und dann hab ich ein Haus, da lebe ich ganz modern, mit schlichten Möbeln, ein wenig Art Deco und natürlich Kunst, in großen, klaren Räumen. Dort arbeite ich viel, deshalb brauche ich Ruhe... Ja, und dann hab' ich noch ein Haus auf Mallorca. Da ist es richtig gemütlich, wie man sich so ein Haus im Süden eben vorstellt. Mit viel Stoff und Bast und Eisen und mit viel bemalter Pottery.

Gibt es dann auch eine Konstante? Etwas, das in allen deinen Domizilen sein muss?

Ich hab fast überall die gleichen Betten. Große, schlichte Betten und weiße Bettwäsche mit vielen Kissen.

image

Wie sieht es mit NoGos beim Wohnen aus?

Wenn es zu voll wäre. Das ist absolut nicht meins. Je reduzierter, desto lieber. Ich mag gerne den Dingen Raum geben. Wenn ich etwas schönes hab, dann möchte ich, dass man das auch noch sieht.

Zu diesen schönen Dingen, mit denen du dich gerne umgibst zählt ja ganz stark die Kunst.

Ja, ich liebe Kunst, das ist etwas, das zu mir gehört, damit ich mich wohlfühle. Dabei bin ich jetzt stilistisch gar nicht festgelegt. Kunst hat für mich viel mit Stimmungen und Emotionen zu tun. Das gilt eigentlich fürs gesamte Thema Wohnen, und das ist auch mein Tipp an alle, die sich fragen, wieso sie es nicht schaffen, so einzurichten oder zu dekorieren, dass es eben stimmt. Man muss sich fragen: Passt das zu mir? Muss ich das wirklich haben? Kann ich mir vorstellen, das auf Dauer in mein Leben einzubauen?

Das ist ja schon eine andere Herangehensweise als in der Mode, die viel schnelllebiger ist und in der man mal eine Saison einen Trend mitmachen kann, den man in der nächsten wieder verwirft. Oder?

Eigentlich kann man das mit Interior auch... Im Grunde erwächst doch alles aus demselben Bereich, und für mich gilt seit jeher: Design ist nur dann gut, wenn man es für Menschen macht. Das ist meine Hauptintention, dass Menschen sich wohler fühlen, besser fühlen, inspiriert werden. Und das hat zu tun mit Einsteigen in Klamotte, aber auch mit Umgebensein von guten Möbeln. Deshalb machen ja auch alle guten Designer Interior-Design, weil man das eine von dem anderen gar nicht lösen kann.

image

Hast du abschließend einen Tipp, was man braucht, um sich in den eigenen vier Wänden wohlzufühlen?

Man sollte stets sein liebster Gast sein. Das heißt, man sollte sich selbst sehr mögen. Und wenn man sich nicht so mag, dann sollte man sich mit Dingen umgeben, die einem das Gefühl von Zuhause geben. Denn Zuhause, das bedeutet auch bei sich sein. Deshalb sollten nur Sachen da sein, mit denen man auch etwas verbindet... Wenn ich so ein kuscheliges Mädchen bin, das vielleicht nie so richtig erkannt wird, auf der Bank ist keiner nett zu mir, zu Hause ist kein Freund, aber zwei Katzen... Für so ein Mädchen wünsche ich mir, dass sie es gemütlich, dass sie es kuschelig hat. Und auch wenn keiner da ist, der sie umarmt, dann sollen halt ihre Möbel sie fast „umarmen“. Du musst ja kein Landhaus haben, um Landhaus zu leben! Wenn du dich mit Dingen umgibst, die du mit schönen Momenten, mit Erinnerungen, mit einem Traum oder mit deiner Familie verbindest, das ist das wichtigste, um dich wohlzufühlen. Und wenn du Gothic magst, kannst du dir zuhause eine schwarze Höhle bauen... Du musst einfach wissen, wer du bist. Das ist der wichtigste Tipp! Der hilft nicht nur in Sachen Mode und Wohnen, sondern auch auf der Partnersuche, der hilft im Grunde fürs gesamte Leben.