LIFE'S A GAME - GAMER CAPITAL FRANKFURT

Wer hätte es gedacht: Frankfurt ist die deutsche Hauptstadt der Computerspielindustrie. Software­ und Gaming-­Entwickler haben die Mainmetropole für sich entdeckt und damit den Standort zu einem bedeutenden Industriezweig der Branche gepusht. THE FRANKFURTER stellt die wichtigsten Gaming Studios, Online-­Casinos und Playgrounds vor und nimmt Gadgets für Hardcore­-Gamer unter die Lupe.

Die Gaming-­Branche erlebt seit Jahren einen enor­men Bedeutungszuwachs in Frankfurt und Rhein­Main. Deutsche Unternehmen sind hier ansässig, aber auch internationale Schwergewichte wie Nintendo und Sony haben ihre deutschen Hauptquartiere nach Hessen ge­legt. Die Gaming­-Szene boomt hierzulande und Umsät­ze sowie Beschäftigungszahlen steigen kontinuierlich. Manchen Branchen-Protagonisten geht das dennoch nicht schnell genug. Sie sagen: Frankfurt muss weiter gamifiziert werden!

GAMING BUSINESS HUB FRANKFURT

Nintendo, Sony Interactive, Konami, Bandai Namco: In Hes­sen sind einige der größten japanischen Videospielfirmen zu Hause. Damit hat sich die Spiele-­Hardware­ und Soft­ware-Industrie zu einem wichtigen Wirtschaftsbaustein Hessens entwickelt. Die Marktführer in Sachen Spielekon­sole erwirtschaften mit ihren Produkten „Nintendo Switch“ und „Sony PlayStation“ weit mehr als eine Milliarde Euro in Deutschland. Doch neben Hard­ und Software-­Entwick­lern hat sich Hessen auch als wichtiger Studiostandort etabliert. Namhafte innovative Entwickler, Publisher und Dienstleister sind im Großraum Frankfurt ansässig, darun­ter Crytek, Deck13 Interactive, Keen Games und Tech-­Pro­vider wie Ously Games. Außerdem werden bei der Games Academy Frankfurt auf der Hanauer Landstraße die Spieleentwickler (u.a. Game Design und Game Programming) der nächsten Generation ausgebildet.

GAMING HOTSPOT: CRYTEK

Crytek ist einer der erfolgreichsten Gaming-­Entwickler mit internationalem Bekanntheitsgrad. Bekannt geworden ist das deutsche Unternehmen mit dem 2004 veröffent­lichten Spiel „Far Cry“. Das Ego-­Shooter-­Spiel wurde vor allem für seine realistische Darstellung gelobt. Es wurde zu einem weltweiten Verkaufserfolg und fand über zwei­einhalb Millionen Käufer. Crytek hat seinen Hauptsitz in Frankfurt und betreibt Tochterfirmen in Kiew, Budapest, Seoul und Nottingham. Gegründet wurde Crytek im Jahr 1999 in Coburg/Bayern von den Brüdern Cevat, Avni und Faruk Yerli. 2006 erfolgte der Umzug nach Frankfurt, wo das Unternehmen heute über 370 Mitarbeiter beschäftigt. THE FRANKFURTER sprach mit einem Macher des Erfolgs, Avni Yerli.

Crytek ist heute ein international renommiertes Unternehmen der Gaming-Industrie. Was steckt hinter dem Erfolg?

Avni Yerli: „Ich habe nach meinem Studium in führen­den deutschen Firmen erst als Projektmanager, dann als Consulter gearbeitet und mich dann bald damit selbststän­dig gemacht. Somit hatte ich bereits Erfahrung im Gründen und Leiten einer Firma gesammelt. Als meine Brüder dann die Idee hatten, eine Technologie­ und Gaming-­Firma zu gründen, schloss ich mich dem als leiden­schaftlicher Gamer sofort an.

Computerspiele galten als 'Gewinner der Pandemie', doch die Wahrheit ist komplexer. Avni Yerli, Crytek
Die Gaming-­Industry war und ist eine zukunftsorientierte Branche mit vielen Herausforderungen. Da­mals waren es andere Herausfor­derungen als heute. Die meisten deutschen Entwickler haben sich damals darauf konzentriert, Spie­le für den deutschen Markt zu machen. Wir wollten uns von An­fang an international aufstellen. Wir haben uns vorgenommen, auch die Technologie, die unseren Spielen zu Grunde liegt, stets in eigener Hand zu halten und das gibt uns Flexibilität und Kontrolle über unsere Produkti­on, die auf diesem agilen Markt entscheidend ist. Hinzu kommt noch, dass ich durch unser internationales Umfeld und die türkische Herkunft eine ganz andere Perspektive zum Unternehmertum habe, primär chancenorien­tiert handle und wir uns von Risiken nicht unbedingt abschre­cken lassen. So haben wir heute eine starke und interna­tional anerkannte Firma mit 20-­jähriger Geschichte, die ihren Erfolg durch starke Marken mit global erfolgreichen AAA-­Spieletiteln und eine sich stetig weiter entwickelnde Game­-Engine­-Technologie zementiert.“

"Far Cry" war der Durchbruch, oder?

„Für unser Debut wollten wir ein Spiel machen, dass es so in Deutschland noch nicht gegeben hat. Mit ‚Far Cry‘, unserem ersten internationalen Erfolg, haben wir techno­logisch und visuell Maßstäbe gesetzt, die weltweit für Auf­sehen gesorgt haben. Wir wollten sichergehen, dass man uns nicht darauf reduziert, ein deutsches Studio zu sein. Wir haben daher auch von Anfang an Wert darauf gelegt, ein inklusives und diverses Arbeitsumfeld zu schaffen. Die Firmensprache war von Anfang an Englisch. So konnten wir ein Team von internationalen Fachkräften mit einer guten Mischung aus ‘jungen Wilden’ und ‘alten Hasen’ einstellen, wovon unsere Produkte seit jeher profitiert haben. Auch der Grundstein für unsere erfolgreiche ‚Cryengine‘ wurde dort bereits gelegt.

Ich erinnere mich, dass in der Presse und den Medien das Gerücht umging, Crytek müsse ein kalifornisches Unternehmen sein, da solch ein First-­Per­son-­Shooter ja gar nicht aus Deutschland stammen könn­te. Somit hatten wir unser Ziel erreicht, nicht auf unsere Herkunft reduziert zu werden. Im März 2004 war ich auf einer sehr wichtigen Entwicklerkonferenz im Silicon Valley. Dies war zur gleichen Zeit wie die weltweite Veröffentlich­ung unseres Debütspiels ‚Far Cry‘. Es hat mich sehr stolz gemacht unser eigenes Spiel im Silicon Valley zu kaufen.“

Warum Frankfurt?

„Die Zusammenarbeit mit internationalen Technologie-­Partnern und Publishern für unsere ‚Crysis‘-­Serie haben dazu geführt, dass wir gewachsen sind und ein Ortswech­sel anstand. Wir haben uns für Frankfurt entschieden auf­grund der zentralen Lage und des Flughafens, der Infra­struktur sowie der Lage in Europa. Die Verfügbarkeit von internationalen Flügen hat es uns und unseren internatio­nalen Mitarbeitern und Partnern leichter gemacht, flexibel und mobil zu sein. Damit waren wir auch Trendsetter. In­zwischen sind in Frankfurt diverse andere Gaming­-Unter­nehmen ansässig, die ebenfalls von der Metropolregion profitieren. Frankfurt ist ein diverser und weltoffener Ort, mit buntem City-­Life und breit gefächertem Kulturangebot in vielen Sprachen, der mit seiner Nähe zum Taunus als Na­herholungsgebiet einiges zu bieten hat. Somit ist er auch für internationale Arbeitskräfte attraktiv.“

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Hardcore-Gamer

Was sind deine Pläne für 2022?

„Die Pandemie war sicherlich eine Herausforderung für alle Unternehmen, aber sie hat auch Chancen aufgezeigt. Die ‘digitale Wende’ ist in Deutschland längst überfällig und durch diese internationale Krise wurde dort viel vorange­trieben. Wie wichtig es ist, auch digital vernetzt zu sein, ist nun einem breiteren Publikum bewusst geworden. Es wird den Markt verändern, sowohl in Bezug auf die Konsum­gewohnheiten von Menschen als auch ihren Ansprüchen an Arbeitsumstände und Flexibilität. Während Computer­spiele gemeinhin als ‘Gewinner der Pandemie’ galten, ist die Wahrheit komplexer. Aber der Bedarf der Menschen, sich über das gemeinsame Hobby des Spielens auch über räumliche Grenzen hinaus zu vernetzen, wurde dadurch in jedem Fall gestärkt. Computerspiele sind wie ein digitales Lagerfeuer geworden, über dem man Gemeinsamkeiten austauscht und Geschichten erzählt oder einfach das Beisammensein genießt. Wir beobachten diese Entwicklung, um weiterhin unserer Zeit voraus zu sein und die Spiele von morgen zu entwickeln.“

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Bis du selbst noch ein Gamer?

„In meiner Freizeit gebe ich meiner Familie absolute Prio­rität und versuche demzufolge möglichst viel Zeit mit mei­ner Frau und meinen drei Kindern zu verbringen. Ich spiele aber immer noch von Zeit zu Zeit. Ich tendiere dann aber schnell dazu, ein Spiel zu analysieren, anstatt aus Spaß zu spie­len. Neben unseren Spielen spiele ich auch ‚Red Dead Redemption 2‘ und ‚Deathloop‘. Was ich selbst als Kind am liebsten spielte? ‚System Shock‘, ‚Virtual Racing‘, ‚Wing Commander‘, ‚Donkey Kong‘ und ‚Comanche‘.”

GAMING-STUDIO: DECK13 INTERACTIVE

Deck13 startete mit Abenteuerspielen wie „Ankh“ oder „Jack Keane“ und ist spätestens seit „The Surge“ und „The Surge 2“ eines der führenden deutschen Studios für PC­ und Konsolenspiele. Das Game „Lords of the Fallen“ wurde 2015 mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeich­net. THE FRANKFURTER im Gespräch mit Jan Klose, Mana­ging Director und Gründer des Studios.

Welche Philosophie steckt hinter Deck13?

Jan Klose: „Deck13 soll nicht nur hervorragende Videospie­le entwickeln, sondern auch ein lebens-­ und liebenswerter Arbeitsplatz sein. Ohne unser Team sind wir nämlich gar nichts, und wer sich nicht wohl fühlt und sich nicht ent­falten kann, wird auch keine tollen Spielkonzepte verwirk­lichen können.“

Warum Frankfurt?

„Weil die Gründer hier geboren sind. Objektiv betrachtet wäre Kalifornien ein weit besseres Pflaster, um ein fort­schrittliches Geschäft aufzumachen, so ehrlich muss man sein, nachdem man 20 Jahre in Deutschland mit schlech­ten Rahmenbedingungen kämpft. Auf der anderen Seite ist Frankfurt eine super vielseitige und sehr lebenswerte Stadt, die sich rasant und positiv entwickelt, und wir haben gutes Internet und den Flughafen. Also ist alles am Start für eine gute Zukunft.“

Wie siehst du die Gaming-Szene Frankfurt?

„Frankfurt hat neben ein paar mittelgroßen Studios wie Deck13, Crytek und Keen Games noch keine große Ga­ming­-Szene, und wir arbeiten mit einigen Initiativen daran, das zu verbessern, beispielsweise mit einem Inkubator für junge Gaming-­Studios. Immerhin gibt es Ausbildungsmög­lichkeiten und jedes Jahr siedeln sich neue, teils internatio­nale Gaming-Firmen hier an. Es geht voran, aber es könnte noch schneller gehen.“

Wo trifft sich die Gaming-Szene?

„Das ist sehr unterschiedlich, für einige Jahre war die Apfel­weinwirtschaft Dauth-­Schneider in Sachsenhausen eine zuverlässige Adresse, sowie der Mainkai/Schöne Aussicht und der Friedberger Markt. Aber auch die Berger Straße ist immer einen Besuch wert, da geht’s heute Abend hin.“

PLAYGROUND FRANKFURT

GATEWAY FOR THE GAMING-SCENE: 1337 FRANKFURT

1337 – Das ist „Leetspeak“, also Cyber­-Slang, bei welchem Buchstaben durch ähnlich aussehende Ziffern oder Son­derzeichen ersetzt werden. Die so genannte Leetspeak (1337 oder 5P34K) entstand in den frühen 2000ern und ist insbesondere durch das Spiel „Counter-Strike“ in der Gaming-­Szene populär geworden. „Leet“ steht für eine Abwandlung aus „Elite“ und sollte verdeutlichen, dass die Leetspeak zu dieser Zeit nur für ausgewählte Insider, also für die Gaming-­Elite, bestimmt war. Heute ist diese Szene weitaus offener und salonfähig geworden. Um junge Frank­furter und neue Mitglieder für eSports und Gaming zu be­geistern, hat „1337 Frankfurt“ eben genau diesen Namen gewählt und sorgt somit für Aufklärung und Integration in der Frankfurter Gaming-­Szene.

ESports BY EINTRACHT FRANKFURT

In Europa zu Hause – auch virtuell. Seit 2019 engagiert sich Eintracht Frankfurt im eSport-Bereich und betreibt ein eigenes eSports­-Trainingszentrum am Riederwald. Hier steht logischerweise der virtuelle Ball im Mittelpunkt: FIFA Fußball-­Simulation. Highlights sind die „Scouting Days“, an denen EF­-Mitglieder um die Teilnahme im FIFA-­Kader bat­teln. Die digitalen Adler von Eintracht Frankfurt sind Teil der Virtual Bundesliga. Außerdem tritt das Team in der „League of Legends“ an, einem der populärsten internatio­nalen eSport-­Titel der Welt.

QUESTHUB FRANKFURT

Das neue Spiele-­Atelier QuestHub Frankfurt auf dem Areal des Milchsack­ Kulturgeländes im Gutleutviertel, etwas versteckt und noch ein echter Insider-­Tipp. Im Sortiment: alle Brett-­, Karten-­ und Tabletop Warga­me-­Spiele. Games Workshop, Battlefront Miniatures, CMON, Fantasyflight Games und vieles mehr, das An­gebot wächst stetig.

"LAS VEGAS MEETS FRANKFURT": OUSLY GAMES

Ously Games ist „die“ Social Gaming­-Plattform, made in Frankfurt. Jochen Martinez, CMO von Ously Games: "Wir entwickeln hauptsächlich Technologie: B2B und B2C. Neben Hochleistungs­-Backend­-Systemen zum Betrieb von regulierten und in Deutschland lizensierten Online Casinos, den patentierten Slotfinder, aber auch unsere eigenen Spielewebseiten wie die ‚SpinArena‘ – alles aus einer Hand, alles Inhouse, made in Frankfurt!

‚SpinArena‘ ist ein so genanntes ‚Social Casino‘, das ist nicht genehmigungspflichtig und 100 Prozent legal, weil man nicht um Geld spielt. Hiermit sind wir sehr erfolgreich und setzen gerade eine neue Benchmark in der Branche. Parallel dazu sind wir gerade im Lizensierungsverfahren um eine Deutschland-­Lizenz zum legalen und regulierten Betrieb eines Online Casinos in Deutschland. Diese Lizenz werden wir auch zu 100 Prozent bekommen. Rechtliche Grundlage hierfür ist der neue deutsche Glückspiel-­Staats­vertrag, der seit dem 01.07.21 in Kraft getreten ist.“

Und welche Rolle spielt Frankfurt für Ously Games?

Jochen Martinze: "Online-Glücksspiel ist ein Milliardenmarkt und wir möchten nichts weniger als Frankfurt zu einem Hotspot für diesen sehr lukrativen Markt zu machen. 'Frankfurt meets Las Vegas' ist nicht umsonst einer unserer Claims."