Auf dem Mailänder Salone, der weltweit wichtigsten Messe für zeitgenössisches Interior Design, sind Üppigkeit und Glamour angesagt. Unser Herausgeber Robin Zabler war mit dem Frankfurter Experten für Fliesen Leo Parhomovski von Hermitage unterwegs, hat sich in den Messetrubel rund um die perfekte Inszenierung von Möbeln, Accessoires, Interieurs und Kunst gestürzt und liefert uns eine farbenfrohe Bilanz.
Jedes Jahr im Frühling herrscht in Mailand für eine Woche der Ausnahmezustand - denn dann ist Salone! Zur bekanntesten Möbelmesse der Welt, die in diesem Jahr zum 58. Mal stattfand, reisten über 380.000 Besucher aus 180 Nationen an. Zusätzlich zeigten viele Hersteller in der Stadt, auf dem sogenannten Fuorisalone, Neuheiten und Inszenierungen in Showrooms und an ausgefallenen Orten. Ich begleitete Leo Parhomovski, der die Messe so gut kennt wie seine Westentasche, um ein paar Einblicke aus der Business-Perspektive zu erhalten.
Wer zum Salone nach Mailand kommt, will natürlich italienisches Design sehen. Einer der Aufsteiger der vergangenen Jahre ist die Marke Visionnaire, die auf erlesenen Luxus setzt. Fast 60 Monomarkenstores unterhält Visionnaire weltweit, der Umsatz liegt bei 50 Millionen Euro - und das innerhalb von 15 Jahren nach Gründung. Visionnaire ist nur ein Beispiel für viele italienische Möbelhersteller des Luxus-Segments wie B&B Italia, Baxter, Giorgetti, Fendi, Longhi, Minotti, Molenti oder Poltrona Frau, die längst den internationalen Markt im Blick haben. Das hat zur Folge, dass sich ganze Reisegruppen durch die Stände schieben. Minotti hatte sich auf den großen Ansturm vorbereitet, indem sie die Möbel ins Glashaus gesetzt hatten, um das man herumlaufen konnte.
Auch sind noch immer Re-Editionen von Klassikern angesagt, wie man bei den Design-Marken Cassina, Cappellini, Knoll, Vitra und Zanotta sehen kann. So nimmt Knoll an der Seite des bekannten Architekten Rem Koolhaas das Bauhaus-Jubiläum ins Visier, indem sie den "Barcelona Chair" von Ludwig Mies van der Rohe inszenieren. Hintergrund: Die amerikanische Marke hatte, nachdem durch den Zweiten Weltkrieg einige Bauhäusler in die USA immigrierten, die Gunst der Stunde ergriffen. Und Cassina legt den "Capitol Complex Chair" wieder auf, den Pierre Jeanneret für das Parlamentsgebäude im indischen Chandigarh von Le Corbusier entworfen hatte. Wirklich neue Konzepte sind darüber hinaus rar. Nur Kartell ist im 70sten Jahr seit Bestehen immer noch für eine Überraschung gut: Den "A.I. Chair" hat Philippe Starck zusammen mit einer künstlichen Intelligenz gestaltet.
Die Milan Design Week ist ein Hochfest der Raumkultur.
3 FRAGEN AN ANDREA GENTILINI, CEO VISIONNAIRE
Was ist der Look von Visionnaire?
Zeitlose Eleganz made in Italy. Vom Gesamtlook bis ins kleinste Detail ist alles durchdacht, komfortabel, harmonisch. Jedes unserer Projekte, jedes unserer Designs hat den Anspruch, einzigartig zu sein.
Das ist also Ihre Vision?
Ja, indem wir uns einer Reihe bestimmter Werte und philosophischer Leitlinien verschrieben haben. Sowohl unternehmerisch als auch im Design. Für letzteres ist das Zusammenspiel von traditionellem Handwerk und modernster Technik, von kulturellem Erbe und zukunftsweisender Innovation, von Liebe zu Produkt, Material, Umgebung und Mut zu kühnen Ideen essenziell.
Wie definieren Sie Luxus?
Für Visionnaire ist Luxus gleichbedeutend mit Exklusivität. Unser Ziel ist es, Dinge zu schaffen, die jenseits des Üblichen sind, fuori norma...