KÜNSTLERIN CAROLIN KROPFF

Der Studiospace Lange Strasse 31 ist das Atelier der Frankfurter Künstlerin Carolin Kropff, die einige Jahre in Dubai lebte. Es geht um Kommunikation, Workshops und Quilting Bees. Galeristin Heike Strelow sprach mit der Malerin und Textilkünstlerin.

Es gibt sie noch, die privaten kulturellen Initiativen, die sich auf die inhaltliche Vermittlung von Kunst und Kultur, aber auch der Produktion von Kunst verschrieben haben. Eines ist der von der Frankfurter Künstlerin Carolin Kropff geleitete Studiospace Lange Straße 31. Sie versteht den Ort als eine Plattform für die Zusammenarbeit von lokalen und internationalen Künstler:innen, Kunsthistoriker:innen und anderen Theoretiker:innen sowie interessierten Laien.

Carolin, seit neun Jahren öffnest du dein Atelier für andere Künstler:innen, was hat dich dazu angetrieben, einen so persönlichen Ort immer wieder temporär zu teilen?

Carolin Kropff: „Ich habe das Studio zufällig gefunden. Zuvor hatte ich einige Jahre in Dubai gelebt und auf der Suche nach einem geeigneten Atelier in Frankfurt stieß ich auf diesen wunderbaren Raum im Herzen der Stadt. Mir war sofort bewusst, dass ich ihn nicht nur nutzen wollte, um meine eigene Arbeit zu machen. Ich wollte sein Potenzial als Ort des Miteinanders, des Ausstellens und schließlich des gemeinsamen Machens entfalten. Wie genau das aussehen sollte, das war mir anfänglich nicht klar, ich wusste nur, dass ich es versuchen musste.

Wichtig wurde das ‚Gasthaus‘ (2015) mit der britischen Künstlerin und Fashion-Designerin Felicity Brown. Ich kannte sie aus Dubai. Aus dieser Einladung ist eine vitale Zusammenarbeit entstanden, die für meine künstlerische Arbeit und mein Selbstverständnis als Künstlerin prägend ist. Der Studiospace ist ohne unsere Zusammenarbeit nicht zu denken. Auch wollte ich Künstler:innen wie Hassan Sharif aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, mit denen ich im engen Austausch stand, dem Frankfurter Publikum vorstellen. Aus diesem Wunsch ist eine Ausstellungsreihe entstanden, die am 21. Juli mit Ebtisam AbdulAziz und Eva Weingärtner ihren vorläufigen Abschluss findet.“

Einleitend spreche ich vom Studiospace Langestraße 31, auf deiner Homepage findet sich aber auch der Begriff Studiowerkstatt 31. Was findet denn alles unter dem Dach deines Studios statt?

„Meine umfangreichen Recherchen der vergangenen Jahre zu Textil bestätigte mein Anliegen, Kunstproduktion als Kommunikation, aber auch kollektive Praxis ernst zu nehmen. Dies führte dann auch zur Gründung der Studiowerkstatt 31 mit Werkstattgesprächen, Quilting Bees und Workshops, die sich auf handwerkliche Produktionsmethoden aus der ganzen Welt stützen. Der Fokus der Werkstatt liegt auf Austausch von Erfahrungen und darauf, mit anderen zu erforschen, was mit spezifischen Materialien von Hand geschaffen werden kann und wie es sich anfühlt. Es geht um den persönlichen Fingerabdruck, die einzigartige Note im Prozess. Und natürlich nutze ich den Raum auch für die Arbeit an meinen Bildfindungen.“

Ein wichtiger Schwerpunkt des Studiospaces scheint mir die kulturelle Begegnung zu sein. Ist dies dein Herzensanliegen?

„Auf jeden Fall. Kreativität ist ein Ausdruck von Lebensfreude. Ich möchte Menschen dazu inspirieren, ihrer Kreativität Aufmerksamkeit zu schenken, sich selbst als kreativ zu erleben. Und dazu, an der Sprache der Kunst teilzunehmen.“

Ich bin überzeugt, dass wir unserer Intuition vertrauen können. Und mit dieser Intuition können wir die Improvisation als eine Methode nutzen, die es uns ermöglicht, Dinge spontan zu erschaffen. Carolin Kropff

Das gesamte Projekt ist sehr von deinem Blick auf Kunst und Kultur geprägt. Ich würde sogar so weit gehen, deine Interaktionen mit anderen Künstler:innen, Kulturschaffenden und Laien als Teil deines künstlerischen Schaffens zu bezeichnen. Gehe ich da zu weit?

„Deine Annahme stimmt. Nach der ‚Being Eve Journey‘ mit Felicity war mir klar, dass es mir beim Kunstschaffen nicht nur um eigene visuelle Schöpfungen und die Präsentation in Ausstellungen geht. Da hat sich ein Fenster geöffnet. Die Arbeit an Bilderfindungen ist auch zentral. Alles hängt zusammen und beeinflusst sich.

Ich finde den Begriff der Socially Engaged Art Projects wichtig und einiges, was im Studiospace passiert, sehe ich dort verortet. In den Ausstellungen gebe ich den Künstler:innen Raum für Dialog. Die Arbeit der Studiowerkstatt steht idealerweise im Einklang mit der Persönlichkeit der Teilnehmer:innen. Die Projektarbeit entwickelt sich dynamisch weiter.“

Ausstellungen, insbesondere mit internationalen Künstler:innen, aber auch Kunst- und Textilworkshops sind kostenintensiv, der Fokus deiner Arbeit ist aber nicht kommerziell. Aber wie finanzierst du deine Projekte?

„Zu einem Teil bekomme ich Unterstützung des Kulturamts Frankfurt, wofür ich sehr dankbar bin, und erhielt Förderung von Frauenreferat und der Hessischen Kulturstiftung. Ohne die Mithilfe der Künstler:innen und meiner Familie könnte ich die Arbeit nicht umsetzen. Die Finanzierung ist und bleibt eine schwierige Frage.“