KÜNSTLERIN ALEX PROBA

Sie arbeitete schon für Louis Vuitton, Google, Vogue International und Nike: Die deutschstämmige New Yorkerin Alex Proba fasziniert mit abstrakten Pastell-Kreationen auf Möbeln, Accessoires, Textilien – und Poolböden in Palm Springs. THE FRANKFURTER sprach mit der erfolgreichen Designerin über das Entstehen einer eigenen Handschrift.

Ihre dekorativen Muster erinnern an Matisse‘ Scherenschnitte, als seien diese aus einer Bonbonschachtel entwischt. Doch Alex Proba’s Werke lassen sich nicht in eine Schublade stecken. Von Gemälden über Murals bis hin zu Skulpturen, Dekor und allem, was dazwischen liegt. Ihre Wandgemälde sind in Hotels, Restaurants und Läden in der ganzen Welt zu sehen. Sogar Mode findet sich in ihrem facettenreichen Gute-Laune-Portfolio. Sie entwirft am Computer, so lässt sich bei Murals und Pools auch die räumliche Wirkung simulieren. Die Umsetzung erfolgt per Hand.

In einer Arztfamilie in Lüdenscheid bei Wuppertal aufgewachsen, beschloss Proba, ihrem Herzen zu folgen und absolvierte in Deutschland und in den Niederlanden ein Studium der räumlichen Gestaltung und des kontextuellen Designs - die beste Entscheidung ihres Lebens, wie sie sagt.

THE FRANKFURTER: Hallo Alex, wann begannen Sie sich für das Kreative zu interessieren?

Alex Proba: „Die Naturwissenschaft stand im Mittelpunkt unserer Familie und die einzige Farbe, die wir zu Hause hatten, war Marineblau - der Rest war schwarz und weiß. In meiner Freizeit verbrachte ich oft Stunden im Garten meiner Großmutter und umgab mich mit Farben. Meine ersten Bilder waren daher vor allem Blumen, aber ich lernte Kunst und Handwerk mehr denn je zu schätzen, als ich im Alter von 16 Jahren als Austauschschülerin in Ohio war. Dort begann ich zu zeichnen, zu malen und mit Materialien und Objekten zu experimentieren. Ich hatte ein besonderes Gefühl beim Schaffen und als ich nach Deutschland zurückkehrte, hörte ich nicht auf. Meine Eltern sahen es als ein Hobby an, ich nicht. Ich machte jedoch einen kurzen Umweg über die Medizin, bevor ich begann, die Welt des Raum- und Grafikdesigns sowie des Produkt- und Möbeldesigns zu erkunden.“

In Ihren Werken drücken Sie anhand von Farben, Mustern und positiven Stimulationen der Sinne verschiedenste Emotionen aus. Wie gehen Sie dabei vor?

„Ich bin in erster Linie eine visuelle Künstlerin, und alle meine Kreationen sollen eine Emotion hervorrufen. Meine Arbeit ist eine Zelebrierung von Farben und Mustern, die ich als positive Stimulation der Sinne betrachte. Allerdings versuche ich, mich nicht von anderen visuellen Eindrücken inspirieren zu lassen als von denen, die der Alltag uns bietet. Das können Geräusche, Gerüche oder auch Erinnerungen sein. Manchmal brauche ich nur ein Telefongespräch mit meiner Großmutter, um meinen kreativen Fluss in Gang zu bringen.

Um ehrlich zu sein, gibt es keinen bestimmten Prozess, den ich anwende. Im Herzen bin ich eine Macherin. Ich versuche, jeden Tag etwas zu schaffen, auch wenn es nur Skizzen von meinen Ideen sind. Manchmal gibt es Momente, in denen ich meine Kreativität sogar als persönliche Therapie nutze.“

Ein Meilenstein ist das Projekt “A Poster A Day” (2013-2017). 2013 eröffneten Sie außerdem Ihr Büro „StudioProba“ in Brooklyn, zu dem heute auch „ProbaHome“ gehört. Was hat „A Poster A Day“ so besonders gemacht?

„Für dieses Projekt habe ich mit meinem Online-Publikum über Instagram zusammengearbeitet und sie teilhaben lassen, indem sie mir Geschichten erzählten, die ich dann in etwas Visuelles umgesetzt habe. ‚A Poster A Day‘ war der Weg, mich selbst als Künstlerin und Designerin zu finden, und weniger ein Werkzeug für den Prozess oder die Kreation. Indem ich jeden Tag etwas schuf, wurde mir klar, was ich gerne mache und worin ich gut bin. Das hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Das bedeutet nicht, dass ich mich seit dem Ende des Projekts nicht weiterentwickelt habe – es ist eher so, dass ich die Angst davor verloren habe, meine Arbeit zu zeigen und beurteilt zu werden, und stattdessen mehr Selbstvertrauen gewonnen habe, einfach zu erschaffen und an mich zu glauben. Das Projekt war ungeplant, aber entscheidend für meine Karriere, da es die Menschen dazu brachte, mich und meine Arbeit zu SEHEN.“

Ihre Kundenliste liest sich eindrucksvoll. Auch für den deutschen Glashersteller Ritzenhoff haben Sie bereits entworfen. Bekommen Sie viel kreativen Freiraum?

„Es gibt ein Konzept und eine Idee, mit der die Kunden zu mir kommen, aber glücklicherweise kommen sie wegen meiner Kunst zu mir, und so habe ich die meiste Zeit 100 Prozent Freiheit bei dem, was ich schaffe. Ich bin jedoch sehr wählerisch und schütze meine Arbeit, so dass ich sorgfältig entscheide, welches Projekt zu mir passt und welches nicht.“

Im Herzen bin ich eine Macherin. Alex Proba

Welches Projekt ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

„Zu meinen unvergesslichsten Werken gehören definitiv meine Pools. Sie machen auch am meisten Spaß. Was ich persönlich daran am meisten liebe, ist, dass meine Kunst zwei Leben hat - eines ohne und eines mit Wasser. Zwei völlig unterschiedliche Darstellungen ein und desselben ‚Gemäldes‘. Das Wasser erweckt mein Werk zum Leben und es scheint, als würde es sich mit uns bewegen. Es ist fast wie ein Korallenriff voller Leben in einem Pool - fast wie eine künstliche Natur.“

An was arbeiten Sie gerade?

„Ich mache mehr Kunst im öffentlichen Raum (Skulpturen), was mich freut. Ich wünschte, ich könnte die ganze Welt mit meinen Installationen bedecken und die Menschen dazu bringen, sie zu erleben, mit ihnen zu interagieren und Freude zu verbreiten.“