JOY OF SHARING

Nutzen ist das neue Besitzen; Teilen besser, als allein zu konsumieren; Austausch an Erfahrung besser als das Horten von Wissen im Elfenbeinturm. Wir sind, weil wir teilen. Und wir sind besser, effizienter, ressourcenschonender ... und glücklicher, sagt Claudio Montanini.

In der Autoindustrie wird seit den 2010er-Jahren intensiv über Abo-Modelle nachgedacht: Warum ein Auto in der Garage vorhalten, wenn man es eigentlich nur ab und zu braucht? Beispielsweise für den Einkauf am Wochenende. Es reicht eigentlich aus, den Wagen in der passenden Größe auszuleihen: Für den sonnigen Wochenendtrip das Cabrio, für den Skiurlaub mit Familie den SUV und für sporadische Termine in der City den smarten Stadtflitzer. Doch die Zeit ist noch nicht reif, die Angebote der Hersteller zu starr und letztlich auch zu teuer. Sind wir, die Nutzer:innen, bereit, auf Besitz zu verzichten anstelle der bedarfsgerechten Nutzung? Eher nicht. Vor allem nicht im großen Stil. Zu unsicher, zu unsichtbar, zu wenig Status für die Generationen Baby Boomer, X und Y. Dabei gibt es Lebensbereiche, in denen immer schon geteilt wird: Eltern kennen das. Die Erstausstattung des Babys wird aufgehoben. Alles andere – vom Kuscheltier, über Kinderwagen bis zum Bobby Car – zirkuliert innerhalb der Familie und des Freundeskreises oder wird nach Nutzung wieder verkauft. Die Idee des Teilens verbreitet sich, neue Angebote und Services entstehen. In vielen Restaurants kommt das Essen nicht mehr portioniert pro Gast, sondern in einer breiten Auswahl an verschiedenen Speisen, von denen sich die gesamte Tischgemeinschaft bedient. Schnabulieren statt einfach nur den eigenen Teller leer essen.

Startups wie Uber (besitzt kein einziges Auto) oder Airbnb (besitzt keine einzige Wohnung) sind mit solchen Ideen Weltmarktführer geworden. Clothesfriends oder WeDress Collective treffen den gleichen Nerv: Es zählt nur die temporäre Nutzung, nicht der dauerhafte Besitz. Das Anhäufen nervt vor allem bei Klamotten. Kein Kleiderschrank ist groß genug für die Einkäufe des Jahres und verliert bereits beim Befüllen an modischer Aktualität, wenn nicht konsequent wieder ausgemistet wird. Was für ein Irrsinn. Freund:innen haben doch schon immer Klamotten getauscht und sich damit wohl gefühlt. Gemeinsam nutzen statt alles besitzen. Das ist die Formel zum Glücklichsein.