JESSICA FIRLEJ - IN THE NAME OF VENUS

So unverblümt hat THE FRANKFURTER wohl noch nie beim Lunch geplaudert. Wir trafen die Bestsellerautorin und Expertin in Dating- und Liebesfragen Jessica Firlej zum Talk über Sexappeal, Sehnsüchte und – natürlich – Männer zum Verlieben. Das Restaurant Casa de Rosé am Opernplatz lieferte die lustvolle Bühne für wahre Worte.

Das Pflaster an der Alten Oper ist nicht für High Heels gemacht. Jessica Firlej läuft den Parcours entlang Frankfurts Golden Mile allerdings mit großer Sicherheit und macht dabei eine aufregende Figur. Sie weiß um ihre Ausstrahlung. Wir sind im Casa de Rosé verabredet, das mit seinen verspielten Formen und Dekoren bis hin zu den auffallend bunten Espressotassen und Tellern wie eine avantgardistische Theaterkulisse anmutet, in der gleich eine Oper gesungen wird. Dass die 32-jährige Frankfurterin in Dating- und Liebesfragen kein Feigenblatt vor den Mund nimmt, machen ihre Bücher und Tipps auf ihrem TikTok-Kanal klar, die genau den Nerv der Frauen treffen, die auf der Suche nach dem perfekten und vor allem dauerhaften Match sind, oder unter einer Trennung leiden wie nach einem Todesfall. Entwaffnend ehrlich und schonungslos sind ihre Ratschläge. Kostprobe? „‘Du bist zu gut für mich.‘ Wenn ihr diesen Satz aus dem Mund eines Mannes hört, rennt!“

CAPRICORN IN LOVE

Sexappeal definiert sie als ein „inneres Licht, das man anknipsen kann“, bedeutungsvoller als Schönheit. „Ich selbst werde nie ein schlankes Model sein, und das weiß ich. Dementsprechend kleide und verhalte ich mich. Man kann mit Sexappeal, mit Blicken und Körpersprache, auch ein bisschen spielen, warum nicht?“ So spielt sie auch ein bisschen mit unserer Kamera, lacht mit den Augen, lehnt sich lasziv an eine Säule. Unterschätzen sollte man diese Frau nicht. Im Sternzeichen Steinbock geboren, setzt sie Hörner ein, wo sie gebraucht werden: „Ich kann unfassbar stur sein, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe.“ Gerade arbeitet sie an ihrem dritten Buch, einem Roman diesmal. Nach der großen Liebe sucht sie noch, das ließe sich nicht erzwingen.

Bislang hielt keiner ihrer Männer einer dauerhaften Qualitätskontrolle stand, und aus dem Blauen heraus verlassen wurde sie auch schon. „Man lernt oft Männer kennen, die zu sehr mit den Augen überall sind. Ein Mann muss mir aber ein sehr stabiles Gefühl von Sicherheit geben, sonst kann ich mich nicht fallenlassen.“ Bei ersten Dates wirke sie eher kühl und distanziert, das könne Männer abschrecken. Auf fremdem Terrain wildern, sei nicht ihr Ding: „Ich bin nicht der Typ, der anderen Frauen den Mann ausspannt. Ich will lieber alles und keine Affäre sein.“ Apropos Sicherheit, heißt es nicht, haken wir nach, dass der Steinbock, einer der Chefs im Tierkreis, besonders schlecht mit der Waage auskommt und generell nie blind partnerschaftlich investiert? Treffer. „Waage-Männer sind mein absoluter Albtraum“, bestätigt sie, denn, „sie können nicht so mit Geld umgehen und ihre Diplomatie macht mich wahnsinnig“.

MUSICAL FATHERS

t einer eigenen Jazzband. Er hat uns damals toll aufgenommen und wir ihn. Auch mein leiblicher Vater, wie meine Mutter kam er aus Polen, war Schlagzeuger“, erzählt sie. Sehr jung ist die Mutter als Jessica auf die Welt kommt. Im Kindergarten lernt sie Deutsch und wächst parallel mit der polnischen Kultur auf. Ein Teil der Familie lebt heute noch in Polen und in Wien. Früh drückt sie sich kreativ aus, schreibt Tagebuch und macht sich viele Gedanken über das Leben und den Sinn von Lieben und geliebt werden. „Irgendwie süß, wenn ich mir das heute wieder durchlese. Diese undefinierbare Sehnsucht nach Liebe und Männern ist immer spürbar.“ Nach dem Abi will sie Schauspielerin werden, nimmt Unterricht und spricht in ganz Deutschland vor – und scheitert „kläglich“. Stattdessen studiert sie Journalismus, das Schreiben wird zum beruflichen Elixier. Jahrelang schreibt sie für die BILD. „Ich war noch nicht soweit, nicht reif genug für die Schauspielerei. Aber das freie Ausleben von Dingen auf der Bühne, die einem sonst ja abtrainiert werden, reizte mich doch sehr.“

LOVE HURTS

Mittlerweile sind wir auf die gemütliche Restaurantterrasse umgezogen, der Opernplatz, die „schönste Sonnenbank Frankfurts“, geht hier in die Verlängerung. Sehen und gesehen werden, schöne Menschen und Paare flanieren vorbei. Jessica Firlej holt uns mit harten Details ins Kopfkino: ein Exfreund datete parallel 21 Frauen und hatte mit ihnen vermutlich auch Sex. Irgendwann habe sie den Betrug bemerkt, aber doch die Augen vor dem Unfassbaren verschlossen. Nach der Trennung „war ich am Tiefpunkt meines Liebeslebens angekommen, so krass war das.“ Sie suchte sich psychologische Hilfe und konnte in Therapien herausarbeiten, was sie von einer Partnerschaft, von Liebe und Beziehung, eigentlich erwartet. Im Nachhinein sei sie für jede Trennung dankbar, erklärt sie, „denn diese haben mich mir selbst ein Stück nähergebracht.“ Und als Dating-Expertin kann sie mit diesen Erfahrungen umso besser anderen Frauen ein Kompass in der komplizierten Beziehungswelt sein, ergänzen wir. Gerade in der Single-Hochburg Frankfurt sind gute Ratschläge emotional überlebenswichtig. Wie findet man die wahre Liebe – und behält den dicken Fisch am Haken bei den schier endlosen neuen Optionen, die ständig den Weg der Männer kreuzen?

Viele Menschen suchen den perfekten Partner, die perfekte Partnerin. Dabei ist niemand perfekt, auch der Suchende nicht. Jessica Firlej, Bestsellerautorin und Dating-Expertin

HAPPY END

Wer schreibt, liest gern. Wir erraten es: Liebesromane! „Das Parfüm“ und „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah sind zwei ihrer Favoriten. Auch Bernhard Schlinks „Vorleser“ habe sie gefühlt tausend Mal gelesen. „Leid muss vorher da sein. Die besten Geschichten sind die, wenn am Ende alle zusammenkommen. Das Buch meines Lebens könnte ‚Lass es Liebe sein‘ titeln, es dreht schon vieles darum.“ Wie in ihren TikTok-Clips ist Jessica Firlej geradeheraus, wenn es um ihre eigene Zukunftsplanung geht. Typisch Steinbock. Vorausschauend. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Auch das Projekt Beziehung und Familienplanung nicht. „Vielleicht bin ich beim Kennenlernen zu pushy, das wurde mir schon gesagt. Ich suche einen Mann, der sich voll und ganz zu mir bekennt. Leider haben Männer ein Problem damit sich festzulegen.“ Stimmt. Aber Frauen oft auch, wenden wir ein. Für alle Geschlechter kann gelten, was die Autorin in ihrem Bestseller, der den Namen der Liebesgöttin Venus trägt, sehr klug resümiert: „Die Hoffnung, dass durch einen perfekten Partner all eure Bedürfnisse erfüllt werden, ist ein starkes Signal dafür, dass ihr an euch arbeiten müsst. Nichts wird euch dauerhaft und konstant glücklich machen.“