Für eine Mega-Summe soll aus einem „Lost Place“ ein prestigeträchtiges Hochhaus-Quartier werden: „Das Präsidium“. Das denkmalgeschützte Entrée des ehemaligen Polizeipräsidiums wird dabei zum gestaltgebenden Identifikationsträger einer neuen Wohn- und Arbeitsarchitektur.
Es ist ein Frankfurter Filetstück, dicht bei der Messe und am Hauptbahnhof: das Grundstück des maroden, seit mehr als 20 Jahren leer stehenden ehemaligen Polizeipräsidiums an der Friedrich-Ebert-Anlage, wo in den nächsten Jahren ein weiteres spektakuläres Hochhausprojekt entstehen wird. Der Name erinnert an die ehemalige Nutzung und ist von ikonischer Einprägsamkeit: „Das Präsidium“ wird der von der Düsseldorfer Gerch Group entwickelte Komplex heißen, der auf dem etwa 15.000 Quadratmeter großen Grundstück gebaut werden soll – 175 Meter hoch wird es gehen. Wenn alles perfekt läuft, könnte der 800 Millionen-Bau bereits 2026 oder 2027 fertiggestellt sein. 212 Millionen Euro hat die Gerch Group an das Land Hessen für das Areal bezahlt, womit die Gesamtinvestition eine Milliarde Euro knapp übersteigen wird.
SCULPTURAL POWER
Die Planung des Hochhauses mit abgeschrägter Spitze, der markanten Glasfassade und der leicht versetzten unteren Gebäudehälfte – Siegerentwurf eines Wettbewerbs aus dem Jahr 2020 – stammt von dem Frankfurter Büro Meixner Schlüter Wendt Architekten, dessen Werk internationale Beachtung gefunden hat – etwa auf den Architekturbiennalen in Venedig. Claudia Meixner, Florian Schlüter und Martin Wendt haben beeindruckende Gebäude realisiert, die allesamt von starker skulpturaler Kraft sind. Immer wieder wurden ihre Planungen mit Kunstwerken verglichen und als „skulpturale Architektur“ bewundert. Ein großartiges, konzeptionell zwingendes Beispiel dafür ist etwa die Dornbuschkirche in Frankfurt, die 2006 vollendet wurde. Das bisher wohl bedeutendste Projekt des Büros ist der „Neue Henninger-Turm“, ein von einer Glasfassade dominiertes Wohnhochhaus in Sachsenhausen, das den Vorgängerturm ganz bewusst zitiert.
450 APARTEMENTS
Doch zurück zum Präsidium: Meixner Schlüter Wendt Architekten haben für den entstehenden, skulptural anmutenden Hochhausturm mit seinen 48 Geschossen eine Mischnutzung aus Büroräumen und Wohnungen vorgesehen. Etwa 450 Wohnungen sollen im Turm und zwei weiteren Gebäuden entstehen, größtenteils Luxuswohnraum, aber auch 30 Prozent geförderter Wohnraum. Der denkmalgeschützte, neobarocke Altbau des ehemaligen „Neuen Königlichen Polizeipräsidiums am Hohenzollernhof“ (1911-1914) mit seiner wunderbaren Fassade zum Platz der Republik, seinen Marmorsäulen, Natursteinböden und kunstvoll verzierten Geländern aus Schmiedeeisen - also der vordere Teil des Präsidiums - wird erhalten bleiben und als Entrée des Quartiers fungieren. Sogar der im Krieg zerstörte ursprüngliche Dachreiter soll nun wiederhergestellt werden. Auch eine Kindertagesstätte und eine Schule sind geplant.
UNDER A SHIMMERING ROOF
Im historischen Gebäude mit seinem schwarz schimmernden Schieferdach – das als Motiv in abgewandelter Form auch von den neuen Gebäuden aufgenommen wird – werden Gastronomie und weitere Büros entstehen. „Die Atmosphäre in der Eingangshalle wollen wir erhalten“, erklärt Architektin Claudia Meixner. Der hintere Teil des bestehenden Gebäudes soll dem Hochhaus weichen – und zusammen mit zwei weiteren Wohnhäusern ein neues Ensemble bilden, so die Architektin: „Das wird alles zusammen strahlen.“ Eine wohl nur kleinere Hürde ist der aktuelle Bebauungsplan, der an dieser Stelle kein Hochhaus mit 175 Metern Höhe vorsieht und alsbald geändert werden soll – so das Versprechen der Stadt Frankfurt. Im Herbst 2023 wird die Baugenehmigung für „Das Präsidium“ vorliegen, lässt die Stadt verlautbaren.
Im historischen Gebäude mit seinem schwarz schimmernden Schieferdach – das als Motiv in abgewandelter Form auch von den neuen Gebäuden aufgenommen wird – werden Gastronomie und weitere Büros entstehen. „Die Atmosphäre in der Eingangshalle wollen wir erhalten“, erklärt Architektin Claudia Meixner. Der hintere Teil des bestehenden Gebäudes soll dem Hochhaus weichen – und zusammen mit zwei weiteren Wohnhäusern ein neues Ensemble bilden, so die Architektin: „Das wird alles zusammen strahlen.“ Eine wohl nur kleinere Hürde ist der aktuelle Bebauungsplan, der an dieser Stelle kein Hochhaus mit 175 Metern Höhe vorsieht und alsbald geändert werden soll – so das Versprechen der Stadt Frankfurt. Im Herbst 2023 wird die Baugenehmigung für „Das Präsidium“ vorliegen, lässt die Stadt verlautbaren.
CONTEXTUAL SCULPTURE
„Das Hochhaus“, erläutern die Architekt:innen, „transformiert das Motiv des schimmernden Schieferdaches des ehemaligen Polizeipräsidiums, verlängert es in den Himmel und wird zum Signet für das neue Ensemble im Stadtbild. Eine kontextuelle Skulptur.“ Das Büro versteht seine Arbeit mehr als ein „Finden“ denn als ein „Erfinden“: „Aus unserer Sicht sollte ein Architekt die realen Gegebenheiten genau in den Blick nehmen und zur Entfaltung kommen lassen. Zugleich gilt es, das Vorgegebene gedanklich zu transzendieren und am Ende in eine architektonische Form zu transformieren.“