Der Deutsche Fußballbund (DFB) hat Mitte 2022 seinen neuen Campus in Frankfurt-Niederrad bezogen. THE FRANKFURTER sah sich an dem Ort um, wo die deutschen Nationalmannschaften mit avancierten Methoden und in einem auf Teamgeist ausgelegten Gebäude trainiert werden.
Viele andere Länder wie Frankreich oder Großbritannien haben schon seit Jahren ein Trainingszentrum für ihre Fußball-Nationalmannschaften. Deutschland zieht jetzt nach. Der DFB-Campus bietet kompakt alles, was die Zukunft des deutschen Fußballs fördert. Hier trainieren die Nationalmannschaften der Männer und Frauen sowie die Nachwuchsteams, zudem werden Trainer:innen und Schiedsrichter:innen weitergebildet. Dies findet unter dem Dach der so genannten DFB-Akademie statt, die das Herzstück des neuen Zentrums bildet. Auch die Verwaltung und das Präsidium des DFB finden hier ihren Platz. Rund 700 Menschen arbeiten an diesem Ort – und obwohl auch der DFB Homeoffice zulässt, kommen die meisten lieber zum Arbeiten auf den Campus, weil er so attraktiv ist und das Miteinander fördert, wie wir erfahren. Darüber hinaus ist der DFB-Campus ein Ort, der sich an die fußballinteressierte Öffentlichkeit richtet. Jugendteams können sich hier einen Tag lang wie die Profis fühlen und auf den Plätzen trainieren. Vom neu geschaffenen Bürgerpark, der an den Campus angrenzt, kann man die Mannschaften beim Training beobachten.
1.155 CONSTRUCTION DAYS
FIVE CONNECTED BUILDINGS
„Der Sport formt die Architektur“, war das Motto bei der Planung des DFB-Campus. Unter einem einzigen Dach befinden sich fünf Gebäude, die alle miteinander verbunden sind: die DFB-Akademie, die große Fußballhalle, eine Mehrzweckhalle, die Verwaltung sowie der Boulevard, der Athletenzimmer, Seminarräume, Gastronomie, Café, Fitnesscenter und TechLab beherbergt. Außerhalb befinden sich drei große Fußballplätze, die mit dem Gebäude verzahnt sind. Der Campus gibt sich zeitgenössisch in seiner Gestaltung, ist lichtdurchflutet und transparent. Die dreieckigen, polygonalen Flächen des Dachs, das sich aus den tieffliegenden Flugzeugen gut erkennen lässt, tauchen auch sonst überall auf dem Campus auf – sei es an den Decken oder in der Landschaftsarchitektur, die vom Büro Greenbox stammt. Besonders beeindruckend ist der alle Häuser verbindende Boulevard, der sich über die gesamte Länge – 307 Meter – des Gebäudes erstreckt, und der von mehreren Galerieebenen geprägt ist. Das Besondere daran ist, so Architekt Kilian Kada, dass man sich hier unbehelligt vom Trubel des Empfangsbereichs zwischen den Gebäuden bewegen kann. Der Boulevard mit seinen zwei Willkommenstresen ist sogar so beliebt, dass hier auch große Veranstaltungen stattfinden können. Neben der dafür ebenso geeigneten Mehrzweckhalle ist das eine attraktive Option. Das grafische Wegeleitsystem gibt sich sportlich-schraffiert und wurde vom Frankfurter Atelier Markgraph entwickelt.
VIEW TO THE SKYLINE
Das Gebäude mit der stattlichen Fläche von 49.000 Quadratmetern und bis zu vier Geschossen wird von den DFB-Mitarbeiter:innen gerade erst noch entdeckt. In den Großraumbüros sieht man, dass hier der Fußball zuhause ist: Über den Stuhlrücken hängen Trikots, auf den Regalen befinden sich Devotionalien wie Fußbälle. Und überall stehen noch ungeöffnete Pakete vom Einzug. Es herrscht eine moderne Arbeitsatmosphäre, auch, weil viele junge Menschen hier tätig sind. Für ungestörtes Arbeiten kann man sich in Sofaecken zurückziehen, die mit einem hohen, akustisch abschirmenden Rücken ausgestattet sind. Teeküchen und Ebenen laden zu informellen Treffen ein. Von überall kann der Blick nach außen durch bodentiefe Fenster schweifen. Ein großer Balkon sowie eine Terrasse eröffnen den Blick auf die Fußballfelder und die dahinterliegende Skyline – malerischer könnte es kaum sein. Ausstaffiert wurden die Büros vom Designhersteller Vitra – neben den durchgängig schwarzen, weißen und grauen Farben setzen Möbelstücke in sportlichem Rasengrün punktuell Akzente. Zur Überraschung sind die Spielerkabinen samt Duschen in mattem Anthrazit gehalten. In der großen Fußballhalle, die ein Geschoss tiefer in der Erde liegt, riecht es noch nach dem künstlichen Rasen, der auf dem Zuschauerbalkon ausgelegt wurde. In einem Jahr sollte sich das gegeben haben, versichern die Architekten.