CLASSIC DRIVE INSTINCT

Amy Shore fährt Classic Cars nicht nur, sie fotografiert sie auch mit einzigartigem Instinkt. Die junge Britin ist eine der besten Automobil- und Lifestyle-Fotograf:innen Europas. Als Botschafterin einer Reihe nobler Marken zückt sie auf der ganzen Welt ihre Nikon. Für THE FRANKFURTER gab sie einen Einblick in ihren very british Kosmos.

Amy Shore hat dieses besondere Auge. Sie versetzt mit der Kamera wunderschöne Classic Cars, ob beim Boxen-stopp an einer berühmten Rennstrecke oder inmitten einer typisch englischen Landschaft, in eine geradezu malerische Stimmung. Dabei werden die Chromjuwelen nicht überhöht, sie bleiben faszinierende Technik und Gestalt. Darauf achtet die Könnerin. Couragierte Roadtrips – mit einem 1985er Mini Mayfair 1.800 Meilen allein bis zur nördlichen Spitze der Shetland-Inseln und viele Abenteuer mehr – wechseln sich ab mit Shootings an exotischen Orten, bei Rennen und Classic Car-Festivals, wohin sie ihre Auftraggeber schicken. Ihr Vater arbeitete in den 1980er-Jahren als Modellbauer für das Team Lotus und später als Karosseriebauer für Classic Car-Restaurierungen. Die Begeisterung liegt im Blut.

Amy, woher kommt dein Faible für die Fotografie?

„Als ich 16 Jahre alt war, kauften meine Eltern mir die erste Kamera. Mein Vater hat sich schon immer für Fotografie interessiert. Ich wollte mir damit ein bisschen Geld verdienen, etwa bei Hochzeiten. Ich hätte nie gedacht, dass das Medium ein Vollzeitjob sein könnte. Meine Liebe für Classic Cars begann, als mein zwei Jahre jüngerer Bruder sein erstes Auto kaufte, einen klassischen Mini. Ich konnte doch nicht zulassen, dass mein jüngerer Bruder jetzt cooler ist als ich! Also habe ich mir auch einen gekauft (weil mein Vater schon viele davon hatte und wusste, wie man diese Autos repariert!). Damals war ich 19 und ich habe diesen Mini noch heute.“

Worin liegt der Reiz – im Vergleich zu modernen Sportwagen?

„Ich finde, dass Oldtimer viel mehr Reiselust und Fernweh verkörpern als superschnelle Sportwagen. Man fühlt mehr und sieht mehr (besonders, wenn man eine Panne hat!). Manchmal ist es schwierig, nicht an jeder schönen Ecke anzuhalten, um ein Foto zu machen, weil es dann so lange dauert, bis man am Ziel ankommt!“

Was war für dich bislang das schönste Classic Car Rennen, das du fotografiert hast?

„Die Kinrara Trophy beim Goodwood Revival! Das Licht, die Fahrer, das Rennen – es ist einfach magisch.“

Deine Philosophie beim Fotografieren?

„Sei freundlich, sei transparent. Ich versuche, ein sehr offener Mensch zu sein und niemanden zu täuschen, und das versuche ich auch bei meinen Bildern. Ich mag es nicht, Aufnahmen zu verfälschen. Ich verstehe aber, dass manchmal Dinge in Pose gesetzt werden müssen, aber ich hasse es, wenn man es tun muss!“

Wohin ging es für deine aufregendsten Shootings?

„Mein jüngstes Abenteuer führte mich nach Sri Lanka. Wegen Problemen mit dem Flugzeug brauchte ich drei Tage, um dorthin zu gelangen! Aber mein aufregendstes Abenteuer war wohl die Fahrt von Athen nach Oxford für die Marke Mini. Wir hatten drei Fahrzeuge – einen Klassiker, einen modernen Klassiker und einen modernen Mini. Wir sind in zwei Wochen durch 13 verschiedene Länder gefahren. Ich habe es absolut geliebt. Bei Roadtrips blühe ich erst so richtig auf. Ein weiteres aufregendes Erlebnis war, meine Mutter bei ihrem ersten Roadtrip durch Europa zu begleiten. Nach fünf Meilen schwor ich mir, sie nie wieder ein Auto mit Linkslenkung und Automatik fahren zu lassen!“

Was fährst du privat?

„Ich besitze vier Autos, die ich über das ganze Jahr fahre, je nachdem, was ich gerade arbeite und wie weit ich fahren muss. Ich habe noch meinen 1985er Mini Mayfair, dann einen 1974er MGB GT, den mir mein Freund zum 30. Geburtstag letztes Jahr geschenkt hat (ich war damit mit meiner Mutter unterwegs und wir haben fast die Kupplung verloren!), einen 2003er Land Rover Defender (das ist seit etwa drei Jahren mein Langstreckenauto) und schließlich seit einigen Wochen einen 2009er Jaguar X-Type. Daneben besitze ich noch einen Land Rover Freelander von 1998, der aber in einem ziemlich üblen Zustand ist. Ich habe ihn umsonst bekommen, weil der Besitzer keine Lust hatte, ihn zurück nach London zu fahren! Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Wagen nicht doch an einen Schrotthändler verkaufen soll!“

In meinem 2003er Land Rover Defender trage ich Ohrenschützer, sonst würde ich auf der Autobahn taub werden. Amy Shore

Reparierst du auch selbst?

„Seit einigen Monaten betreibe ich mit meinem Partner eine Jaguar-Restaurierungswerkstatt. Gerade sitze ich im Büro unserer Werkstatt, während unsere Mitarbeiter an einer Reihe von E-Types arbeiten. Ich selbst repariere oder restauriere keine Oldtimer, aber mein Partner. Es ist eigentlich sein Geschäft, da er die ganze harte Arbeit macht, aber wir haben es zusammen begonnen mit sehr wenig Geld.“

Angenommen, du könntest dir einen Oldtimer aussuchen, egal wie hoch sein Preis ist. Welcher wäre es?

„Ich würde mir einen Volvo P1800 holen, da er unglaublich unaufdringlich und cool ist. Er ist elegant, aber immer noch ein Volvo. Oder einen Jaguar XJS, aber ich würde hier sicherstellen, dass die Benzinkosten beim Kauf gedeckt sind!“