CITY COTTAGE

In Alt-Bonames entdeckten Kay und Nathali Mack einen schlafenden Schatz. Aus dem verschachtelten Haus an der Burgmauer machten der Architekt und die Modedesignerin ein modernes Domizil mit Persönlichkeit und Charme. Unser Team besuchte das Paar bei einer kleinen Landpartie in ihrem City-Cottage.

"Das Haus von 1914 war so unfassbar hässlich und extrem verbaut über die letzten Jahrzehnte. Jede Struktur fehlte", erinnert sich Kay Mach an die Zeit vor dem Umbau. Schon länger träumte die Familie von einem ländlichen Rückzugsort mit Garten und doch optimaler Verkehrsanbindung. Der Zufall half - stellte jedoch harte Bedingungen, denn das 500 Quadratmeter große Anwesen in Alt-Bonames war das sprichwörtliche hässliche Entlein, das niemand haben wollte. "Das war unsere Chance. Ich habe keine Angst vor alten Objekten und habe gezielt danach gesucht. Anfangs wurden wir belächelt, inzwischen sind viele auf der Suche nach solchen Kleinoden in Bonames, seitdem Immobilien dieser Größe in der Innenstadt fast nicht mehr zu bezahlen sind."

In Alt-Bonames ist das stolze Bauerndorf, das dieser Stadtteil im Norden Frankfurts einmal war, noch gut erkennbar, barocke Fachwerkhäuser und Scheunen schmiegen sich an Hofreiten des 19. Jahrhunderts. Im Mittelalter gab es Burg und Stadtmauer, römische Wege führten einst daran vorbei. "Unsere ganze Straße steht unter Denkmalschutz", so Kay Mack, "nur unser Haus nicht, das es bereits mehrfach verändert wurde."

MOODBOARDS

Das strahlende Weiß von Buttermilch kommt uns in den Sinn. Jeder Raum ist darin eingetaucht, weiße Wände und Dielen reflektieren das Sonnenlicht und lassen die niedrigen Räume größer wirken. Alle Unzulänglichkeiten und Hindernisse, die das Haus seinen neuen Besitzern präsentierte, wandelten diese in Schokoladenseiten um. "Wir haben das heillos verbaute Haus vertikal geteilt, das war der Trick. Die Grundrisse wurden komplett geändert", erklärt Kay Mack.

Fein rausgeputzt zeigt sich der ursprüngliche Charakter des Hauses, die Balken, die urige Holztreppe, die in den ersten Stock führt, und auch einige der alten Türen. Gegessen wird am langen Holztisch mit passender Bank. Der Küchenschrank aus der Wirtschafswunderzeit, von der Hausherrin mit weißer Farbe verjüngt, passt genau zum Stil zwischen French Vintage und skandinavischem Hygge-Look. Ans Herz gewachsene Flohmarkfunde bilden kleine Moodboards und werden ständig neu zusammengestellt. Lieblingsplatz der Macks ist die große überdachte Lounge-Terrasse, die bei fast jedem Wetter benutzt wird. Oft kommen Freunde auf ein Glas Wein vorbei und schwärmen von dem südlichen Lebensgefühl, das hier aufkommt.

HIDDEN GREEN

"Containerweise schafften wir Schutt raus. Alte Lehmwände konnten wir erhalten, dazu alles fünffach mit Kalkfarbe streichen - eine unfassbare Arbeit." Ungewohntes Terrain für das gebürtige Nordlicht Kay Mack, dessen Frankfurter Büro sonst ultracoole und repräsentative Architekturen und Interior Design plant und umsetzt. "Bewusst halte ich hier meine Arbeit raus, das Haus ist mein gedankliches Nest", sagt er.

Anders Nathalie Mack, die sich ein Atelier mit Show-Room eingerichtet hat, wo sie luxuriöse Tücher und Schals entwirft. Sie ist es auch, die Geschick im zauberhaften Garten beweist. Über steile Steinstufen gelangt man auf eine Wildwiese wie aus dem Märchen, eingerahmt von Aprikosenbäumen, Gemüse und Quittenstämmen. Die Sonne meint es gut mit diesem Flecken. "Alles ist insektenfreundlich. Und aus der Backsteinscheune nebenan kommen Fledermäuse", schwärmt sie. Dass dieser Boden Geschichte hat, beweisen die Schießscharten der ehemaligen Stadtmauer. Von der Straße aus ahnt man nichts von diesem grünen Refugium, so ist es schon immer gewesen. Abschotten will sich das sympathische Paar nicht, lieber genießt es, was zu einem lebendigen "Dorf" gehört, ein Schwatz mit den Nachbarn auf der Straße und das Vereinsleben: "Wir haben einen Naturschutzverein mitgegründet und Nathali ist jetzt im Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereins Bonames. So kann man etwas tun und lernt enorm viele Leute kennen."

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OLD BONES

Hauskater Fritzi blinzelt kurz, stellt sich schlafend und lässt uns das charaktervolle Haus erkunden. Seine Bewohner haben eine Schwäche für Nestbau und Patina. Hier ist nichts von der Stange. Wir finden, das Haus ist ein Appell an alle, die meinen, ein verkorkstes Gemäuer lohne nicht. Eine Straßenecke weiter wird mit schwerem Gerät ein anderer "alter Knochen" umgebaut. Da haben wohl wieder Städter ihr Nest gefunden.