Die Generation Z, geboren zwischen 1995 und 2010, hat hohe Erwartungen an Arbeitsgeber. Sie legt Wert auf eine gesunde Lebensweise, nachhaltige Mobilität und kann sich ein Leben ohne digitale Technologie nicht vorstellen. Studiert die Gen Z auch anders? Ein Gespräch mit Maren Kaus, Direktorin Career Services an der Frankfurt School of Finance & Management (FS).
Möglichst viel Freizeit. Zu anspruchsvoll. Nicht belastbar. Geringe Loyalität („Jobhopping“). Vieles wird der Generation Z nachgesagt. Es stimmt, dass sie manches kalt lässt, was die Babyboomer noch „heiß“ machte. So ist im Job kaum ein Junger mehr stolz, möglichst viele All-Nighter auf der Uhr zu haben. Arbeit soll das Leben bereichern, nicht definieren. Wie ticken Studierende der Generation Z, und wie verändern sie die Hochschulen?
Ist die Gen Z studiermüde? Erstmals seit 15 Jahren geht in Deutschland die Zahl der Studierenden zurück (Quelle: Statistisches Bundesamt). An der Justus-von-Liebig-Universität Gießen und der Technischen Hochschule Mittelhessen zeichnet sich gar eine „Flaute“ ab, der Rückgang liegt dort im zweistelligen Prozentbereich. Wie sieht die Situation an der FS aus?
Maren Kaus: „Bei uns ist eher ein Gegentrend zu bemerken. Die Zahl unserer Studierenden in den klassischen akademischen Programmen (Bachelor, Master, MBA und EMBA) ist vom Vorjahr bis heute von rund 3.000 auf 3.300 gestiegen. Der Zulauf ist nach wie vor sehr gut. Das bestätigt uns, dass wir für die Wünsche und Karriereplanungen der Generation Z attraktive Studienprogramme bieten. Einen Boom erleben die Bereiche Blockchain, Krypto und Data Science. Aber auch Sustainability – ein grüner und nachhaltig agierender Finanzsektor – gewinnt an Bedeutung. Ungebrochen ist außerdem das Interesse für die Sparten Investmentbanking und strategisches Consulting.“
Wie nehmen Sie an Ihrer Hochschule die Gen Z wahr?
„Dass es die erste Generation ist, die in allen Lebensbereichen mit digitalen Technologien aufgewachsen ist, macht ihren sehr hohen Anspruch an eine akademische Ausbildung deutlich. Niemand aus dieser Generation muss mehr am PC oder bei Anwenderprogrammen geschult werden, mit diesem Wissen kommen die Studierenden bereits zu uns. Entsprechend groß ist die Erwartungshaltung, was ein möglichst großes Angebot an fortschrittlichen und zeitgemäßen digitalen Services und Formaten angeht. Etwa Remote-Angebote für das Lernen zuhause oder Lernpfade, die ein selbstbestimmtes Lernen fördern und entwickeln.“
Ist diese Generation wirklich faul?
„Nicht faul. Wir erleben diese Generation als sehr leistungsbereit, immer noch ehrgeizig, aber in einer guten Balance zwischen Studium, Arbeit und Privatleben. Die Gen Z ist mit dem Begriff ‚Talent‘ aufgewachsen. Die jungen Menschen können sich heute die Stellen aussuchen und wechseln dann meist alle drei bis fünf Jahre, um sich ein Stück weit neu zu erfinden. Die klassische Karrierefrage wie früher gibt es weniger. Purpose ist ihr ganz wichtig, also eine Sinnhaftigkeit empfinden. Man will Spaß und Freude erleben, auch im Joballtag. Auch erkundigen sich immer mehr Studierende, was die Hochschule oder ein Arbeitgeber, der um sie wirbt, in Sachen Umweltschutz leistet. Das Thema nehmen wir sehr ernst, unsere Dach-Solaranlage etwa liefert bis zu 57.000 kWh Ökostrom, und unsere Toiletten funktionieren mit Brauchwasserspülung, um nur zwei Beispiele zu nennen. Man muss Nachhaltigkeit selbst leben, nicht nur in der Forschung und Lehre.“
Lernt die Gen Z anders?
„Ja. Es geht weniger darum, wie man eine Lösung findet, die sich aus Büchern erschließt. Der Lernprozess an sich ist wichtiger geworden, das heißt, diese Generation ist daran interessiert, die eigenen Lernerfahrungen zu steuern und Informationen aus einer Vielzahl von Ressourcen und Materialien zu integrieren. Die digital verfügbaren Quellen sind reich und vielfältig. Ganz gleich aus welchem Land unsere Studierenden kommen, alle sind digital fokussiert. Junge Formate, etwa der Podcast von Prof. Dr. Philipp Sandner, Leiter unseres Blockchain Centers, im Gespräch mit Financial Influencers kommen unglaublich gut an.“
Erfolg im Beruf wird angestrebt, aber anders definiert als früher. Ein tolles Gehalt ist für die Generation Z nicht mehr der alleinige Motivator. Maren Kaus, Direktorin Career Services, Frankfurt School of Finance & Management
Und die KI übernimmt die Masterarbeit?
„Natürlich muss man die Verwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Texterstellung kritisch überprüfen. KI grundsätzlich zu unterbinden, halte ich aber für den falschen Ansatz und ist auch nicht mehr möglich. Entscheidender ist die Frage, wie mit den Quellen umgegangen wurde. In der Summe lassen sich mit ihnen Themen noch viel kontroverser diskutieren und darstellen.“
Zeichnet sich bei den Absolvent:innen ein Trend ab?
„Sicher der einer Teilung. Viele sagen, ich arbeite 70 Prozent Remote in einem Unternehmen und 30 Prozent meiner Kapazität stecke ich in die Gründung eines Start-Ups, wo man ein eigenes Thema aufbauen und entwickeln kann. Es geht im Ganzen darum, das Leben flexibler zu gestalten und neben Purpose eine stimmige Balance zu finden.“