Zeitgenössische Kunst zu fördern und den Mitarbeiter:innen Aspekte des aktuellen Kunstgeschehens am Arbeitsplatz erlebbar zu machen, ist das Ziel renommierter Kunstsammlungen großer Banken. In Frankfurts Banktürmen sind erstrangige deutsche und internationale Positionen vertreten, deren Wert immens ist. THE FRANKFURTER wirft einen Blick auf die Schwergewichte.
Auf Etagenfluren, neben Druckern und Garderobenständern hängen sie: die Kunstschätze. In Frankfurts Bankenhochhäusern sind hochkarätige Werke zu sehen, die mehr als nur Wände, Foyers und Büroräume verschönern. Als kuratierte Sammlung stehen sie für kulturelles Engagement und die Förderung von Künstler:innen und der bildenden Kunst. Neben ihrem kulturellen Kapital sind sie eine beachtliche Wertanlage. Und nicht ganz nebenbei punktet eine imposante Kunstsammlung in Sachen Aufmerksamkeit und Prestige für das Unternehmen. Eigene Abteilungen und Teams kümmern sich um Konzeption, Ankäufe, Sammlungskataloge, öffentliche Ausstellungen und Vermittlungsprogramme. Verkleinert ein Bankhaus seine Sammlung, ob Verkauf oder dauerhafter Verleih an Museen, gilt das als wirtschaftlicher Seismograph.
ART ON 60 FLOORS
Gegründet 1979. Die Deutsche Bank verfügt mit derzeit rund 55.000 Kunstwerken über eine der weltweit größten und bedeutendsten Unternehmenssammlungen. Schwerpunkte sind Zeichnungen und Fotografien nach 1945. Das Herz des globalen Kunstengagements im Unternehmen (u.a. London, Mailand, Hongkong, New York und Zürich) schlägt in den Zwillingstürmen an der Taunusanlage. Jede Etage ist einem Kunstschaffenden gewidmet, insgesamt werden rund 100 internationale Positionen aus 40 Ländern präsentiert. Ist in Turm A vor allem die deutsche Gegenwartskunst vertreten, widmet sich Turm B Künstler:innen aus Asien, Amerika, Nahost und Afrika. Regelmäßig werden öffentliche Führungen angeboten. Der 2017 in unmittelbarer Nachbarschaft eröffnete Deutsche Bank Campus konzentriert sich auf globale Diskurse wie Geschlechterrollen und Migration. Profilschärfung: 2020 trennte sich die Deutsche Bank von rund 200 Kunstwerken. Vor allem Gemälde und Skulpturen aus der Klassischen Moderne wurden über Auktionshäuser versteigert und machten Platz für jüngere Papierarbeiten und Fotografien. Bereits 2008 erhielt das Städel Museum 600 Kunstwerke aus der Unternehmenssammlung als permanente Dauerleihgabe (damaliger Schätzwert rund 20 Millionen Euro). Die Zusammenarbeit von Bank und Städel Museum ist seit den 1960er-Jahren eng, in 2022 wurde sie um weitere fünf Jahre verlängert.
GUEST PERFORMANCE
THE CUBE
Seit 1999. Die Art Collection Deutsche Börse ist eine der wichtigsten Sammlungen internationaler zeitgenössischer Fotografie. Aktuell umfasst sie rund 2.200 Werke von mehr als 150 Künstler:innen aus 30 Nationen. Gemeinsam ist den Fotografien – von Landschaftsaufnahmen über Porträts, Stillleben und Interieurs bis hin zur Straßenfotografie – die Beschäftigung und Erforschung der „conditio humana“, das heißt, das Ausloten der Bedingungen des menschlichen Daseins und seiner Verortung in der Welt. Darüber hinaus sind Werkgruppen aus der Dokumentar- und Reportagefotografie eingebunden. Nachwuchsförderung und wissenschaftlicher Dialog werden großgeschrieben. Jährlich wird der renommierte Deutsche Börse Photography Foundation Prize an eine:n zeitgenössische:n Fotokünstler:in vergeben. Die Ausstellungen – Positionen aus der Sammlung und monografische Schauen – im Unternehmenssitz, The Cube in Eschborn, sind öffentlich zugänglich (bis 15.01.23, „Vivian Maier. Street Photographer“. Vivian Maier, 1926-2009, arbeitete als Kindermädchen in New York und Chicago. Während dieser Zeit und danach fotografierte sie unablässig).
ART FOR ALL
Gegründet 1993. Die Kunstsammlung der DZ Bank ist in Deutschland und Europa eine der größten ihrer Art. Ihr Schwerpunkt liegt auf fotografischen Ausdrucksformen von 1945 bis zur Gegenwart und umfasst rund 8.500 Arbeiten von nahezu 900 internationalen Künstler:innen. Herausragend ist die amerikanische Konzeptkunst, die in den 1960er-Jahren als wichtige Impulsgeberin für die erweiterte Definition der Kunst verstanden wurde. Im großen Ausstellungsraum finden regelmäßig Schauen statt (09.01.-20.05.23, „Himmel – Die Entdeckung der Welt“. Es geht um die Frage, was der Blick in den Himmel über die Erde und den Aufenthalt des Menschen auf ihr erzählen kann). Führungen, Vorträge, Symposien und Kinderworkshops sowie Uni-Kooperationen sind Teil eines breit aufgestellten Vermittlungskonzepts. Die Sammlung wurde in die Obhut der eigens gegründeten Kunststiftung DZ Bank gegeben.
MAIN TOWER
Seit 1996 konzentriert sich die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) auf die Werke zeitgenössischer Künstler:innen aus den verschiedensten Medien: Malerei, Zeichnung, Fotografie, Skulptur und Video. Bereits vor der systematischen Sammlungstätigkeit hatte Kunst ihren Platz im Bankhaus, darunter Gemälde der Klassischen Moderne und der amerikanischen Minimal Art. Im Main Tower, wo sich der größte Teil der Sammlung befindet, verteilt in den Fluren und Büros (auf jeder Etage sind jeweils zwei künstlerische Positionen gegenübergestellt), begrüßt im öffentlich zugänglichen Foyer eine Videoinstallation von US-Künstler Bill Viola und das Wandmosaik „Frankfurter Treppe“ von Stephan Huber die Gäste. Weitere Werke und Werkgruppen werden in Erfurt, Kassel und Offenbach, sowie an den ausländischen Standorten gezeigt. Im Main Tower werden öffentliche Kunstführungen angeboten.