BEST OF KLEINMARKTHALLE - KMH

Die Kleinmarkthalle, der „Bauch von Frankfurt“, ist Kult – und für Gastronom Peyman Far der „Kühlschrank“ für sein Restaurant KMH nebenan.

Ich kenne Peyman Far, den Herzlichen, den immer Lustigen und Fleißigen, schon ewig. Lange bevor er Gastronom wurde. Seine Vita ist ungewöhnlich. In Heidelberg als Sohn persischer Eltern aufgewachsen. Einige Jahre genoss er als Tänzer auf der Partyinsel Ibiza die Sonne, später arbeitete er im Fashion Einzelhandel, dann in einer Modeagentur in Frankfurt. Mehr aus Zufall und Neugier wurde er Gastronom als er 2014 das „Landwehrstübchen“, ein gemütliches deutsches Restaurant auf dem Sachsenhäuser Berg, übernahm. Die DNA des Traditionslokals behielt er bei und brachte als Küchenchef frische Ideen mit – und alles wurde ein großer Erfolg. Danach folgten originelle Pop-up-Locations, darunter das Konzept „Secret Dinner“ und der „Rote Salon“ im Frankfurter Bahnhofsviertel. Sein Stullen-Restaurant „Broed“ an der Taunusanlage läuft noch immer wie geschnitten Brot. Was Peyman, der Mutige, anfasst, wird gut.

TASTE ON THREE FLOORS

Jetzt hat Peyman das „KMH“ – die Abkürzung für Kleinmarkthalle, die Feinschmeckerei Frankfurts seit 1954 – aus dem kreativen Ofen geholt. In einem ehemaligen Fahrradladen mit Werkstatt erwartet die Gäste auf drei Stockwerken eine aufregend-unaufgeregte Genusswelt. Rein geht es ins KMH am östlichen Eingang (Hasengasse) der denkmalgeschützten Kleinmarkthalle. Ebenerdig, durch große Schaufenster einsehbar, das klar designte Restaurant-Bistro (nice: mit Private Dining-Bereichen), im Obergeschoss ein postmoderner Showroom mit Küchenstudio für Events und Kochkurse und im geräumigen Keller ein Wein(verkaufs-)paradies mit vergitterten Kundenschließfächern für die edlen Tropfen, die im Restaurant getrunken werden. Nicht nur die Laufkundschaft der Kleinmarkthalle kehrt hier gern ein, und viele kommen bereits zum Frühstück – das KMH ist durchgängig bis in den späten Abend hinein geöffnet. Rasch ist das KMH zum angesagten Dreh- und Angelpunkt in der City geworden, ganz wie es sich Peyman erhoffte.

Die Frankfurter Kleinmarkthalle ist mein Kühlschrank. Peyman Far, Gastgeber

Ausgestattet sind die Räume mit Manufakturmöbeln, Designklassikern und schöner Cook- und Tableware, die man im Concept Store des KMH auch kaufen kann. Mit Thomas „Tommy“ Tritsch von Morgen Interiors hat Peymann einen Geschäftspartner gefunden, mit dem er den Anspruch auf exklusives Design und nachhaltigen, regionalen Genuss teilt. Austern, Handkäse, inspirierendes Interior, Kimchi Risotto, easy Party – und mittendrin Peyman. Eine Mischung, die ankommt.

COURAGE DOING

Peyman, der geborene Gastgeber: „Es geht darum, dass unsere Gäste alles, was sie in der Kleinmarkthalle sehen, schmecken und riechen, auch bei uns bekommen – und umgekehrt. Bei uns kann man Zutaten probieren, die man dann in der Halle für zuhause kaufen kann.“ Tatsächlich beziehen Peymann und sein kleines Küchenteam, das von Simon Peters geleitet wird, alles von den Händler:innen der Kleinmarkthalle. Ich staune: Forellen von Fisch Burkhard, Aufschnitt und Trüffel von Feinkost Alasti, Käse von Käse Thomas, Austern von der Mare Blu Austernbar, ausgehobenes Brot von der Bäckerei Huck (dazu gibt’s superleckeren Handkäsetartar!), Kalbsfrikadellen von der inzwischen legendären Fleischermeisterin Anna Satvary, und so weiter. Zu allem gibt es den passenden Wein. Eine Kochausbildung hat Peyman übrigens nie gemacht. Learning through courage to act: „Das Kochen habe ich mir über die Jahre selbst beigebracht, hier und da den Köchen und Köchinnen über die Schultern geschaut, und überall etwas mitgenommen.“ Eine eigene Linie ist dennoch sofort erkennbar – das Deftig-Traditionelle kommt im KMH mit überraschenden Akzenten verjüngt daher. Was haben etwa saftig-säuerliche Granny Smith mit Austern zu tun, wilder Brokkoli mit Oktopus? Bei Peyman und seinem Kitchen-Team mit Simon, Marc, Dani und Abou am Herd sehr viel.

„TREASURE MAP“

„Schatzkarte“ nennt man hier die Weinkarte, die ausgewählte Gäste erhalten. Darauf: Raritäten aus dem Keller. Inmitten dieser flüssigen Schätze entdecke ich ein DJ-Pult, ohne Zweifel fürs entspannte Afterwork. Im KMH ist man Mensch, hier darf man sein und genießen. Typisch für den Gastronomen Peyman Far, der die Menschen auf trendige Weise zusammenbringt. Nach dem Chef’s Choice Prinzip werden beispielsweise an der Bar im Erdgeschoss kleine Gerichte serviert, bis die Gäste satt sind. Außerdem gibt es noch einen großen Sharing Table, wo jeder in der Runde beherzt zugreifen kann. Kleine Gesellschaften erleben im ersten Stock Private Dinner und Kochevents. Wenn die Kleinmarkthalle der „Kühlschrank“ für Peyman ist, so ist das KMH die für alle offene Küche. Und zwar eine, die jede Party, jedes Gespräch, erst so richtig gut macht. Wo alle zusammenkommen und Spaß teilen. Peyman, der Magnet.

ROCK IN THE SURF

Für die ehrwürdige Kleinmarkthalle stehen große Veränderungen an. Noch in 2024 soll die lange geplante Generalsanierung beginnen. Ganze vier Jahre sind für die technische Modernisierung veranschlagt. Doch keiner muss auf das liebgewonnene Angebot verzichten, die Bauarbeiten werden bei laufendem Marktbetrieb durchgeführt, so die Planung. Eine Herausforderung für alle Beteiligten. Peyman ist optimistisch: „Wir halten auf jeden Fall unser Konzept und die Geschäftszeiten bei. Letztere haben wir sogar noch erweitert und sind jetzt für unsere Gäste von Dienstag bis Samstag da.“ Peyman, der Fels.