In der Villenkolonie Taunusblick im Frankfurter Stadtteil Preungesheim hat Innenarchitekt Jan Leithäuser eine Jugendstilvilla behutsam saniert und modernes Flair hineingebracht. THE FRANKFURTER ist zu Besuch in einem eleganten und farbenfrohen Zuhause.
Eigentlich könnte die Villa in Mailand stehen. Aber sie steht in Frankfurt im Stadtteil Preungesheim; genauer im Niemandsfeld. Ein prachtvolles Kleinod, das als Sommerhaus der Familie Hochschild 1912 von Architekt Karl Plattner gebaut wurde und in der Villenkolonie Taunusblick angesiedelt ist. Der Besitzer ist selbst Innenarchitekt; Jan Leithäuser wohnt hier mit seinem Partner und einer süßen Fellnase namens Hilde. Das Haus hat der Mittvierziger 2015 gekauft. Es war Liebe auf den ersten Blick, wie er sagt, und so zog das Paar aus der cleanen Sichtbetonwohnung im Frankfurter Nordend in dieses schmucke Stück. „Ich hatte gar keinen Altbau gesucht, aber dann war es plötzlich da.“ Die Entscheidung war so klar, dass er auch gar nicht lange um den Preis verhandelte.
MODERN GRANDEZZA
Die Villa Hochschild machte unter seiner Ägide eine komplette Umwandlung durch – das Haus wurde zuletzt in den 1950er- und 1970er-Jahren saniert. Die vorherigen Bewohner wohnten dort über fünfzig Jahre und hinterließen ein Haus voller Teppiche und Tapeten im 70er-Jahre-Look. Jan Leithäuser versuchte so viel wie möglich von der historischen Substanz zu erhalten und rauszuarbeiten: „Ich wollte den Bogen spannen zwischen dem würdigen Haus und meinem eigenen Style, der kubisch konzeptionell und am Ende auch etwas eklektisch ist.“
Ein modernes Interieur schaffen, das mit der Jugendstilvilla harmoniert. Dadurch entstand eine Collage, die die ganze Grandezza der Villa herauspoliert: Von Muschelkalk-Elementen an den Fenstersimsen, kassettierten Holzvertäfelungen und dekorativen Steinelementen bis hin zu einem imposanten Treppenhaus. Die 210 Quadratmeter verteilen sich auf drei Etagen. Fast alle Grundrisse bis auf das Erdgeschoss entwickelte der Innenarchitekt neu. Nun befinden sich im Erdgeschoss Entrée, Wohn- und Esszimmer, Küche und Gäste-WC, auf den oberen Etagen verteilen sich Schlafzimmer und Ankleide mit Masterbad sowie ein Arbeitszimmer. Im Dachgeschoss gibt es ein Gästezimmer mit Bad, das vorher ein Kinderzimmer war, was man auch an den Einbauten sieht, sowie ein weiteres Arbeitszimmer, denn Jan Leithäuser und sein Partner arbeiten ausschließlich im Home Office – und das schon lange vor Corona. Die beiden waren sich bei der Gestaltung der Villa komplett einig – bis auf das Bad. Da wünschte sich der Partner eine Badewanne – die dann auch realisiert wurde. Allein das Thema Sonnenschutz würde Jan Leithäuser heute anders behandeln – es werde im Sommer etwas warm in der Villa.
FRONT DOOR IN PURPLE
Die behutsame Transformation liegt im Talent von Jan Leithäuser – Neues mit Altem galant zu kombinieren und auch keine Angst vor Farbe zu haben: „Das Haus ist ziemlich bunt.“ So treffen hier petrolblaue Samtvorhänge und Wände auf helles Türkis an weiteren Wänden und auf warmes Grau an den Türen und auf Purpur an der Haustür. Dekorative Leuchten aus Messing, die Jan Leithäuser selbst gestaltet hat, unterstreichen das erlesene Ambiente des Jugendstil-Hauses. Bei den Grundsanierungen wurden die Bäder und Heizungen herausgerissen. Eingesetzt haben die Bauherren dafür nicht etwa Sanitärobjekte von der Stange, sondern selbstentworfene Bäder und Waschtische. Die Armaturen aus Messing stammen vom dänischen Hersteller Vola und die Möbel von Herstellern wie Classicon, Wittmann und Vitra.
Ich liebe das Spiel mit den Spiegeln, das erzeugt tolle Blickachsen. Jan Leithäuser
Ansonsten tragen alle Einbauten die Handschrift von Jan Leithäuser. Hinzu gesellen sich Skulpturen und Familienerbstücke. Teilweise sind darunter richtige Vintage-Schätze wie ein Barwagen von 1925 oder die roten Sessel aus Schweden, datiert auf 1960. Für die Pendelleuchte im Wohnzimmer hat Jan Leithäuser zwei Jahre lang gesucht – und sie schließlich in Wien gefunden. Besonders gefallen ihm an dem Lüster die kleinen kubischen Formen. In einer Nische steht ein Sekretär, der gesäumt wird von Familienfotos. Im Arbeitszimmer prangt ein großes Bild seiner Großmutter an der Wand, bei der er aufgewachsen ist. Statt des vorher eingebauten Teppichbodens ziert nun Eichenparkett mit französischer Spitze den Boden der Villa. Und überall finden sich Kissen für Hund Hilde: „Sie mag es nicht hart.“ Am liebsten hält sich der Hausherr im Wohnzimmer auf, das auch über einen alten Kamin verfügt. Im Sommer natürlich im 500 Quadratmeter großen Garten, den er auch komplett neu angelegt hat – bis auf eine große Tanne.
FINEST MATERIALS
HOUSE OF COMMUNICATION
Das Haus ist geplant als ein Ort der Kommunikation und des Zusammentreffens. Und nicht nur die Nachbar:innen sind begeistert und haben sich von Leithäuser ebenso ihre Villen gestalten lassen. Denn zu den Nachbar:innen haben Jan Leithäuser und sein Partner ein sehr gutes Verhältnis. Oft laden sie sie zu Festen ein. Im Dezember veranstaltet das Paar immer einen Open House-Tag mit selbstgemachten Waffeln und Glühwein: „Dann kommen alle Nachbarn, Bauherren und Handwerker, die wir kennen, mit Oma und Opa.“