David Popa – geboren und aufgewachsen in New York als Sohn eines der ersten Graffiti-Writer des Big Apple – verbindet in seiner Kunst Abenteuer, Naturbelassenheit und den Gedanken der Vergänglichkeit. Er malt in freier Natur, riesig groß und mitunter auch auf Eisschollen. THE FRANKFURTER sprach mit ihm über das Festhalten der Flüchtigkeit.
David Popas Werke sind eine dynamische Konversation mit der Natur über das Ursprüngliche und die Bestimmung der Welt und des Menschen. Und ebenso wie die Dinge der Welt vergänglich sind, zieren auch seine Werke nur kurz die Landschaften, bevor die Natur sie wieder für sich beansprucht. Der Künstler tauschte die Studioleinwand gegen die größte Leinwand der Welt – die Natur. Ob Gletscherlandschaften, felsige Küsten oder staubtrockene Wüsten, er verwandelt sie alle zu einmaligen und flüchtigen Einblicken in die Transzendenz der Welt. Drohnenbilder vermitteln die gigantischen Ausmaße seiner Werke.
Hallo David, Sie leben mittlerweile in Finnland. Das ist ein ziemlicher Tapetenwechsel zu New York. Wie kam es dazu?
David Popa: "Vor meinem Abschlussjahr am College bin ich spontan nach Finnland gereist und habe mich in ein Mädchen verliebt. Es ist eigentlich eine ziemlich klischeehafte Geschichte, die erzählt, wie viele Ausländer in Finnland landen. Ich beschloss, im folgenden Jahr umzuziehen, und kurz darauf heirateten wir. Jetzt lebe ich hier mit meiner Frau und meinen drei Kindern.
Ihr Vater, Albert Popa, war einer der ersten Graffiti-Writer in New York City und hat Sie in die Kunst eingeführt. Hat das zu einer besonderen Bindung zwischen Ihnen beiden geführt?
„Auf jeden Fall. Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meinem Vater und meine Geschichte ist natürlich mit seiner verknüpft. Auf meinem eigenen künstlerischen Weg schloss sich der Kreis, als ich begann, nach draußen zu gehen, um mit meiner Kunst bedeutungsvolle Abenteuer zu schaffen – ganz ähnlich den wilden Abenteuern meines Vaters in seiner Jugend mit den Graffitis in New York.“
Sie arbeiten derzeit hauptsächlich in und mit der Natur, um flüchtige, sogenannte "ephemere Erdarbeiten" zu schaffen. Was fasziniert Sie daran?
„Die Arbeit im Freien, in der Natur, ist eine ganzheitliche Erfahrung, die mich in einer Weise beeinflusst, die ich immer noch nicht ganz begreifen kann. Körperlich, geistig und spirituell fühle ich mich am Ende eines jeden Tages absolut zufrieden und erfüllt. Es ist völlig unvergleichbar mit der Zeit, in der ich nur im Studio gearbeitet habe. Man weiß nie, wie sich das Wetter entwickelt, welche Überraschungen man erlebt, wie die Landschaft einen dazu inspiriert, völlig anders zu denken und etwas ganz anderes zu schaffen, als man geplant hatte. Einfach ausgedrückt: es ist ein Abenteuer – und das ist es, was ich mir für mein Leben immer gewünscht habe.“
Es geht um das Gefühl des Staunens und des Geheimnisvollen angesichts der Welt, in der wir leben, und der Zerbrechlichkeit des Ganzen. David Popa
Die von Ihnen gewählten Orte scheinen wie aus einer anderen Zeit zu stammen.
„Aus irgendeinem Grund fühle ich mich von ätherischen, weitläufigen, fast kargen Landschaften angezogen. Die Suche nach den Drehorten ist eigentlich recht einfach. Ich suche auf Google Maps nach Orten und mache mich dann auf den Weg. Manchmal liegen die Orte auf der ganzen Welt, manchmal sind die besten Plätze nur 15 Minuten von meinem Zuhause in Finnland entfernt.“
Sie verwenden Holzkohle, Erdpigmente und gemahlene Muscheln – also Rohstoffe, die auch für die frühesten Höhlenmalereien verwendet wurden. Was hat Sie dazu inspiriert?
„Als ich mit diesem Projekt begann, wusste ich, dass die Bilder vergänglich sein sollten. Es erschien mir einfach nicht richtig, meine Werke permanent zu der Landschaft hinzuzufügen, die ich so sehr liebte. Ich wollte nur für einen kurzen Moment teilhaben und meine Arbeit durch Fotos und Videos festhalten. Es war anfangs ein ziemlich komplexer Prozess, einen Weg zu finden, dies in die Praxis umzusetzen. Dann kam mir der Gedanke, zu untersuchen, was die Höhlenmaler oder auch -malerinnen als ‚Farbe‘ verwendeten. Ich entdeckte bald, dass es sich manchmal gar nicht um Farbe handelte. Es konnte ganz einfach Speichel gemischt mit Holzkohle sein. Dann wurde mir klar, dass ich nur Wasser mit natürlichen Pigmenten mischen musste, um ein Medium zu schaffen, das wahrscheinlich das umweltfreundlichste ist, das man verwenden kann.“
Worauf achten Sie bei der Planung eines Projekts?
„Meine neue Serie ‚Artist In the Wild‘ etwa ist im Wesentlichen ein Versuch, die transzendenten und überwältigenden Emotionen einzufangen, die wir alle empfinden, wenn wir uns an solch beeindruckenden Orten in der Natur befinden. Die Planung eines Projekts ist an dieser Stelle wirklich nicht allzu formelhaft. Ich bringe einen Filmemacher und ein oder zwei Freunde mit, die mir helfen, und dann sehen wir, wie es weitergeht. Oft schlafen wir in meinem umgebauten Sprinter, zelten oder haben manchmal das Privileg, von den Menschen, die wir unterwegs treffen, beherbergt zu werden. Das ist alles Teil des Abenteuers, bei dem wir versuchen, herauszufinden, was zutage gefördert werden soll.“