40 JAHRE FOTOGRAFIE FORUM FRANKFURT

Seit der Gründung vor 40 Jahren bewegt sich das Ausstellungsprogramm des Frankfurter Fotografie Forums (FFF) auf höchstem internationalem Niveau. Seit 2014 bespielt das einzigartige Zentrum zwei Etagen in der Braubachstraße. Langjährige künstlerische Leiterin ist die US-amerikanische Kunsthistorikerin, Fotografin und Kuratorin Celina Lunsford – THE FRANKFURTER nahm das Jubiläum zum Anlass, mit ihr zu sprechen.

Liebe Celina Lunsford, Sie haben im Jahr 1992 die Galerieleitung übernommen. Wie hat sich das FFF seitdem verändert?

„Wir kuratieren fast alle unsere Ausstellungen hier im Haus. Wir haben das erste, große, internationale Workshop- und Vortragsprogramm für Fotografie in Deutschland begonnen und führen es bis heute weiter. Sabine Seitz kam 2005 als Geschäftsführerin zu uns. Ein großes Glück für die Institution! Die Ray Triennale haben wir 2010 mit ins Leben gerufen. Dank unserem sehr engagierten Vorstand, Thomas Duhnkrack, Aurelio Fichter, Peter Sillem, Michael Leppert und Stephanie Kenedi, ist auch die Anzahl der Mitglieder stetig gestiegen. Der Kreis unseres Publikums hat sich erweitert und geht heute weit über die Foto-, Kunst- und Werbeszene hinaus. Ohne die kontinuierliche Unterstützung der Stadt Frankfurt, von Fujifilm Deutschland, Hauck Aufhäuser Lampe und weiteren Unterstützern könnten wir aber nicht existieren.“

Das FFF hatte eine Pionierrolle für die deutsche Fotoszene. Aber braucht man heute noch ein spezielles Forum für die Fotografie?

„Fotografie ist ein Medium mit unglaublicher Multiplizität. Das FFF steht als unabhängiger Ort für Ausstellungen, Gespräche und Workshops zu Verfügung. Auch, um zu erforschen, was die Möglichkeiten der Fotografie sind und sein können. Eine Grundlage, die heute wichtiger ist als je zuvor.“

Die Arbeit des FFF ändert nicht die Welt, aber sie ändert Menschen, welche die Auseinandersetzung mit der Fotografie berührt und unterstützt, achtsamer zu sein. Celina Lunsford

Die Mischung des Ausstellungsprogramms aus Fotoklassikern, Reportage, Kunst, Werbung und Mode ist ungewöhnlich. Gibt es einen Anspruch, die Fotografie als „Ganzes“ zu zeigen?

„Es geht nicht darum, das ‚Ganze‘ zu zeigen, sondern die Relevanz zu unserem Leben aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Uns interessiert weniger das Metier des Machers, sondern was und wie es kommuniziert wird: Hoffnung, Illusionen, Ungerechtigkeit, Respekt, Liebe, Erinnerung, Emotion, Authentizität.“

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Wie sind Sie nach Deutschland gekommen? Und warum nach Frankfurt?

„Ich kam 1985 nach Deutschland, da mein Partner Bill schon hier lebte. In Stuttgart lernte ich den Fotografen Vincent Alan W kennen. Für ihn habe ich einige Ausstellungen kuratiert und organisiert. Der Mitbegründer des FFF, Manfred Heiting, wohnte damals schon nicht mehr in Frankfurt und das FFF suchte eine neue Zukunftsperspektive. Ich habe mich beworben, den Job bekommen und bin mit Bill nach Frankfurt gezogen.“

Noch bis zum 1. September findet die von Ihnen mitkuratierte Triennale Ray Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain an verschiedenen Orten in Frankfurt und in der Region statt. Das diesjährige Thema klingt recht abstrakt: „Echoes“.

„Die Eigenheiten der Ausstellungshäuser bringen verschiedene Meinungen zusammen. Wir lernen viel voneinander. Eine positive Diskussionskultur entsteht – und dies hilft, das Konzept zu verfeinern. Ich liebe den Titel ‚Echoes‘ vor allem auch mit seinen Untertiteln: ‚Identity, Memory, Emotion‘. Ein Echo ist eine Form von Kommunikation mit sich selbst, wie es etwa die Arbeit ‚Interfears‘ von Jesper Just im Museum Angewandte Kunst zeigt. Ein Echo zeigt, dass wir sehr von unserer Umgebung beeinflusst sind. Es kann auch bedeuten, dass etwas aus der Vergangenheit wiederkommt. Man kann es auch so sehen: Der Fotograf erzeugt einen Ton, mitten im Akt des Fotografierens. Sein Sujet ist der Gegenstand. Das Bild ist das Echo.“

Was gibt es im Rahmen des Festivals im FFF zu sehen?

„Alles kreist um das Thema ‚Identity‘ – insbesondere Gender, Schönheit, Umwelt, Illusionen, Altern und Wandlung. Junge Künstlerinnen und Künstler wie Inuuteq Storch, Mónica Alcázar-Duarte, Dinu Li aber auch Klassiker wie Jürgen Klauke und Joy Gregory untersuchen das Entstehen und die Veränderung von Identitäten. Wir zeigen eine Welt-Premiere von Dinu Li: ‚The Ghost Orchid Gesture‘.“